Trockenes Frühjahr, nasskalter Mai mit Spätfrösten, eine Serie von heftigen Hagelunwettern im Juni/Juli (Schadausmaß in Höhe von mehr als 50 Mio. Eur) sowie eine regenreiche Getreideernte bis in den August – die Ackerbauern wurden heuer öfters auf die Probe gestellt. Erfreulich zeigte sich hingegen der September mit einem sonnenreichen Altweibersommer, der zur Abreife bei den Herbstkulturen beitrug. Die Ernte erfolgte heuer zwei bis drei Wochen später. Während Sojabohne und Ölkürbis bereits zur Gänze eingebracht sind, stehen aktuell noch circa 20 Prozent der Mais- und Zuckerrübenbestände auf den Feldern – Zeit also für eine (Zwischen)bilanz.

Herbstkulturen im Detail

Mais: Während die frühen Sorten Anfang Oktober zur Druschreife gelangten, trocknen mittelfrühe und späte Sorten wegen des kühlen Herbstes nur langsam ab. „Viele Maisbauern müssen zuwarten und mit teils hohen Trocknungskosten ernten“, erklärte Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr. Mit weiteren Ernteverzögerungen steige zudem die Gefahr der Mykotoxinbelastung. Da und dort gebe es jetzt schon erhöhte Werte. Die Körnermaiserträge seien außerhalb der hagelgeschädigten Standorte als „leicht überdurchschnittlich“ einzustufen, liegen im Vergleich zur vorjährigen Rekordernte (12t) aber circa um eine Tonne zurück. Auch beim Silomais konnten „gute Erträge“ eingefahren werden.
Soja: Die Eiweißkultur wurde heuer bis Mitte Oktober geerntet. Auf Grund des warmen und trockenen Altweibersommers konnten die Bestände gut abreifen. Auch hier bewegen sich die Erträge mit durchschnittlich circa 3,2 Tonnen pro Hektar im „leicht überdurchschnittlichen“ Bereich.
Zuckerrüben: Der durch die anfänglich langsamere Jugendentwicklung entstandene Wachstumsrückstand, konnte im Sommer kompensiert werden. Die Durchschnittserträge liegen heuer wieder bei mehr als 90 Tonnen pro Hektar bei einem Zuckergehalt von mindestens 17,5 Prozent.
Für Feitzlmayr ist fraglich ob für 2022 die Rekordfläche von 8200 Hektar gehalten werden kann. „Die Gefahr des Umstiegs auf weniger aufwändige Kulturen wie Mais oder Sojabohne ist wegen der guten Preissituation groß.“ Die Diskussion um den Erhalt der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf werde die Landwirtschaft weiter verfolgen.
Ölkürbis: „Für den Kürbis war es eines der schwierigsten Jahre der letzten Jahre“, so der Pflanzenbaudirektor. Der kalte Mai habe zu großen Problemen beim Feldaufgang geführt – ein Drittel der Flächen musste erneut ausgesät werden. Zudem habe der ungewöhnlich nasse August dazu geführt, dass viele Kürbisse bereits am Feld zu faulen begannen und nicht geerntet werden konnten – diesbezüglich gab es jedoch regional große Unterschiede. Der Ertrag lag im Durchschnitt mit 700 Kilo pro Hektar deutlich unter dem Vorjahr. Laut Landwirtschaftskammer ist der Ölkürbis am Markt „gut nachgefragt“ und die Preissituation mit mehr als drei Euro pro Kilo „zufriedenstellend“.

Betriebsmittelkosten fressen gestiegene Produktpreise auf

LK-Vizepräsident Karl Grabmayr zeigte sich angesichts der „stark gestiegenen Produktpreise“ für Raps, Getreide, Soja und Mais erfreut, jedoch nicht ungetrübt: „Die Düngerkosten haben sich gleichzeitig mehr als verdreifacht.“ Die Situation sei momentan so prekär, dass viele Landwirte gar keinen Dünger mehr bekommen. Die Landwirtschaftskammer rät daher zu einem Teilkauf, „auch wenn es weh tut.“
Zudem seien die Kosten für Diesel, Pflanzenschutzmittel, Futtermittel, Maschinen und Baustoffe massiv im Steigen, sodass von den nun hohen Agrarrohstoffpreisen für den Landwirt am Ende nur noch wenig übrigbleibt: „Die steigenden Kosten fressen alles auf“, so Feitzlmayr.

Niederschläge sorgten für gute Erträge im Grünland

Im Grünland und Feldfutterbau konnten heuer überdurchschnittliche Erträge bei etwas niedrigeren Proteingehalten erzielt werden. „Die Speicher sind voll, das ist eine glückliche Situation“, betonte Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr. Ausschlaggebend dafür seien vor allem die ausreichenden und gut verteilten
Niederschläge im Sommer sowie die warmen Temperaturen im Herbst gewesen. Auf Grund der vielen Niederschläge war es für die Landwirte jedoch nicht immer einfach, passende Zeitfenster für die Ernte zu
finden.
Nachdem die Maikäfer heuer ein Flugjahr hatten, wird 2022 wieder ein Hauptfraßjahr folgen. Die Engerlinge sind mittlerweile geschlüpft und werden im nächsten Jahr intensiv an den Wurzeln der Futterpflanzen fressen. Insbesondere in den Engerlingregionen (Rohrbach, Sauwald, Traunkirchen und Altmünster) sei bei trockenen Bedingungen mit Schäden und Ertragseinbußen zu rechnen. In manchen Gebieten ist neben dem Maikäfer auch noch der Junikäfer vorhanden. Die Engerling-Thematik werde die Grünlandbetriebe jedenfalls noch längere Zeit beschäftigen.

Obst- und Gemüseernte regional unterschiedlich

Die Hagelunwetter haben den Obstbau in kleinerem Ausmaß getroffen als die anderen Kulturen, da viele Flächen unter Hagelschutznetzen stehen. Dort wo die Hagelunwetter waren, seien die Schäden allerdings sehr groß. Beim Tafelapfel werden auf mehr als 400 Hektar bis zu 20.000 Tonnen erwartet. Bei Tafelbirnen wachsen und reifen auf circa 50 Hektar knapp 2500 Tonnen heran. Bei Streuobst gibt es eine verhaltene Ernte mit regional großen Unterschieden. Auch hier spielte der Hagel in vielen Regionen eine entscheidende Rolle. Birnen seien unterdurchschnittlich, Äpfel hingegen ganz gut vertreten. Beim Wein läuft die Ernte noch unter Normalbedingungen.
Der Gemüseanbau ist, abgesehen von einzelnen exponierten Betrieben im Raum Grieskirchen, Vöcklabruck und Gmunden, von den Hagelereignissen nur begrenzt in Mitleidenschaft gezogen worden. Aufgrund der intensiven Niederschläge sowie kalter Sommernächte seien aber bei durchgehend allen Sommer- und Herbstkulturen keine Spitzenerträge erzielt worden.
Bei den drei wichtigsten Vertragsgemüsen (Einlegegurken, Sauerkraut, Rote Rüben) konnte überall eine volle Vertragsmengendeckung erzielt werden. Bei Speiseerdäpfeln sind die Erträge in Oberösterreich je nach Lage, Sorte, Anbauzeitraum und Bodenbeschaffenheit sehr unterschiedlich ausgefallen.

- Bildquellen -

  • Mais muss heuer teils mit hohen Trocknungskosten geerntet werden.: Anthony Brown Adobe-Stock
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QuelleThomas Mursch-Edlmayr
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