Gespannt schauen die Bäuerinnen und Bauern nach Brüssel, wo Ende Juni mit den Verhandlungen zur GAP wichtige Weichenstellungen für die Land- und Forstwirtschaft für die nächsten Jahre, wenn nicht überhaupt Jahrzehnte, anstehen. Mit Sorge beobachten daher auch Obmann Stephan Pernkopf und Direktor Paul Nemecek die am Tisch liegenden Vorschläge. Diese könnten sogar die Versorgungssicherheit in Österreich und Europa gefährden, warnen die beiden Bauernbündler.
Klare Bauernbund-Absage an „ökoromantische Träumereien“
„Ein wesentliches Ziel unserer gemeinsamen Agrarpolitik ist und bleibt die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Alles, was ebendiese gefährdet, wird von uns deutlich abgelehnt und ist im Sinne der Nachhaltigkeit auch zu unterlassen“, fordern Pernkopf und Nemecek praxistaugliche Lösungen ein. Es brauche dringend „mehr Hausverstand und Nachhaltigkeit“ in der EU-Agrarpolitik, gerade „auf den letzten Verhandlungsmetern darf es keine faulen Kompromisse auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern geben.“
Doch worum geht es im Detail? Laut aktuellen Vorschlägen, um die in Brüssel gerungen wird, soll ein entscheidender Anteil von Acker- und Wiesenflächen für die landwirtschaftliche Nutzung stillgelegt werden. Zudem würden „Fruchtfolgebestimmung, die völlig an der Praxis vorbeigehen“, etwa den heimischen Rübenanbau und somit die Österreichs Eigenversorgung mit Zucker ernsthaft gefährden.
Paul Nemecek fordert daher „eine GAP als Werkzeug zur Sicherung der Eigenversorgung in Europa, statt öko-romantische Träumereien“. So sei es ein Gebot der Stunde, die aktuelle Eiweißlücke durch vermehrte europäische Produktion zu schließen, statt klimaschädliche Importe von gentechnisch veränderten Sojabohnen aus Übersee zu fördern. Diese Maßnahmen würden zudem helfen, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen, so der Bauernbunddirektor.
„Unsere Bauern wollen regional und saisonal produzieren und damit solche klimaschädlichen Importe vermeiden“, unterstreicht auch Stephan Pernkopf. Die Corona-Krise und das Suez-Kanal-Fiasko hätten gezeigt, wohin steigende Abhängigkeiten vom Weltmarkt führen.“
Deshalb fordern Pernkopf und Nemecek einmal mehr, die Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln zu stärken. „Diese Erkenntnis ist aber auf europäischer Ebene noch nicht voll durchgedrungen. Es braucht dringend auch in Brüssel ein Umdenken in Richtung Hausverstand und Nachhaltigkeit.“ Eine produzierende und damit die Selbstversorgung garantierende Landwirtschaft müssen auch in Zukunft im Fokus stehen, erklären Pernkopf und Nemecek und stellen damit das Generationendenken des NÖ Bauernbundes in das Zentrum ihrer politischen Arbeit.
Der NÖ Bauernbund wurde vor genau 115 Jahren, am 24. Juni 1906, gegründet. Schon damals habe es sich der Bauernbund zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung jederzeit mit Lebensmitteln zu versorgen und dient den Bäuerinnen und Bauern seither als starke politische Stimme für ihre Anliegen und Forderungen. Damals vor allem in Wien, heute auch in Brüssel.
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