Welche Stellung bezieht der Tiroler Tourismus in Hinsicht auf die großen Beutegreifer Wolf und Bär?
RAINER: Der Großteil meiner Branchenkollegen solidarisiert sich ganz deutlich mit unseren Almbewirtschaftern. Ich persönlich bin der Meinung, dass große Beutegreifer bei uns schlicht und einfach keinen Platz mehr haben. Es ist erschreckend zu sehen, welchen Schaden auch nur ein einziger Wolf bei unseren Nutztieren anrichten kann. Ich möchte nicht erleben, wie es ist, wenn sich erstmals Rudel bilden. Die Politik ist hier mehr als gefordert, eine vernünftige Lösung zu finden, um eine unkomplizierte Entnahme solcher großer Beutegreifer zu ermöglichen.
Besteht die Gefahr, dass sich Feriengäste aufgrund von Berichten über Wölfe und Bären gegen einen Urlaub in Tirol entscheiden?
RAINER: Diese Gefahr sehe ich im Moment noch nicht. Allerdings kann sowas schon passieren, wenn man dem Problem nicht Herr wird. Sollte es einmal einen Angriff auf einen Menschen geben, wie etwa kürzlich in der Slowakei (Anm. d. Red.: Vergangene Woche hat dort ein Braunbär einen 57-jährigen Mann getötet), hätte das fatale Folgen für den Tourismus und auch für die Lebensqualität der heimischen Bevölkerung. Ich möchte nicht, dass sich in unserem Land irgendwer fürchten muss, weil er sich in unserer Natur erholt.
Besonders was das Landschaftsbild angeht, profitiert der Tourismus von der Landwirtschaft. Welche Konsequenzen hätte ein für Freizeitnutzer/Feriengäste eingeschränktes Almerlebnis (durch Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune und Herdenschutzhunde) und die Aufgabe von Almen (inkl. Verbuschung etc.) für den Tourismus?
RAINER: Der Tourismus profitiert natürlich massiv von top gepflegten und frei zugänglichen Almen. Viele Almgebiete sind bewirtschaftet und leben mit und von den Wanderern. Für diese Almen würde dies somit auch einen wesentlichen wirtschaftlichen Einschnitt bedeuten. Der Gast will die Bergwelt erleben, heimische Produkte unserer Almbauern genießen und nicht zuletzt unsere alpenländische Kultur kennenlernen. Hohe Herdenschutzzäune passen hier nicht gerade ins idyllische Bild unserer Almen. Deren Wirksamkeit darf in vielen Fällen ohnehin bezweifelt werden. Die Herdenschutzhunde mögen in einigen abgelegenen Gebieten, in dünn besiedelten Ländern funktionieren. Bei uns ist sowas absolut unvorstellbar. Der Sommertourismus ist ein in den letzten Jahren stark zunehmender Markt. Ohne Almerlebnis würde dieser Markt sehr schnell wieder zusammenbrechen.
Welche Worte möchten Sie den Tiroler Bäuerinnen und Bauern ansonsten mitgeben?
RAINER: Tourismus und Landwirtschaft sind seit jeher stark miteinander verwurzelt. Ich bin überzeugt, dass beide Branchen massiv voneinander abhängig sind und auch gegenseitig stark voneinander profitieren. Deshalb gilt es, bei Problemen zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu unterstützen. Dafür setze ich mich ein.
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