Nachdem Onlinehändler wie Amazon das Einzelhandelsgeschäft durcheinandergewirbelt haben, wird darüber diskutiert, ob auch Hersteller von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln direkt an Landwirte verkaufen können. Eine aktuelle Studie des Agrarökonomen-Netzwerks agri benchmark Cash Crop identifiziert international wichtige Potenziale, aber auch erhebliche Herausforderungen.
Das Expertengremium hebt zunächst hervor, dass lokale Einzelhändler und Genossenschaften aufgrund ihrer persönlichen Beziehungen zu den Landwirten eine relativ starke Marktstellung hätten. Hinzu käme, dass diese Anbieter vielfältige Geschäftsbeziehungen zu Landwirten pflegen würden, auch über die reine Vermarktung von Betriebsmitteln hinaus – zum Beispiel durch Beratung oder durch Ankauf der Ernteprodukte. Diese Dienstleistungen seien im Rahmen einer Direktvermarktung nur schwer zu ersetzen.
Es wurde jedoch auch deutlich, dass der Direktvertrieb für bestimmte Gruppen von Landwirten und für bestimmte Produkttypen eine attraktive Option sein kann. Dr. Yelto Zimmer, Co-Autor der Studie und agri benchmark-Koordinator am Thünen-Institut: „Wenn Landwirte ohnehin auf private Beratung setzen, schafft dieser Service lokaler Händler keine zusätzlichen Loyalitäten. Und unsere Netzwerk-Partner haben darüber hinaus mehrere Beispiele geliefert, die belegen, dass der Direktvertrieb von Betriebsmitten für den Ackerbau auf einigen wichtigen Märkten bereits heute ein relevantes Geschäftsmodell ist.“ So würden zum Beispiel in Brasilien Betriebsmittel erfolgreich durch die Plattform Orbia vertrieben. Dieses Modell dürfte von der zunehmenden Verbreitung der Videokommunikation infolge der COVID-19-Krise profitieren: Viele Landwirte hätten erfahren, dass persönliche Treffen nicht immer notwendig sind, um Informationen auszutauschen.
Red. MS
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