Niederösterreichs Fachschulen beschäftigen sich seit zehn Jahren mit Sortenversuchen und der Koppelnutzung von Hanf als Korn- und Faserpflanze. Jährlich werden acht bis zehn Sorten mit drei unterschiedlichen Saatstärken in einem Exaktversuch verglichen.
Langjährige Sortenversuche nahe Laa/Thaya
Seit der erneuten Zulassung von Tetrahydrocannabinol-armen oder -freien Sorten als Nutzpflanze im Ackerbau im Jahre 1996 hat Hanf auch hierzulande wieder an Bedeutung gewonnen. Die Pflanzen werden relativ groß und bilden starke Fruchtstände mit viele Samen aus. Dank immer leistungsfähiger Mähdrescher können derzeit bis zu vier Meter hohe Pflanzen, nach entsprechender Adaption des Dreschwerks, problemlos geerntet werden.
In Laa an der Thaya werden rund um die Katastralgemeinde Hanfthal im Rahmen eines mehrjährigen Exaktversuchs acht bis zehn Sorten mit drei unterschiedlichen Saatstärken verglichen.
Für die reine Kornnutzung ist eine Saatstärke von 50 keimfähigen Körnern je Quadratmeter optimal. Diese ist in der Praxis derzeit nicht zulässig, da eine Mindestsaatmenge von 20 Kilogramm pro Hektar, das entspricht über 100 Körnern je Quadratmeter, für die Förderungen notwendig ist.
Als mittlere Saatstärke werden 150 Körner pro Quadratmeter gesät. Das bringt im Laufe der Jahre geringere Kornerträge und geringfügig höhere Restpflanzenerträge, sprich Fasern und Schäben.
Für die Fasernutzung gelten 250 Körner je Quadratmeter für das Pflanzenwachstum optimal. So entwickeln sich dünne, gleichmäßig dicke Stängel mit hohem Faseranteil.
Im Jahr 2020 wurden neun Sorten in entsprechenden Saatstärken getestet, neben den Standardsorten „Uso 31“, „Felina 32“ und „Fedora 17“, die Sorten „Orion 33“, „Ferimon 12“, „Santhica 27“, „Santhica 70“, „Futura 75“ und „Futura 83“.
Im Versuchsdurchschnitt der niedrigen Saatstärke wurden rund 10,1 Dezitonnen Hanfkörner pro Hektar geerntet. Bei mittlerer Saatstärke wurden am Ende über alle Sorten gerechnet rund 7,8 Dezitonnen pro Hektar gedroschen, bei der hohen Saatstärke dagegen lediglich 5,9 Dezitonnen Hanfkörner pro Hektar. Der Grund für diese relativ großen Unterschiede war vor allem witterungsbedingt. Es wurden auch höhere Erträge bei später reifenden Sorten beobachtet.
Für die mehrjährige Auswertung wurden sechs ständig im Versuch stehende Sorten in den Jahren 2018 bis 2020 gemittelt und miteinander verglichen (siehe Grafik).
Fazit:
Über die Jahre hinweg wurden nur geringe, statistisch nicht nachweisbare Unterschiede bei den Erträgen der Restpflanzen festgestellt. Eine höhere Faserqualität und -menge gilt bei der hohen Saatstärke als sicher.
Dr. DI Klaus Ofner lehrt und forscht an der LFS Mistelbach
- Bildquellen -
- 11-01-07-21 NO: Grafik: BZ/Artur Riegler