Netzwerk Kulinarik startet 2021 mit ambitionierten Zielen

Dorfläden sichern die Nahversorgung.

Das Netzwerk Kulinarik hat sich in den vergangenen zwei Jahren etabliert. Seit der Neuaufstellung im Frühjahr 2019 sollte unter dem Motto “Aus der Region. Für die Region. In die Welt.” die österreichische Kulinarik entlang der ganzen Wertschöpfungskette gefördert werden. Als eines der Highlights dieser Arbeit nennen die Verantwortlichen die Einführung des  neuen AMA-Genuss-Region-Gütesiegels, um die regionale Lebensmittelproduktion auszuzeichnen. Mehr als 1.600  Betriebe haben sich mittlerweile damit zertifizieren lassen.

Für Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger ist das die logische Konsequenz des “Vertrauensvorschusses”, den die österreichischen Betreibe in Landwirtschaft, Tourismus und Gastronomie schon davor hatten. Und für sie steht fest: “Wir sind durch das Netzwerk Kulinarik aus der Krise eigentlich gestärkt hervorgegangen”. Das Momentum der hohen Nachfrage müsse aber auch weiterhin genutzt werden, denn: “Wir sind gut gestartet, haben eine gewisse Flughöhe erreicht und jetzt wird es Zeit Fahrt aufzunehmen“, so die Ministerin.

Netzwerk Kulinarik-Geschäftsfüherin Christina Mutenthaler will genau das tun. Das Arbeitsprogramm für das neue Jahr sieht daher mehrere Arbeitspakete vor. So soll das AMA-Genuss-Region-Gütesiegel noch mehr Betriebe als bisher auszeichnen. Das Netzwerk Kulinarik will die Betriebe mit kostenlosen Beratungen für das Audit und weiteren Services für Vermarktungsmöglichkeiten – zum Beispiel durch ein professionelles Fotoshooting – unterstützen. Die Kontrollkosten werden vom Landwirtschaftsministerium bzw. den Kammern in den verschiedenen Bundesländern übernommen und das soll durch die neue Periode der GAP (gemeinsame europäische Agrarpolitik) auch weiterhin so bleiben. Außerdem werden Betriebe etwa bei Prämierungen finanziell unterstützt und als “Botschafter”, als “Künstler für Veredelung”, vor den Vorhang geholt.

Vom Online-Shop bis zur Direktvermarktung

Weiters soll die Ess-, Trink- und Küchenkultur im Land, die gepaart mit hoher Gastfreundschaft ist, weiter forciert werden, so Mutenthaler. Dazu bedürfe es der Zusammenarbeit von Produzenten, Gastronomie und Tourismus ebenso wie einer gemeinsamen Sprache in der Vermarktung. Unter anderem wird dazu mit der Österreich-Werbung auf nationaler und internationaler Ebene (vor allem in Deutschland) eine Kampagne lanciert. Mutenthaler erklärt: “Ziel ist, dadurch viele, viele Gäste – Tourist(innen) wie Österreicher(innen) – zu gewinnen.”

Außerdem  wird eine “Dating-Plattform” eingerichtet, auf der Produzenten und Gastronomen sich vernetzen können. Für Konsumenten wird dagegen ein Online-Shop fokussiert, der bis Ostern auf der Homepage von Netzwerk Kulinarik eingerichtet werden soll. “Wir wollen aktuellen und künftigen Kundenansprüchen gerecht werden”, erklärt die Geschäftsführerin. Deshalb soll Betrieben auch der Zugang zu Forschungseinrichtungen leichter zugänglich gemacht werden. Aktuelle Maßnahmen wie Regio-Boxen in Beherbergungsbetrieben, Webinar-Reihen zur Weiterbildung sowie das Entwickeln einer Datenbank sollen auch 2021 fortgeführt und intensiviert werden. 

Zudem ist Mutenthaler der persönliche Austausch mit den Regionen wichtig, denn das Programm werde maßgeblich von den Protagonisten in den Regionen getragen. Sie erklärt: “Sofern es die Corona-Maßnahmen zulassen, möchten wir ab April Regionsstammtische in allen Bundesländern abhalten. Dort wollen wir unser Arbeitsprogramm für 2021 vorstellen, aber vor allem Ideen austauschen und Inputs von den Teilnehmern und Organisationen mitnehmen.”

Wertschätzung und Wertschöpfung

Für Elisabeth Köstinger ist das ein wichtiger Schritt. “Wir müssen den Aufwärtstrend weiter gehen. Jeder Betrieb, der produziert, soll das Gütesiegel tragen.” Dazu zählen für sie auch Wirte, die einen wesentlichen Anteil an der Infrastruktur eines Ortes haben, so Köstinger. Der Obmann des Cluster Netzwerk Kulinarik, Gerhard Zinner, knüpfte daran an. Die Landwirtschaft habe nur eine Chance, wenn Wertschöpfung erfolge. Konkret sprach er dabei die Direktvermarktung an. Es brauche aber ebenso jene Betriebe, die an Gastronomie- und Tourismusbetriebe liefern. Das sei wichtig, um Betrieben das Überleben zu ermöglichen. Dazu wolle man auch in der Kontrolle keine zu große Belastung für landwirtschaftliche Produzenten erzeugen. Alle vier Jahre wird kontrolliert, ob die Herkunftsangaben der Wahrheit entsprechen. Ansonsten wird auf andere Kontrollsysteme zurückgegriffen.  

Allgemein könne der Weg aus der Krise auch für Gastronomie und Tourismus nur über Qualität und Wertschätzung gehen, meinte Köstinger. Sich einem Dumping-Bewerb auszusetzen werde nicht zielführend sein. Marketing-Experte Philipp Manderthaner, der von der AMA-Marketing als Abschlussredner der Online-Veranstaltung geladen war, knüpfte an. Die Mentalität nach immer mehr Schnelligkeit zu streben, habe sich überholt und ein Umdenken eingesetzt. Zur guten Qualität brauche es aber auch noch Überzeugung und Hingabe – und die Konsumenten müssen das beim Kauf auch spüren, ist der Experte überzeugt. 

(red.V.S.)

 

 

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