Es war der Zeichenlehrer in der Hauptschule, der das bildnerische Talent des Bauernsohnes bemerkte und eine weiterführende Schule empfahl. Alois Berger absolvierte die einjährige Landwirtschaftsschule in Lienz und ging dann auf Tipp eines Schulfreundes an die Glasfachschule im Nordtiroler Ort Kramsach, “eine äußerst vielseitige Schule”, wie Berger zurückblickt. In vier Jahren Fachschule und weiteren zwei Jahren Aufbaulehrgang lernte er die ganze Bandbreite der Arbeit mit Glas kennen und schloss die Schule 2003 mit der Matura in Kunsthandwerk und Design ab.
Nicht nur bildnerisch, sondern auch muskalisch begabt, absolvierte Berger seinen Wehrdienst bei der Militärmusik Vorarlberg und arbeitete anschließend in einem Glasereibetrieb im Zillertal. Doch er wollte weiterlernen – so kam er in Österreichs größte Glasmalerei, ins Stift Schlierbach in Oberösterreich, wo er knapp drei Jahre lang arbeitete und sein Können vervollkommnete. “Da habe ich auch viele Kirchenfenster restauriert und alles gemacht – vom Nachmalen bis zur Montage in ganz Österreich”, erinnert er sich. Dabei ergaben sich auch interessante Kontakte mit Künstlern, und so studierte er anschließend ein Jahr bildnerische Erziehung und Werkerziehung an der Akademie der bildenden Künste in Wien und machte dazu noch die Ausbildung zu Malermeister.
Eigene Werkstatt in Virgen
Nach diesen Lehr- und Wanderjahren zog es Alois Berger wieder zurück ins heimatliche Virgen, wo er zunächst bei einem Maler arbeitete. Daneben baute er im Wirtschaftsgebäude eine Werkstatt aus und wagte schließlich 2010 den Sprung in die Selbstständigkeit. In seiner Werkstatt stellt er heute eine breite Palette von künstlerischen und kunsthandwerklichen Erzeugnissen aus Glas her – von traditionellen Bleiverglasungen und Glasmalerei über Küchenrückwände, Glasschmuck und Grabgestaltung bis zu seinem “Markenzeichen”, den originell verformten Glasflaschen. Ob als flache Obstschüssel oder als mit Uhrwerk ausgestattete Wanduhr – sie eignen sich gut als besonderes Geschenk. Was macht nun die Faszination der Arbeit mit Glas aus? Berger schwärmt: “Für mich gibt es schon wegen der vielen leuchtenden Farben nichts Vergleichbares. Glas ist außerdem sehr vielseitig einsetzbar und auch für den Außenbereich geeignet, zum Beispiel für Grabanlagen.” Glas kann zudem verschieden bearbeitet werden – vom Schleifen bis zum Bemalen. In der klassischen Glasmalerei hat Berger einige beachtliche Werke hergestellt, so zum Beispiel einen fast drei Meter großen Heiligen Florian für ein Feuerwehrhaus in Oberösterreich (siehe Foto). Und nächstes Jahr steht ein großer Auftrag an – die Renovierung der Kirchenfenster in der bekannten Wallfahrtskirche von Obermauern, seinem Heimatort: “Eine große Herausforderung”, so Berger. Profaner, aber ebenso künstlerische Unikate sind die Küchenrückwände aus seiner Werkstatt, farblich nach Wunsch abgestimmt und mit Strukturierung oder Marmorierung versehen. Die Alltagstauglichkeit in punkto Reinigbarkeit und Robustheit kommt dabei nicht zu kurz. Berger: “Ich lasse das Glas härten, das hält dann 120 Grad Temperaturunterschied aus.”
Bauersein “taugt” ihm
Daneben hat Berger auch die Arbeit in der Landwirtschaft von Kindheit an “getaugt”. Derzeit werden sechs Mutterkühe gehalten, die Kälber werden bis zu einem Jahr aufgezogen und dann verkauft. Die Stallarbeit teilt er sich mit seinem Vater Hans, vor Jahren Motor des Bauernladens Virgen. Dort ist Junior Alois als Obfrau-Stellvertreter engagiert. Seine Frau Petra möchte künftig in den Obst- und Beerenanbau einsteigen und direkt vermarkten. Die ausgebildete Logopädin stammt aus Innsbruck, kennengelernt haben sich die beiden beim Tiroler Bauernbundball. Vor zwei Jahren wurde geheiratet, und im Vorjahr vervollständigte Tochter Flora das Familienglück.
Übrigens: Wer die Kunstwerke von Alois Berger bewundern möchte, hat dazu an diesem Wochenende von 3. bis 5. März in Innsbruck Gelegenheit – bei der “Tiroler Weinmesse”.
Andreas Humer
Glasdesign Berger: Zahlen & Fakten
Alois und Petra Berger
Niedermauern 45, 9972 Virgen
Herstellung von Glasmalereien, Küchenrückwänden, Badezimmern, Grabgestaltung, Souvenirs, Schmuck usw. Mutterkuhhaltung, Direktvermarktung,
neun Hektar Wirtschaftswald
www.glasdesign-berger.at