Auf Grund der kleinen Strukturen haben die österreichischen Rinderbauern bei den Produktionskosten einen erheblichen Nachteil. Daher können die heimischen Rinderbauern nicht über den Preis, sondern lediglich über die Qualität punkten. Seit vielen Jahren verfolgen die oberösterreichischen Rinderbauern das Ziel, den steigenden Bedarf der Konsumenten nach Rindfleisch in Top-Qualität noch besser abzudecken, was auch gelingt, wie Rudolf Rogl, Geschäftsführer der österreichischen Rinderbörse, an Hand aktueller Zahlen bestätigt. “Der Anteil des in Qualitätsprogrammen erzeugten Rindfleisches ist 2016 um sechs Prozent gestiegen.” Mittlerweile werden zwei Drittel der Schlachtrinder im Rahmen von Markenprogrammen vermarktet. Die Bäuerinnen und Bauern können höhere Erlöse und damit mehr Wertschöpfung auf den Betrieben erzielen. “Durch die entsprechende Qualitätsprämien wird die Wirtschaftlichkeit für die Landwirte maßgeblich verbessert”, freut sich Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker über die Erfolge dieser nachhaltigen Qualitätsstrategie.
Stetiger Ausbau der Qualitätsprogramme
Ausgebaut wurde 2016 vor allem die Produktion im Rahmen des AMA-Gütesiegels. Vergangenes Jahr konnten so in Oberösterreich über die Markenprogramme “AMA-Gütesiegel” und “Premium Rind” knapp 30.000 Jungstiere vermarktet werden. Damit fallen bereits mehr als die Hälfte der Jungstiere in die beiden Qualitätsprogramme. Stark wachsend ist in Oberösterreich auch die AMA-Gütesiegel Kalbinnenmast. Mehr als 2000 Kalbinnen im Rahmen des Programms “Cult Beef” bedeuteten 2016 eine Produktionssteigerung von etwa 30 Prozent.Rückläufig war jedoch der Anteil an biologisch erzeugtem Rindfleisch. “Das liegt vorwiegend am Wegfall der Mutterkuhprämie”, erklärt Rogl. Der Wert habe sich derzeit bei 17,3 Prozent eingependelt. Rogl geht davon aus, dass es mit der neuen Förderperiode ab 2020 ein Auffangnetz für die Mutterkuhhalter geben wird. Dann werde auch der Bio-Anteil wieder zunehmen. Derzeit gäbe es im Bio-Bereich weit mehr Nachfrage als Angebot. Darauf sind auch die derzeit hohen Preise von Bio-Rindfleisch zurückzuführen.Wachsend ist auch das Kooperationsprojekt “M-Rind” mit McDonald‘s. Alleine in Oberösterreich produzieren mittlerweile knapp 3100 kuhhaltende Betriebe für die Fastfoodkette. Österreichweit sind es sogar 12.000 Rinderbauern, um knapp 500 mehr als noch im Jahr davor. Der Anteil an der Vermarktung liegt derzeit bei 17 Prozent. McDonald‘s Österreich ist weiter auf der Suche nach neuen Produzenten, wie Geschäftsführer Andreas Schmidlechner bestätigt: “Wir haben die Kapazitäten, dass das Programm auch heuer weiter wachsen kann und sind laufend an neuen Partnerschaften mit heimischen Rinderbauern inte-ressiert.”
Maßnahme “QPlus Rind” wird gut angenommen
Erfolgreich gestartet ist 2016 das neue “QPlus Rind”. Hierbei handelt es sich um kein eigenes Qualitätsprogramm sondern um eine begleitende Maßnahme im Rahmen der AMA-Gütesiegel-Produktion zur Qualitätsverbesserung in der Rindermast und Mutterkuhhaltung. “Die Bauern bekommen Vergleichszahlen, um zu sehen wo die Abweichungen zur geforderten Qualität liegen”, erklärt Rogl. Österreichweit haben sich bereits im ersten Umsetzungsjahr 1700 Betriebe zur Teilnahme da-ran entschieden – zirka 700 davon aus Oberösterreich. “Unser Bundesland bestätigt hiermit wieder die Vorreiterrolle in der Qualitätsproduktion”, erläutert Reisecker. Interessierte Rinderhalter können auch heuer noch in die Maßnahme einsteigen (Details siehe Infokasten). Rogl rechnet für Oberösterreich heuer mit weiteren 300 teilnehmenden Betrieben.
Qualitätsrindfleisch: Markt ist noch aufnahmefähig
“Der derzeit eingeschlagene Weg in Österreich auf Qualität zu setzen ist nicht nur ein erfolgreicher, sondern auch der einzig mögliche, damit unsere Bauern überleben können”, macht Rogl klar. Der Markt vertrage noch jede Menge Qualitätsrindfleisch: “Vor allem in der Gastronomie haben wir einen erheblichen Aufholbedarf. Aber auch im Lebensmitteleinzelhandel ist noch Potential nach oben gegeben.” Ein realistisches Ziel ist für ihn, dass in drei bis vier Jahren 75 Prozent der Produktion in Qualitätsprogrammen vermarktet werden. Ein noch höherer Anteil wäre aus seiner Sicht nur möglich, wenn man im Export zusätzliche Potentiale lukrieren könnte. Jedoch ist der Rindfleischmarkt im Export sehr umkämpft: “Wir kämpfen nicht nur in Drittländern sondern auch innerhalb der EU mit Billiglieferungen. So liegen beispielsweise in Polen die Preise zirka 15 bis 20 Prozent unter dem heimischen Niveau.”
“QPlus Rind” – Rahmenbedingungen zur Teilnahme
- AMA-Gütesiegel und Bio-Betrieb mit Rindermast und/oder Mutterkuhhaltung
- Unterzeichnung einer Teilnahmeerklärungen
- Laufzeit: fünf Jahre
- Förderung der Teilnahmegebühr, Beihilfe des Landes und Auszahlung eines Lieferbonus