Es mutet nach “David gegen Goliath” an: Eine Gruppe von Bauern begehrt gegen die Pläne der ÖBB auf. Anlass ist der geplante viergleisige Ausbau der Westbahn zwischen Linz und Wels. Dafür wollen die ÖBB eine neue Bahntrasse errichten, die über den Flughafen Hörsching geht. Für ÖBB und Teile der Wirtschaft ist es ein “Jahrhundertprojekt”, für die Bauern sinnloser Verbrauch wertvoller landwirtschaftlicher Flächen. Vergangene Woche fand eine öffentliche Anhörung zum betreffenden Umweltverträglichkeitsverfahren statt.
“Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen”
Dort brachten nicht nur Bauern ihre Bedenken ein, auch Anrainer, Gemeindevertreter und Bürgerinitiativen waren vor Ort. Hans Lughammer, Sprecher der Flurschutzgemeinschaft von etwa 50 Grundeigentümern sowie der Bürgerinitiative kritisiert: “Bei diesem Umweltverträglichkeitsverfahren wird nur die geplante neue Trasse geprüft und nicht, ob es eine alternative Variante gibt.”
Die Flurschutzgemeinschaft fordert den Ausbau der Strecke am derzeitigen Bestand – weil ansonsten groöe Agrarflächen von den Bahngleisen durchtrennt und wertvoller Boden verbaut würde. Lughammer sieht in den Forderungen auch die Bevölkerung hinter sich. 53 Hektar Grund würde die Verschwenkung zum Flughafen wegnehmen. Zusätzlich kommen laut Lughammer noch weitere Flächen für einen dann notwendigen neuen Rübenlagerplatz bzw. Retensionsflächen hinzu. Er rechnet mit etwa 60 Hektar “neuen Grund”. Bei einem Ausbau auf der bestehenden, geraden Strecke wären hingegen zu den jetzt gebrauchten 15 Hektar nur zusätzlich 15 Hektar “neuer Fläche” notwendig. “Die Verschwenkung würde somit 45 Hektar mehr Fläche in Anspruch nehmen”, rechnet Lughammer vor.
Die ÖBB sehen das anders: In einem Informationsblatt sprechen sie von sieben Hektar Differenz. Für die ÖBB scheint das Projekt aber sowieso kompromisslos. “Der viergleisige Ausbau geht nur mit der Verschwenkung zum Flughafen”, sagt Karl Leitner, Sprecher der ÖBB in Oberösterreich: “Wenn diese Trasse nicht kommt, muss das Projekt neu gestartet werden. Eine Inbetriebnahme wäre dann erst 2036 möglich.”
Hans Lughammer will mit seinem Protest auch ein Zeichen für zukünftige Bauvorhaben setzen: “Viele Projekte werden von der öffentlichen Hand geplant. Die Bauern werden oft erst zum Schluss eingebunden.” Unterstützung für den von ihm geforderten Ausbau am Bestand kommt von den bäuerlichen Vertretern. Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Oberösterreich: “Die Verschwenkung bedeutet die Verschwendung wertvoller Böden.” Eine dementsprechende Resolution der LK wurde bereits im Dezember 2015 eingebracht. “Diese hat nach wie vor Gültigkeit”, so Reisecker. Die Grundeigentümer hoffen noch auf eine einvernehmliche (politische) Lösung für den Ausbau am Bestand. Ansonsten werde man jedenfalls alle rechtlichen Möglichkeiten zur Beeinspruchung ausschöpfen und notfalls bis zum EuGH gehen, sagt Lug- hammer.