Bauernbundobmann LHStv. Geisler zieht Bilanz und gibt einen Ausblick

Das abgelaufene Jahr 2016 geht - vor allem was die Produktpreise anbelangt - als "durchwachsenes" Jahr in die Geschichte ein. Bauernbundobmann LHStv. Ök.-Rat Josef Geisler blickt zurück und gibt einen Ausblick auf das Programm im Jahr 2017.

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Herr Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler, das Jahr 2016 war wieder turbulent für die Landwirtschaft. Welche Bilanz können Sie ziehen?
Geisler: Die Bilanz ist durchwachsen: Was die Erzeugerpreise und in manchen Produktionssparten auch die Frostschäden anlangt, war das abgelaufene Jahr alles andere als erfreulich. Jetzt zeigt das Preisbarometer allerdings wieder leicht nach oben. Die Tirol Milch als größter Milchverarbeiter ist und bleibt ein wichtiger und auch verlässlicher Basisbetrieb der Tiroler Bäuerinnen und Bauern. Positiv stimmt mich, dass wir in Tirol zahlreiche bäuerliche und verarbeitende Betriebe haben, die gut und innovativ unterwegs sind und mutig in die Zukunft blicken. Auch das Bohren harter Bretter lohnt sich – die heimische Gastronomie greift verstärkt zu regionalen Lebensmitteln. Im Rahmen von “Bewusst Tirol” entwickelt sich eine echte und tragfähige Partnerschaft, in der beide Seiten aufeinander zugehen und auch der Gastrogroßhandel als Schlüsselstelle entsprechend eingebunden ist.
Was wurde auf gesetzlicher Ebene 2016 beschlossen und was steht an Landesgesetzesnovellen für das Jahr 2017 an?
Im vergangenen Jahr haben wir mit dem Grundverkehr, der Raum- und der Bauordnung ein paar wirklich große Brocken erledigt. Wir haben das Höfegesetz auf eine neue Basis gestellt. Heuer werden wir die Waldordnung in Angriff nehmen. Dabei geht es um die Kostentragung für die Bekämpfung von Waldbränden, die Wildbachräumung, die Waldaufsichtskosten und Regelungen bezüglich der Waldaufseher. Im Almschutzgesetz stehen kleinere Adaptierungen an.
Zum Landesbudget 2017/18: Wie bewerten Sie das Budget für die Landwirtschaft?
Das Landesbudget für die Jahre 2017/2018 ist vom festen Willen geprägt, unseren Kindern und Enkelkindern keine neuen Schulden zu hinterlassen. Mit vereinten Kräften ist es uns gelungen, im landwirtschaftlichen Bereich gerade bei der Verarbeitung und Vermarktung deutliche Schwerpunkte zu setzen. In Einzelbereichen gibt es auch schmerzhafte Kürzungen von zehn Prozent, zum Beispiel im Bereich des ländlichen Wegenetzes. Dort werden wir in den kommenden Jahren mit Nachdruck eine Schwerpunktsetzung erkämpfen müssen.

Tirol kann Gelder für die Kofinanzierung abholen

Sind die Gelder für das Programm der Ländlichen Entwicklung budgetiert?
Die Ländliche Entwicklung ist auch im Doppelbudget 2017/18 abgesichert. Durch den Landesanteil können wir jeden Euro an kofinanzierten Maßnahmen im Bereich der Ländlichen Entwicklung abholen. Außerdem – und darauf können wir stolz sein – ist Tirol das einzige Bundesland, das trotz Kürzung der Gesamtmittel den Auszahlungsbetrag in der Ausgleichszulage halten konnte. In anderen Bundesländern wurde die AZ bis zu 30 Prozent reduziert. Mit der 2016 eingeführten Betriebssicherungsprämie unterstützen wir mit zusätzlich zwei Millionen Euro Klein- und Kleinstbetriebe in extremen Lagen. Diese leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft. Dass die Kofinanzierung der Ländlichen Entwicklung momentan auch auf Bundesebene gesichert ist, haben wir unserem Bundesminister Andrä Rupprechter und der ÖVP zu verdanken.
Zum TFLG: Wie wird das Gesetz geändert?
Grundsätzlich hat der Verfassungsgerichtshof die Agrargemeinschaftsregelung bestätigt und mit seinem Erkenntnis zentrale Elemente unseres Gesetzes außer Streit gestellt. Die Anpassung der Stichtagsregelung für die vermögensrechtliche Auseinandersetzung ist in Ausarbeitung. Wir beabsichtigen, den Stichtag in Anknüpfung an das höchstgerichtliche Urteil zu Mieders und die gesetzliche Aufbewahrungsfrist für Aufzeichnungen und Belege um zehn Jahre auf 1998 vorzuverlegen. Im Zuge der Neufestlegung des Stichtags wollen wir Verbesserungen für Teilwaldbesitzer erreichen.
Zum Schulstandort Tirol: Rotholz wird zum landwirtschaftlichen Ausbildungs- und Forschungszentrum ausgebaut. Wie sind die landwirtschaftlichen Schulen aufgestellt?
Unsere landwirtschaftlichen Schulen sind toll aufgestellt und können sich über einen regen Zulauf freuen. Im Gegensatz zu anderen Schultypen haben wir keine Nachwuchsprobleme. Dafür darf ich an dieser Stelle allen Verantwortlichen und Lehrenden danken. Was das agrarische Bildungs- und Forschungszentrum in Rotholz anlangt, können wir wirklich stolz und zufrieden sein. Das Projekt ist unter Dach und Fach. Damit ist die Bundesanstalt für Alpenländische Milchwirtschaft genauso wie die weiterführende landwirtschaftliche Ausbildung in Tirol über Jahrzehnte gesichert. Dass der Bund hier 55 Millionen investiert, ist eine echte Sensation, von der die Tiroler Land- und Forstwirtschaft langfristig profitieren wird. Die HBLFA Tirol ist ein Meisterstück von Minister Rupprechter.
Was ist Ihrer Meinung der größte Erfolg für die Landwirtschaft im abgelaufenen Jahr?
Wirklich eine Riesenfreude habe ich mit der gemeinsamen Käseschneide- und Verpackungsanlage von zehn Tiroler Kleinsennereien, die in Schlitters entsteht. Die “Tirol Pack” ist ein Paradebeispiel für eine erfolgversprechende Zusammenarbeit und ein kräftiges, positives Zeichen für die gesamte Tiroler Milchwirtschaft. Deshalb unterstützen wir das Projekt auch von Landesseite mit allen Kräften. Die neue Anlage wird im wahrsten Sinne des Wortes alle Stückerln spielen und jährlich 5.000 Tonnen Käse reiben, in Scheiben, Stücke oder Zwickel schneiden und verpacken. Damit sind die zehn Sennereien, die gemeinsam fast ein Viertel der Tiroler Milch verarbeiten, für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet. Denn immer mehr Konsumenten greifen zu kleineren Verpackungseinheiten und geschnittenem Käse und auch die Gastronomie hat besondere Anforderungen, die mit dieser Anlage erfüllt werden können. Erfreulich ist auch, dass die Gruppe der “Bewusst Tirol”-Betriebe kontinuierlich wächst. 176 Hotellerie- und Gastronomiebetriebe sowie 40 Gastrogroßhändler wurden 2016 für ihr Bekenntnis zur Regionalität ausgezeichnet.
Abschließend wünsche ich für 2017 allen bäuerlichen Familien und Bauernbundmitgliedern vor allem Gesundheit und Erfolg!

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