Eine kleine Weinernte mit zum Teil gewaltigen Traubenpreisen”, so charakterisierte der Präsident des Österreichischen Weinbauverbands, Johannes Schmuckenschlager, die Weinernte 2016. Im Rahmen der Delegiertenversammlung des Verbands am 3. November in Donnerskirchen, bezifferte Schmuckenschlager die heurige Ernte auf in Summe knapp 1,98 Mio. Hektoliter (hl). Seit dem Jahr 2012 sei dies bereits die fünfte “kleine Ernte” unterhalb von 2,5 Mio. hl.
Ursache der diesjährigen Mindererträge waren vor allem die Frostnächte Ende April. Besonders betroffen sind die Weinbaugebiete in der Steiermark (minus 70 % gegenüber dem Vorjahr) und im Burgenland (minus 57 %). Auch einzelne Regionen in Niederösterreich, wie Carnuntum und die Wachau, sind betroffen, hier gleichen aber die anderen Gebiete durch Mehrerträge aus.
37 Millionen Euro aus dem Katastrophenfonds
Als Hilfe in dieser für viele Betriebe existenzgefährdenden Situation konnte der Weinbauverband die Öffnung des Katastrophenfonds erreichen. Ein Gesamtbetrag von 37 Mio. Euro steht zur Verfügung, so der Weinbaupräsident. Weiters wurde die Höchstertragsgrenze für Qualitätswein auf 10.800 kg/ha Trauben bzw. 8100 l Wein angehoben.
Im Rahmen der Weingesetznovelle 2016 sollen weiters die bisher bei den Ländern geführten Weinbaukataster auf das Invekos-System umgestellt werden. Mit dieser Umstellung beträgt die Hektarhöchstertragsmenge in Zukunft 10.000 kg Trauben (bisher 9000 kg) bzw. 7500 l Wein (bisher 6750 l).
Im Rahmen der Weintaufe Österreich 2016 im Schloss Esterházy in Eisenstadt fiel die Wahl des Taufnamens dem schwierigen Weinjahr entsprechend auf das galizische “Xuntos” – “miteinander”. Mit dem Bacchuspreis als Auszeichnung für besondere Verdienste um den österreichischen Wein wurden diesmal Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der Rewe International AG, und die Südafrikanerin Lynne Sherriff gewürdigt.
Durch Frank Hensels langjähriges Engagement fanden verstärkt österreichische Qualitätsweine Zugang in die Regale von Merkur und Billa. Über viele Jahre hinweg hat Hensel Partnerschaften zu österreichischen Winzern gefestigt und ausgebaut. Mit dem Online-Portal www.weinfreunde.com konnte schließlich ein wichtiges zeitgemäßes Vertriebsinstrument geschaffen werden, das heute mehr als 400 österreichische Weine auf dem deutschen Markt platziert.
In der internationalen Kategorie wurde die Südafrikanerin Lynne Sherriff, MW, für ihre jahrzehntelange internationale Aufbauarbeit rund um den österreichischen Wein geehrt. In über drei Jahrzehnten Tätigkeit in der Weinbranche konnte sich die polyglotte Preisträgerin eine umfassende Expertise aneignen, von Kellertechnik über Handel und Vertrieb bis hin zu Consulting. Diese Qualifikationen und ihre 1993 erhaltene Auszeichnung als Master of Wine (MW) gewährten ihr von 2010 bis 2012 die ehrenvolle Position als Chairman des Institute of Masters of Wine. Dem österreichischen Wein verhalf sie nach dem Weinskandal 1986 mit einem Tasting in Stellenbosch zu einer Imagepolitur, seither hat sie sich ihm leidenschaftlich verschrieben. Seit 25 Jahren unterrichtet Sherriff an der Weinakademie in Rust, Geisenheim (D) und Wädenswil (CH). Tausende Diplom-Studenten genossen ihren Unterricht.
30 Jahre Österreich Wein Marketing
Im Rahmen der diesjährigen Bundesweintaufe wurde auch das 30-jährige Jubiläum der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) gefeiert. Als Antwort auf den Weinskandal anno 1986 gegründet, verhalf sie dem Kulturgut Wein durch kontinuierliches Einfordern hoher Qualität und weitsichtiges Dachmarketing zu hohem Ansehen. Heute hat die Weinwirtschaft in Österreich eine erhebliche Bedeutung für die Volkswirtschaft, sie sichert 75.000 Arbeitsplätze und erbrachte 2014, trotz kleiner Ernte, 3,6 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung. Maßgeblich dafür ist auch der exzellente Ruf, den sich das kleine Weinland Österreich in der Top-Gastronomie zwischen New York und Tokio erarbeitet hat. Auch der Preis spiegelt das wider – von 2003 auf 2015 hat sich der durchschnittliche Exportpreis pro Liter mehr als verdreifacht.
Hans Maad