Der Waldboden ist das eigentliche Kapital der Waldbesitzer. Während zerstörte Bestände nach wenigen Jahrzehnten wieder hergestellt werden können, ist ein zerstörter Waldboden ein Verlust für mehrere Jahrhunderte. Dementsprechend ist auch aus wirtschaftlicher Sicht alles zu tun, um einen guten Zustand des Waldbodens zu erhalten oder diesen wieder zu erlangen.
Waldboden unter negativem Einfluss
Viele Waldböden wurden durch jahrhundertelange Streunutzung, Waldweide oder hintereinander folgende Fichten- oder Kiefernreinbestände schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ab 1960 kam noch der übrigens bis heute anhaltende saure Regen dazu. Die Folge dieser negativen Einflüsse war eine starke Versauerung des Oberbodens, die vor allem über sauren Grundgestein (Gneise, Granite und saure Schotter) zu spüren war. Die “Misshandlung” des Waldbodens führte zu vielen Problemen: weniger Zuwachs durch Nährstoffentzug, Bildung von inaktiven Rohhumusschichten, Verschwinden der bodenverbessernden Regenwürmer, Auftreten von Sirococcus-Zweigpilzen, die das Absterben von Ästen und ganzer Bäume verursachen. Nur Fichten, Kiefern oder Lärchen kommen mit dem versauerten Oberboden zurecht, wodurch der Boden langfristig weiter verschlechtert wird.
Kalkung geeigneter Standorte
Die Kalkung ist der erste Schritt zur Bodengesundheit.Mindestens einer der folgenden Gründe sollte in jedem Fall zutreffen, um eine Kalkung durchzuführen:
- in der Vergangenheit lange Zeit Streunutzung oder Waldweide
- saures Grundgestein (Granit, Gneis, saure Schotter)
- Bodenpflanzen, die eine starke Versauerung anzeigen (Heidel- oder Preiselbeere, Drahtschmiele, Heidekraut, Astmoos)
- Vergilbung von Nadeln
- inaktive Rohhumusschicht
- Auftreten von Sirococcus-Zweigpilzen
Im Gegensatz dazu gibt es Standorte, die keinesfalls gekalkt werden dürfen:
- Moore und moornahe Standorte
- Flächen in Abständen von weniger als 25 Metern zu Gewässern
- sehr flachgründige Standorte mit weniger als 15 bis 20 Zentimeter Boden
- Zone I von Wasserschutzgebieten
- Keinen Sinn hat ebenso die neuerliche Kalkung von Flächen, die in den letzten 20 Jahren bereits gekalkt worden sind.
Die Wissenschaft empfiehlt die Kalkung im Regelfall mit 3 t/ha kohlensauren Mg-Kalk. Dieser Bodenhilfsstoff wird auch im biologischen Landbau verwendet. Die Ausbringung des Kalkes erfolgt von der Forststraße oder Rückewegen mittels eines auf einen Unimog aufgebauten Blasegerätes. Die Kalkung ist allerdings nur der erste Schritt zu einer Verbesserung des Waldbodens.
Mischbestand ist anzustreben
Nährstoffen beschränken sich meist nur auf die obersten 30 bis 40 Zentimeter des Bodens. Tiefwurzelnde Baumarten können auch Nährstoffe aus tieferen Schichten holen. Zwei Baumarten kommt bei der langfristigen Bodenverbesserung dabei eine entscheidende Rolle zu: der Weißtanne und der Buche; je nach Standort wirken sich ebenso Bergahorn, Eberesche und Eiche, aber auch Douglasie sehr positiv aus. Langfristig ist ein Mischbestand mit Tanne, Buche und Bergahorn anzustreben. Das Ziel ist ein humusreicher Oberboden mit hoher biologischer Aktivität durch Regenwürmer.Beim Pflanzen dieser Baumarten, insbesondere bei Bergahorn, ist es oft erforderlich, das Anfangswachstum durch eine Pflanzlochdüngung (1 Handvoll ins Pflanzloch) mit kohlensaurem Mg-Kalk zu fördern.
Richtige Nutzung
Auf diesen Standorten jedenfalls tabu ist die Ganzbaumnutzung (Stamm mit Ästen und Nadeln/Blättern), da sie den Böden ähnlich große Mengen an Nährstoffen entzieht, wie die frühere Streunutzung. Zudem wird mit der Entfernung der Grünmasse auch ein Versauerungsschub verursacht. Versuche zeigen, dass schon eine einzige Ganzbaumnutzung in der Durchforstung über viele Jahre den Zuwachs um 20 Prozent verringert. Die Kalkung kann eine Ganzbaumnutzung nicht kompensieren, da durch die Entnahme der Nadeln und Feinreisig auch der Humushaushalt gestört wird. Natürlich ist auch alles zu verhindern was zu Erosion des Bodens oder zu Verdichtungen führt. Die eingesetzten Rückegeräte dürfen die Rückegassen daher nicht verlassen.
Kosten und Förderung
“Eine Waldbodenverbesserung durch das Zusammenwirken von Kalkung und waldbaulichen Maßnahmen ermöglicht allen Baumarten langfristig ein besseres Wachstum”, betont LR Max Hiegelsberger. “Eine biologische aktive Humusschicht kann mehr Wasser speichern, was sowohl in Trockenzeiten als auch bei Starkregen Vorteile mit sich bringt. Maßnahmen zur Verbesserung des Waldbodens sind daher richtige Investitionen für die Zukunft.” Die Kosten für eine Waldkalkung sind bei ausreichender Erschließung mit Forststraßen und Rückewegen (max. Wegabstand 100 Meter) mit rund 300 Euro/ha (Kalk + Ausbringung) relativ gering. Je Waldbesitzer können max. 20 Hektar ge-fördert werden. Die anfallenden Kosten je Waldbesitzer müssen mindestens 500 Euro betragen. Der Förderungssatz beträgt 60 % im Wirtschaftswald und 80 % bei erhöhter Schutzfunktion. Gefördert werden nur jene Flächen, bei denen tatsächlich eine Kalkungsnotwendigkeit gegeben ist. Für die Kalkungsaktion 2016 kann man sich bis Ende September anmelden (siehe Infokasten).
Kalkung 2016: Meldung bis spätestens Ende September
Im November des heurigen Jahres wird vom Land OÖ eine Kalkungsaktion durchgeführt. Interessierte melden sich bis spätestens Ende September beim Bezirksförster oder beim Forstberater der BBK. Für die Förderung ist auch ein Antrag im Rahmen der LE-Förderung unter Angabe der Fläche und der kartenmäßigen Darstellung zu stellen. Die Abwicklung wird in Zusammenarbeit der Bezirksforstdienste und Bezirksbauernkammern organisiert.