Ich habe mich endlich für ein Vielleicht entschieden

Das Leben besteht jeden Moment aus Entscheidungen. Sie sind gleichbedeutend mit Wahlmöglichkeiten. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte lautet allerdings: Man muss sich entscheiden, und genau das fällt oftmals schwer.

Abwarten, abwägen und alle Optionen offenhalten ist eine beliebte Strategie. Aber auch überzeugte Entscheidungs-Aufschieber wissen: Nicht-Entscheiden ist anstrengend. ©Wodicka
Abwarten, abwägen und alle Optionen offenhalten ist eine beliebte Strategie. Aber auch überzeugte Entscheidungs-Aufschieber wissen: Nicht-Entscheiden ist anstrengend. ©Wodicka
Egal, ob man im Restaurant vor einer umfangreichen Speisekarte sitzt, im Geschäft nicht weiß, welches Kleid man kaufen soll oder ob man das Jobangebot annehmen soll: Schlussendlich muss man sich für etwas entscheiden. Vielen Menschen gelingt es, sich schnell und vermeintlich mühelos zu entscheiden. Andere brauchen etwas länger, um sich festzulegen. Ständig werden die Vor- und Nachteile abgewogen und für jedes Pro lässt sich im Handumdrehen ein Kontra finden. Aber jeder Mensch fällt täglich Tausende Entscheidungen, selbst die Unentschlossenen.

Vermeidungstaktik

Entscheidungen zwingen uns dazu, uns festzulegen. Sie gehen zwangsläufig mit einem Verlust einher. Zu einer Sache Ja zu sagen heißt, zu etwas anderem Nein zu sagen. Wir fürchten uns davor, etwas zu verpassen, wenn wir uns dagegen entscheiden. Außerdem sind Entscheidungen immer ein Schritt ins Ungewisse.
Egal, wie viele Fakten und Argumente man für etwas gesammelt hat, wie sich die Entscheidung bzw. deren Folgen entwickeln werden, weiß niemand. Entscheidungen verdeutlichen, dass wir stets “selbstverantwortlich” sind, wir haben unser Leben in der Hand. Aber sobald jemand Selbstverantwortung mit Schuld verwechselt, wird ihn das lähmen. Er wird versuchen, Entscheidungen zu meiden, um nicht zu hören oder selbst zu denken: Das ist meine Schuld, denn ich habe es so entschieden. Dass es die Möglichkeit des Nicht-Entscheidens, einer Stimmenthaltung gibt, ist allerdings eine Illusion. Wer es nicht schafft, ein Gericht von der Speisekarte auszuwählen, entscheidet sich indirekt dafür hungrig zu bleiben. Es ist also ein Trugschluss, dass nichts geschieht, wenn man nichts entscheidet. Keine Entscheidung ist u. a. die Entscheidung, das Ruder aus der Hand zu geben. Und wenn man sich alle Türen offenhalten möchte, macht sie im Zweifel auch jemand anderer zu, und wer will das schon?

Angst vor Fehlern

Fast immer, wenn wir uns dagegen wehren, uns zu entscheiden, verbirgt sich der gleiche Grund dahinter: Angst. Viele Menschen haben Angst vor falschen Entscheidungen, weshalb sie sich weder entscheiden können noch wollen. Egal, wie lange Sie über etwas nachdenken, eine hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben. Wenn einen die Angst vor der falschen Wahl zurückhält, sollte man sich vor Augen halten, dass die meisten Entscheidungen rückgängig gemacht werden können. Aber Unentschiedenheit hält uns in einem Zustand der Passivität. Unentschieden zu sein lähmt, ist ineffektiv und hält uns davon ab, zu handeln. Das Leben wird vorwärts gelebt und erst rückwärts verstanden. “Ich hätte es besser wissen sollen”, bringt einen nicht weiter. Also entscheiden Sie sich und machen Sie dann das Beste daraus.

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