Margit Kraker ist zur Rechnungshof-Präsidentin gewählt – und es gibt keinen Grund, ihr zu misstrauen: Ihre bisherige Laufbahn gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass sie etwa parteilich prüfen werde, ihre Präsentation im parlamentarischen Hearing war einwandfrei. Und doch lastet auf ihrer Bestellung so etwas wie ein Grauschleier. Stand da nicht die Drohung eines schwarz-blauen Zusammenspiels nach einem Masterplan von ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka im Raum? Das wurde jedenfalls in der medialen Kommentierung behauptet. Nur erweist sich das bei näherem Hinsehen als eine Flüsterpropaganda der Sozialdemokraten, die verärgert sind, dass ihr Kandidat – der zweifelsohne höchst qualifizierte Gerhard Steger – eben nicht gewählt worden ist. Am liebsten hätte es die SPÖ wohl gehabt, wenn sich die Koalitionspartner im stillen Kämmerchen auf Steger geeinigt hätten. Dann hätte man in koalitionärer Einigkeit eine gemeinsame Wahlempfehlung abgeben können. Man denke sich, was da wohl los gewesen wäre: Dieselben Medien, die heute lautstark die Uneinigkeit der Koalition beklagen, hätten mindestens ebenso laut geschimpft, dass sich die Koalition mit uralter Machtdemonstration ihre Kontrollore selber aussucht. Wie hätten wir’s denn gern? Am besten doch wohl so, dass nach einem Hearing frei abgestimmt wird. Also genau so, wie es passiert ist.
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