Stelldichein am Sojafeld – Saatbau Linz Geschäftsführer Karl Fischer lud in der Vorwoche zu einem Pressegespräch mit den Größen der heimischen Speisesoja-Szene nach Pöttelsdorf im Burgenland. Dort betreibt die Saatbau in Zusammenarbeit mit der Familie Hirschhofer das Biogut Pöttelsdorf. Auf dem Standort werden jährlich 9000 bis 10.000 Tonnen Rohware für Bio-Saatgut, Bio-Getreide und vor allem Bio-Sojabohne übernommen.
Vorreiterrolle in der EU
Laut Fischer intensiviert die Saatbau Linz seit etwa zehn Jahren die GMO-freie Sojabohnenzüchtung. Am Zuchtstandort Reichersberg entwickle man eigene Kreuzungen. Möglich wurde dies vor allem aufgrund des mittlerweile internationalen Trends zu GMO-freien Lebensmitteln, auf den die Saatbau rechtzeitig reagiert hat.
Fischer: “Österreich hat bei Speisesoja eine absolute Vorreiterrolle in der EU, wir können hier viel herzeigen.” Untermauern kann er diese Aussage mit einer Anbaufläche von heuer rund 50.000 ha, wovon knapp 30 Prozent biologisch bewirtschaftet werden. “Wir haben zwar nur 1,3 Prozent der EU-Ackerfläche, aber auf unseren Böden wachsen 7,5 Prozent der europäischen Sojabohnen”, stellte Fischer fest. Österreich sei damit das sechstgrößte Sojaanbauland in der EU. Die Vorreiterrolle Österreichs war auch an den Statements heimischer Sojaverarbeiter abzulesen. Wolfgang Goldenitsch, Geschäftsführer der Mona Naturprodukte GmbH in Oberwart (Bgld.), berichtete von jährlich zweistelligen Zuwachsraten beim Umsatz mit Getränken, Cremen (Joygurt) und Tofu auf Soja- und Getreidebasis, die unter der Marke “Joya” [Dschoja] national und international vertrieben werden.
Goldenitsch: “Wir verarbeiten jährlich etwa 6000 Tonnen gentechnikfreie Sojabohnen aus Österreich. Damit sind wir größter Sojaverarbeiter in Österreich im Bereich Direktverzehr bzw. Speisesoja.” Mona bezieht die Ware von 330 Vertragslandwirten. Der Bioanteil beträgt etwa 50 Prozent. Weiters verarbeitet Mona jährlich auch rund 1000 Tonnen Hafer aus Österreich. Mit einer Exportquote von 85 Prozent ist Mona international erfolgreich unterwegs. Mit Exportzielen in mehr als 30 Ländern ist das Oberwarter Unternehmen mittlerweile ein “Player am Weltmarkt”. Im Juli 2015 hat der US-amerikanische Bio-Lebensmittelkonzern Hain Celestial, ein Unternehmen mit 2,7 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz, Mona übernommen. Laut Goldenitsch habe dies nach bisheriger Erfahrung den Standort Oberwart weiter gestärkt.
Mit qualitativ hochwertigen Tofuprodukten, ausschließlich aus Bio-Zutaten, ist die im Jahr 1984 gegründete “Sojarei” groß geworden. Das in Traiskirchen, NÖ, ansässige Unternehmen beschäftigt 50 Mitarbeiter. Geschäftsführer Ernst Ternon setzt ausschließlich auf Sojabohnen aus heimischer Bio-Landwirtschaft. Die Ware sei nicht immer so einfach erhältlich gewesen wie heute, so Ternon. Die Zusammenarbeit mit der Saatbau Linz sei für ihn deshalb besonders wichtig. Tofu und Seitan aus der Sojarei sind im heimischen Lebensmittelhandel und in der Gastronomie fest verankert.
Die aus Taiwan stammende Familie Chu (Evergreen Sojaprodukte) produziert in Oeyenhausen südlich von Wien mit 34 Mitarbeitern Tofu und Sprossen für den heimischen Lebensmittelhandel und die Gastronomie. Geschäftsführer Martin Chu setzt auch für seinen Betrieb auf Bio-Sojabohnen aus österreichischer Produktion.
Hans Maad