Rundballen sicher pressen

Rundballenpressen werden häufig unter den Aspekten Futterqualität und Leistung betrachtet. Im Rahmen des Forschungsprojekts IKA hat das Institut für Landtechnik an der Universität für Bodenkultur nun Unfälle mit diesen Geräten analysiert un

Mindestens genau so wichtig wie die Futterqualität ist die Sicherheit der Maschine bei der Arbeit. ©Agrarfoto.com
Mindestens genau so wichtig wie die Futterqualität ist die Sicherheit der Maschine bei der Arbeit. ©Agrarfoto.com
Mit Rundballenpressen verunglücken gemäß Unfallberichten zu anerkannten Arbeitsunfällen ausschließlich die Betriebsleiter selbst. Die Unfälle ereignen sich überwiegend auf Grundstücken während des Ballenpressvorgangs. In Hofbereichen ergeben sich Unfälle beim Reinigen und Warten der Presse und im Hofgebäude beim Entsorgen der Folie.
Die häufigste Verletzungsart sind Mehrfachverletzungen, gefolgt von Amputationen, Frakturen, Quetschungen, Schnittwunden und Sehnenrissen. Zu den gefährdeten Körperteilen zählen die oberen Extremitäten, Kopfbereich, Oberkörper und die unteren Extremitäten. Typische Unfallhergänge stellen das Erfasstwerden von der Maschine, der Zusammenstoß mit ihr sowie ein Überschlag im Gelände dar.
Die Unfallursachen sind überwiegend maschinen- (laufende Maschinenteile, zugefallene Schutzabdeckung, Zusammenstoß mit Messerscheibe) sowie menschbedingt (Unachtsamkeit) und in den seltensten Fällen umweltbedingt (nasse oder verschmutzte Maschinenteile).
Verschärfende Faktoren der Unfallsituation sind das Arbeiten alleine am Feld, das Nichttragen von Arbeitskleidung, technische Gebrechen, physische Beeinträchtigungen, falsche Bedienung der Maschine sowie nachteilige Unfallumgebung. Entschärfend auf die Verletzungsschwere wirken rechtzeitiges, selbstständiges Befreien von erfasster Arbeitskleidung, wenn sich nur die Fingerspitzen und nicht die gesamte Hand im Gefahrenbereich befinden und Personen in der Nähe sind, die das Stillsetzen der Maschine veranlassen.

Von der Maschine erfasst werden

Abweisbügel der Pick-up-Einrichtung ©IKA
Abweisbügel der Pick-up-Einrichtung ©IKA
Personen können durch laufende Maschinenteile während des Ballenpressvorgangs erfasst werden, in den häufigsten Fällen führt der unbeabsichtigte Kontakt mit der Pick-up-Einrichtung zum Unfall.
Für die Einhaltung des Sicherheitsabstands zur Zinkenlaufbahn sind Abweisbügel nötig, die gemäß gesetzlichen Vorschriften mindestens 230 Millimeter (mm) hoch sein und zwischen 300 und 1000 mm über dem Boden liegen müssen. Der seitliche Abstand hat 150 mm in einer maximalen Höhe von 500 mm zur Zinkenlaufbahn zu betragen. Weitere Quetsch- und Scherstellen sind vor unbeabsichtigtem Kontakt zu schützen. Kettenräder mit Rollketten müssen Schutzabdeckungen haben.

Unbeabsichtigtes Anlaufen verhindern

Schutzabdeckung mit Positionshalterung ©IKA
Schutzabdeckung mit Positionshalterung ©IKA
Alle Rundballenpressen haben über eine Einrichtung zu verfügen, die unbeabsichtigtes Anlaufen des automatischen Bindesystems verhindert. Die Bedienung dieser Einrichtung ist über den Bordcomputer oder über die Stellteile vom Bedienerplatz aus zu ermöglichen.
Die Pick-up-Einrichtungen und die Zuführungselemente sind gegen das Wiederanlaufen nach einer Verstopfung zu schützen. Zur unfallfreien Beseitigung von Verstopfungen muss die Maschine mit einer Reversiereinrichtung ausgestattet sein, welche vom Bedienerplatz aus bei abgeschaltetem Antrieb von Hand betätigt werden kann. Bei Nichtvorhandensein dieser Einrichtung ist für die Beseitigung von Verstopfungen ein passendes Spezialwerkzeug zu nutzen, das beigelegt sein muss.
Weitere Möglichkeiten zur Vermeidung des Erfasstwerdens von der Maschine sind die Integration von Sicherheitssystemen, die ein Stillsetzen beweglicher Maschinenteile beim Verlassen des Fahrersitzes oder bei einer Annäherung an diese beim Öffnen von trennenden Schutzabdeckungen bedingen. Dies wäre beispielsweise ein traktorseitiger Sitzkontaktschalter, der beim Verlassen des Fahrersitzes den Antrieb der Maschine einstellt.
Bei händischer Beschickung sollten normgerechte Abweisbügel an der Pick-up-Einrichtung dem Verunfallen durch Erfasstwerden entgegenwirken. Dem Nachrüsten von Abweisbügeln sind durch deren begrenzte Verfügbarkeit im Handel starke Grenzen gesetzt.
Durch automatische Zentralschmierungen fällt das händische Schmieren und damit eine potenzielle Gefahrenquelle weg. Solche Schmierungen können nachgerüstet und bei Neumaschinen im Rahmen der Produktion verbaut werden.

Unerfreuliche Zusammenstöße

Der Zusammenstoß ergibt sich durch den Fall von Schutzabdeckungen auf Körperteile und den Kontakt mit der Messerscheibe beim Ballenpressvorgang.
Seitlich trennende Schutzeinrichtungen zu Antriebselementen sind bei allen untersuchten Rundballenpressen gegeben, jedoch ist nicht bei allen eine Einrichtung vorhanden, die eine geöffnete Position sicher halten kann.
Die Verfügbarkeit von mechanisch nachrüstbaren Positionshaltern für Schutzabdeckungen ist im Handel beschränkt gegeben, sie können nur über Anfrage beim Hersteller sowie in Eigenkonstruktion nachgerüstet werden.
Normgerechte Schutzeinrichtungen mit Positionshalterungen, insbesondere mit Gasdruckfedern bei neueren Modellen, sind bei Materialerschöpfung gut ersetzbar.
Gegen den Zusammenstoß mit Messerscheiben sind hydraulisch ausschwenkbare Messerbalken auszuwählen, bei denen sich die Messer bei geöffneter Presskammer komfortabel ein- und ausbauen lassen. Der Messerwechsel muss bei allen Rundballenpressen von Hand durchgeführt werden, sodass auf die richtige Arbeitsweise und -technik und das Tragen von Schutzkleidung (Arbeitshandschuhe) zu achten ist.
Die Kraftübertragungselemente (Kettenräder, drehende Wellen) sind an der Rückseite angebracht, um gegen unbeabsichtigten Kontakt zu schützen.
Um das Absenken der Heckklappe zu vermeiden, sind bei allen analysierten Rundballenpressen hydraulische oder nicht abnehmbare mechanische Einrichtungen vorhanden. Kugelhähne und hydraulische Rohrbruchsicherungen, die teils verbaut sind, schützen zusätzlich.

Überschläge können vermieden werden

Zu Unfällen durch Überschlag kommt es im steilen Gelände durch Abrutschen der Maschine während des Ballenpressvorgangs. In den Bedienungsanleitungen der untersuchten Ballenpressen sind die Risiken zur Standfestigkeit der Maschine beim Betrieb am Seitenhang (Kippgefahr, insbesondere bei geöffneter Ballenauswurfklappe) und zusätzlich die Verantwortlichkeit des Bedieners für die sichere Ballenablage explizit angeführt.
Der Einsatz eines Neigungssensors mit einem Warnsignal als sicherheitstechnische Einrichtung, um den Bediener vor kritischen Hanglagen zu warnen, wird derzeit noch kontrovers diskutiert. Als Argument gegen dieses System wird die begrenzte Erfassung der Topografie angeführt. Daraus resultieren die Gefahr des Abrollens von Ballen und das Entstehen einer trügerischen Sicherheit, die zu einem Rückgang der Aufmerksamkeit des Bedieners führt.
Bei Rundballenpressen werden Neigungssensoren teilweise angeboten. Wegen der hohen Kosten wählen sie Landwirte als Zusatzausrüstung aber selten. Zielführend wären kostengünstige Systeme für Rundballenpressen, die in Berglagen zur Anwendung kommen.

Richtige Bereifung und vorsichtiges Fahren

Die richtige Bereifung erhöht die Sicherheit bei Fahrten am Hang und auf Straßen. Bei Hanglagen sollte auf Bereifung mit genügend Aufstandsfläche, die Belastbarkeit auf nassem und lockerem Untergrund, geringe Füllung des Profils sowie gute Bodenhaftung geachtet und vorsichtig gefahren werden. Bei vermehrten Straßenfahrten sind auch gute Laufeigenschaften (Rollwiderstand, flache Aufstandsfläche, Selbstreinigung) anzustreben.
Eine Nachjustierung von im Einsatz befindlichen Rundballenpressen kann am einfachsten über die Bereifung erfolgen. Die Montage von Zwillingsbereifung an Rundballenpressen zur Fahrt im steilen Gelände und richtiges Einschätzen der Fahrverhältnisse und des Fahrkönnens tragen wesentlich zur Vermeidung von Absturzunfällen bei. Generelle Maßnahmen zur Vermeidung von Überschlagunfällen sind auch die objektive Beratung im Verkaufsgespräch zu verfügbarer sicherheitstechnischer Zusatzausstattung und Fahrtrainings zu gefährlichen Fahrsituationen im Gelände (mit Unterstützung von SVB, ÖAMTC und Steyr).

Das gilt jedenfalls: Maschinenrichtlinien und Normen

Die gesetzlichen Vorgaben zur sicherheitstechnischen Konstruktion der Rundballenpressen sind die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG sowie die Normen DIN EN ISO 4254-1 und DIN EN ISO 4254-11.
Nach diesen sind Kennzeichnung und Aufkleber zu folgenden Bereichen relevant:
• CE-Kennzeichnung;
• Warnhinweise zu Quetsch- und Schergefährdungen beim Wechsel der Deichselposition;
Warnhinweise zum Risiko der Berührung von beweglichen Teilen;
• Warnhinweise zur Quetschgefährdung bei geöffneter Ballenauswurfklappe.

Assoc. Prof. Dr. Elisabeth Quendler, Dipl.-Ing. Katharina Trieb und Dr. Robert Kogler,
Universität für Bodenkultur

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