Die knappe Ernte der Erdäpfelsaison 2015/16 war hierzulande Mitte Mai praktisch ausverkauft. Bis auf geringe Mengen im Rahmen von Qualitätsprogrammen war der heimische Erdäpfelmarkt schon vor einigen Wochen geräumt. Die Versorgungslücke musste zuletzt mit Ware aus Importen gefüllt werden. Aber auch die Lagerware aus Deutschland und Frankreich war nur mehr begrenzt verfügbar und die Frühkartoffeln aus den traditionellen Anbauländern am Mittelmeer sind knapp bzw. verspätet und dadurch teuer.
Verzögerter Anbau und Frost wirkten bremsend
In weiten Teilen Mitteleuropas hat sich der Anbau verzögert und wurde durch Niederschläge immer wieder unterbrochen. In vielen Regionen konnten die Kartoffeln heuer erst recht spät fertig gepflanzt werden. Dementsprechend aufnahmebegierig ist der Markt. Dieser Situation entsprechend haben sich die Preise in Europa sowohl für die Restmengen an alterntiger Ware sowie auch für die ersten Frühen aus dem Süden nach oben bewegt.
Die Frostnächte Ende April haben in einigen Gebieten teils schwere Schäden verursacht. Das lässt erwarten, dass sich der Mengendruck zu Beginn der Heurigensaison in Grenzen halten wird. Allerdings haben die heuer gut mit Wasser versorgten Bestände bei den warmen Temperaturen der letzten zwei Wochen rasant aufgeholt – die Zuwächse sind entsprechend groö. In Anbetracht der Ausgangsbedingungen könnte man in punkto Preisgestaltung durchaus optimistisch Richtung neue Saison blicken.
Die Frühkartoffelsaison wurde in dieser Woche gestartet – zunächst mit Vliesware aus dem Burgenland, der Steiermark und dem niederösterreichischen Marchfeld. Über die tatsächlichen Erntemengen wird aber nun die Witterung der nächsten Tage und Wochen entscheiden. Der Erzeugerpreis lag zu Rodebeginn Anfang dieser Woche bei 45 Euro/dt.
Preise nicht einzementieren lassen
Aber auch heuer ist wieder zu erwarten, dass in der Heurigensaison enormer Preisdruck gemacht wird. Eine Begründung dafür lautet, dass der Erdäpfelhandel als Getriebener der Lebensmittelketten mit selbigen bereits sehr früh, meist bevor die Knollen überhaupt gelegt waren, Verträge abgeschlossen hat, in denen der Preis jeweils schon für mehrere Wochen mit gleichbleibender, bzw. sinkender Tendenz fixiert wurde. Dieses System bietet keine Möglichkeit, auf Marktsituationen flexibel einzugehen.
Bei den Lagererdäpfeln hatten wir in Österreich in den letzten Jahren aufgrund des verstärkten Regionalbewusstseins der Konsumenten durchwegs akzeptable Preise. In Jahren, in denen die heimische Ernte knapp war, lagen die Preise auch mal über dem europäischen Schnitt. Diese Entwicklung entspricht dem Spiel der Kräfte am Markt.
Ganz anders stellt sich das allerdings in der Frühkartoffelsaison dar. Hier hat man sich in Österreich in den letzten Jahren auf Preise einzementieren lassen, die nichts mit aktuellen Rahmenbedingungen am Markt zu tun haben. Dieses System funktioniert, solange die Landwirte mitspielen und unterhalb der internationalen Marktpreise liefern. Prinzipiell ist gegen längerfristige Verträge nichts einzuwenden; sie sollten allerdings auch den Erzeugern die Chance bieten, von günstigen Marktentwicklungen zu profitieren. Die angesprochenen Verträge bieten in der derzeitigen Form aber nur dem Handel Sicherheit. Die Interessen der Erzeuger und die Möglichkeit, dass die Bauern an sich bietenden Marktchancen zumindest anteilsmäöig profitieren, sind nicht ausreichend berücksichtigt.
Anita Kamptner, LK NÖ