Alles dreht sich um den Knoblauch”, das sagt Stefan Resch (30), Biobetriebsführer in Distelburg, St. Pölten Land, über die Gestaltung der Fruchtfolge auf seinen 16 Hektar Bioackerflächen. Zwar nimmt der Knoblauch mit zwei bis drei Hektar keinen großen Flächenanteil ein, ertraglich ist er neben Kürbis, Sojabohne und Weizen aber von hohem Rang. Stefan: “Bei uns steht vor dem Knoblauch der Weizen. Wir brauchen das auf dem Feld verbleibende Stroh, um einen Erosionsschutz zu erreichen. Das ist in unserem Gebiet wichtig.”
Knoblauch muss man behandeln wie ein rohes Ei
Eine Herausforderung ist der Knoblauch vom Arbeitsbedarf her. Das gilt vom händischen Brechen der Saatzwiebeln über die Kulturführung mit fünf Hackgängen plus händischer Korrekturhacke, die Ernte und Trocknung bis hin zum Putzen und Konfektionieren der verkaufsfertigen Ware. Wichtig sei, so Stefan, die Knollen bei den Transport- und Putzschritten “wie ein rohes Ei” zu behandeln, denn leicht entstehen Druckstellen, die die Haltbarkeit mindern.
Im Unterschied zum konventionellen Anbau entfällt im Bioanbau die Bekämpfungsmöglichkeit der Knoblauchfliege und des Unkrauts. Wichtig ist auch gesundes Pflanzgut. Für die möglichst geringe Belastung mit Virosen und Nematoden muss allerdings der Pflanzgutvermehrer sorgen. Beim Knoblauch ist man hier generell auf den Zukauf aus spanischen und französischen Vermehrungsbetrieben angewiesen. Die Vermehrung des Knoblauchs erfolgt üblicherweise vegetativ und ist eine Sache für Spezialisten.
Übliche Erträge in der auf dem Betrieb Resch praktizierten einjährigen Kultur (Anbau Oktober-November, Ernte Juni und Juli) liegen in der Größenordnung von etwa zehn Knollen bzw. 0,6 kg verkaufsfertiger Ware pro Quadratmeter. Die Bioerträge bleiben aus den genannten Gründen etwas hinter den konventionellen zurück.
Bei der Vermarktung besteht auf dem Betrieb Resch eine langjährige Partnerschaft mit der Handelskette Spar. Diese wichtige Geschäftsbeziehung hat Stefans Vater Franz (57) mit persönlichem Engagement aufgebaut. Aus der Situation eines in den Anfängen kleinen Pachtbetriebs heraus hat der unternehmerisch eingestellte Senior vielfach mit Nischenkulturen experimentiert. Dazu zählen etwa Stangensellerie, Radieschen, Fenchelknollen, Erdbeeren und Artischocke – und seit 20 Jahren auch schon Knoblauch.
Der Trend zu Regionalität hat sehr geholfen
“Das war die Idee meiner Frau”, berichtet Franz. Die ersten Informationen zum Anbau gab eine befreundete Bauernfamilie. Die Reschs wollten zu deren Direktvermarktung aber keine Konkurrenz aufbauen und suchten nach neuen Vermarktungswegen. Es brauchte aber Geduld, denn so richtig ins Laufen kam die Sache erst etwa im Jahr 2005. Damals beherrschte Knoblauch aus China den Markt. In der Gegenbewegung forcierte der Lebensmittelhandel aber auch regionale, heimische Ware.
Franz Resch: “Das Spar-Management, namentlich der damalige Obst- und Gemüseeinkäufer Wandl, bewies hier Weitblick. Der Trend zu Regionalität hat uns sehr geholfen.”
Mittlerweile ist der Markt dicht besetzt, praktisch jede Handelskette hat regionale Knoblauchproduzenten gelistet. Familie Resch verstand es, den Trend zu nutzen. Im konventionellen Anbau, der heute in Summe rund 100 Hektar umfasst, stehen aktuell 20 Hektar Knoblauch in Kultur.
Schritt ins Gewerbe mit der F&S Agrar GmbH
Dazu kommen weitere Zulieferbetriebe. Um die Handelsaktivitäten zu bündeln, gründeten Franz und Stefan Resch im Jahr 2012 die F&S Agrar GmbH, über die seither sämtliche Handelsaktivitäten und die Knoblauchabpackung laufen. Erst im Vorjahr wurde eine neue Abpackhalle errichtet und eine Verpackungsmaschine für Netze á 250 g installiert. Etwa 15 landwirtschaftliche Arbeitskräfte beschäftigt Familie Resch in ihren Betrieben.
Franz Resch: “Ohne ein gutes, geschäftsmäßiges Handschlagsverhältnis zu unserem Hauptabnehmer wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen.” Die Anlieferung auch samstags und sonntags ist für Franz seit jeher Chefsache. Allerdings ist mit der Entwicklung zu größeren Chargen auch die Logistik im Wandel. Die überregionalen Verteilzentren werden nun über eine Spedition beliefert.
Der Biobetrieb startete mit der Birne
Auch wenn Knoblauch zu dominieren scheint, begannen Stefans Bio-aktivitäten mit der Birne. Er hatte gerade den Landwirtschaftlichen Facharbeiter in Pyhra und den Gemüsebaufacharbeiter in Obersiebenbrunn gemacht, als sich im Jahr 2005, noch vor seinem 20. Geburtstag, die Chance bot, in das damals von der BBK St. Pölten unter Obmann Anton Reindl initiierte, regionale Biobirnen-Projekt einzusteigen. Angespornt und auch unterstützt vom Vater sprang Stefan mit 6,5 Hektar Birnen in das kalte Wasser.
“Wir haben dazu zunächst den Hausacker auf Bio umgestellt”, erinnert er sich. Und weil der Knoblauch im Blut lag, wurde zwei Jahre später auch das Angebot angenommen, Bioknoblauch zu kultivieren. Der Vorteil war, dass die Knoblauch-Infrastruktur im konventionellen Betrieb schon vorhanden war und mitgenutzt werden konnte. Seit dem Jahr 2008 führt Stefan den Biobetrieb in eigener Verantwortung. Dass die Sache funktioniert hat, ist an der Entwicklung des Bio-betriebs ablesbar. Die derzeit 16 Hektar Acker sind noch nicht das Ende der Entwicklung. Auch die Birne soll beibehalten werden, obwohl mit Birnenverfall und Feuerbrand schon Rückschläge zu verkraften waren und sich heuer aufgrund des Frostes Ende April ein Totalausfall abzeichnet.
Gut in das Biokonzept Stefan Reschs passen auch die Sojabohne und der Ölkürbis. Bei Soja kommt er mit derselben Sä- und Hacktechnik durch wie beim Knoblauch. Auch die Erträge sind mit knapp 3000 kg/ha (2015) bis sogar 4000 kg/ha (2014) besser als im konventionellen Anbau, wo vermutlich die Herbizide Ertragsminderungen verursachen. Bewährter Vermarktungspartner für die Ackerfrüchte ist die Fa. Bamberger in Prinzersdorf. Trotz des guten Ertrages musste Soja heuer gegenüber dem Ölkürbis klein beigeben. Die Zukunft von Bio sieht Stefan Resch aufgrund des Trends zu einer bewussten Ernährung positiv. Klar ist für ihn, dass dabei auch der Knoblauch weiterhin eine tragende Rolle spielt.
Hans Maad