Maiserträge jenseits der 15 Tonnen und Sojaerträge von an die vier Tonnen (jeweils Trockenware pro Hektar) wären im witterungsbedingt schwierigen Jahr 2015 wohl an jedem bäuerlichen Stammtisch unzweifelhaft als Hochstapelei ausgelegt worden. Nicht so bei Erich Polly. Als Versuchslandwirt der Saatbau Linz erzielt er bereits sei Jahren überdurchschnittliche Ergebnisse und ist dafür auch bei seinen bäuerlichen Berufskollegen bekannt. Beispielsweise lag der Sojaertrag im Schnitt der vergangenen acht Jahre bei rund 3500 kg/ha. Dass Polly im Jahr 2015 die Ertragstabelle der Saatbau-Versuche sogar anführte, schreibt aber auch er den Besonderheiten des Wetters zu. Polly: “Wir hatten am 23. Juli einen Regen von 24 mm. Das war die Rettung. In vielen anderen Regionen war dieser Regen nicht so ergiebig.”
Bei Soja Anhäufeln eher vermeiden
Vorauszuschicken ist weiters, dass es in der Region zwischen Groß Sierning und Hürm fruchtbare Tschernoseme und Feuchtschwarzerden gibt, die sehr hohe Erträge bringen. Auch die sonst für die Region typischen Braunerden haben ein hohes Ertragspotenzial. Der pH-Wert der Böden ist neutral bis schwach sauer, alle vier Jahre gibt Erich Polly Kalk. Der einfacheren Ausbringung wegen setzt er auf den granulierten Physiomax des Herstellers Timac Agro. Bei der Grunddüngung hat sich Polly für das Akra-Düngesystem entschieden (vormals NGK), ohne daraus aber eine Glaubensfrage zu machen. Die Vorteile des Systems sieht er vor allem in der Versorgung mit Spurenelementen.
Bei der Sojabohne erzielte Erich Polly mit der 000-Sorte SY Livius im Vorjahr einen Ertrag von 3860 kg/ha bei 13,3 % Erntefeuchte. Angebaut wurde in diesem Fall in Einzelkornsaat auf rund 60 Körner/m2(45 cm Reihenweite, 3,5 cm Kornabstand). In einem weiteren Versuch brachte SY Livius in Drillsaat bei derselben Saatstärke um rund 140 kg/ha weniger Ertrag. Die Drillsaat (12,5 cm Reihenabstand) wählt Polly vor allem in Hanglagen, um das Erosionsrisiko zu begrenzen.
Obwohl Drillsaaten aufgrund der besseren Standraumverteilung üblicherweise die besseren Erträge bringen, liegt bei Polly meist die Einzelkornsaat mit einem Ertragsvorteil von “um die 100 kg/ha” voran. Der Landwirt schreibt dies dem Umstand zu, dass er seine Einzelkorn-Parzellen als Hackkultur führt, das heißt, es erfolgt auf jeden Fall ein Hackdurchgang, bei Bedarf auch zwei. Beim Hacken achtet Polly auf eine eher langsame Fahrgeschwindigkeit, damit die Sojapflanzen nicht zu stark angehäufelt werden, denn der eher tiefe Schotenansatz der heutigen Sorten könnte darunter leiden.
Beim Saatgut verwendet Polly prinzipiell fertig inokuliertes Originalsaatgut. Zusätzliches Beizen hält er allenfalls dann für sinnvoll, wenn Soja auf “jungfräulichen” Böden erstmals gesät werden soll. Betrieben, die Nachbausaatgut einsetzen, empfiehlt er eine etwas höhere Saatstärke, um Defizite bei der Keimfähigkeit und Bruchkorn auszugleichen.
Wichtig ist, dass sich der Boden rasch erwärmt
Als Voraussetzung für gute Sojaerträge sieht Polly einen schnellen Start im Frühjahr. Damit sich der Boden rasch erwärmen kann, wählt der Landwirt die Öpul-Begrünung nach dem System Zwischenfrucht in der Variante 3 (späteste Aussaat 20. August; frühester Umbruch 16. November). Dadurch ist noch ein Grubberstrich im Herbst möglich, zu dem auch die Grunddüngung ausgebracht wird. Dadurch ergibt sich zum Frühjahrsanbau ein “reiner Tisch”, der eine rasche Abtrockung und Bodenerwärmung ermöglicht. Auch ist der Einsatz von Glyphosat nicht erforderlich. Saatbeetkombi, Anbau, Walzen und Pflanzenschutz – so lautet die Arbeitsfolge im Frühjahr. In der Fruchtfolge steht die Sojabohne bei Erich Polly entweder nach Getreide oder nach Zuckerrübe. Soja auf Soja folgt im Anbauabstand von etwa zwei bis drei Jahren. Als großen Vorteil der Kultur wertet Polly, dass sie keinen Stickstoff benötigt. Als Herbizid kommt im Vorauflauf Spectrum Plus zum Einsatz. Sollte Trockenheit herrschen, dann kommt im Nachauflauf die Kombination aus Harmony SX und Pulsar 40 im Splitting zur Anwendung. Allfällige Distelnester werden bereits in der Vorkultur behandelt. Etwas Sorge macht Polly die Vermarktungssituation bei der Sojabohne. Einen Erlös von zumindest 450 Euro/t hält er für gentechnikfreie Sojabohne für gerechtfertigt. Da dies im Vorjahr nicht gegeben war, seien heuer viele Sojaflächen auf Ölkürbis umgewidmet worden.
In seinen Maisversuchen erzielte Erich Polly mit den DKC-Sorten Arno, Also und Alegro im Vorjahr Versuchserträge im Bereich von 15.400 bis 15.100 kg/ha Trockenmais. Das “Geheimnis” dieses Ergebnisses sieht Polly, wie beschrieben, im Juli-Regen. Pollys Kulturführung bei Mais lautet in Stichworten:
• 80 bis 85 Körner/m2 Saatstärke,
• 160 kg N als KAS in zwei Gaben (davon zwei Drittel zum Anbau und ein Drittel später).
• Unkrautbekämpfung mit Clio Max.
• Hackdurchgang nach der zweiten KAS-Gabe bei etwa kniehohen Pflanzen (60 cm). Wichtig: Unbedingt anhäufeln!
Zu Fungiziden bei Mais stellt Polly fest, dass eine Retengo-Anwendung im Jahr 2014 ohne erkennbaren Vorteil blieb. Im Jahr 2015 sei jedoch ein “deutlicher Ertragsvorteil” von mehr als einigen 100 kg/ha feststellbar gewesen. Wichtig sei, dass man den Anwendungszeitpunkt so spät wie möglich setze. Maßnahmen gegen den Maiswurzelbohrer haben sich auf Pollys Betrieb bisher auf die Fruchtfolge mit zumindest zweijährigem Anbauabstand beschränkt.
Betriebssteckbrief: 35 ha Acker und Saatgutvertrieb
Erich Polly bewirtschaftet 35 Hektar Ackerland. Die Viehhaltung wurde bereits vor Jahren aufgegeben. Ein Nebeneinkommen erwirtschaftet der Landwirt mit dem Vertrieb von Saatgut. Die Durchführung der Feldversuche bewertet er dagegen nicht als “Einkommensstandbein”. Denn der Arbeitsaufwand hierfür sei nicht zu unterschätzen. Langjähriger Vermarktungspartner Erich Pollys ist die Firma Bamberger in Uttendorf/Prinzersdorf, die sich seit Kurzem als “Sojamühle” neu auf dem Markt positioniert hat.
Hans Maad