Um sich gegen Wertverluste von Gütern auf Transportwegen oder während der Lagerung abzusichern, wurden Vorläufer der heutigen Warenterminkontrakte genutzt. Nach zunehmender Standardisierung werden diese auch an der Warenterminbörse gehandelt, wo Produzenten, Händler und Verarbeiter ungünstigen Preisbewegungen gegensteuern können.
Fixierung von Preisniveaus
Entscheidend ist, dass über Warenterminkontrakte nur Preisniveaus fixiert werden, jedoch im Vergleich zu physischen Vorkontrakten eine Lieferung bzw. Abnahme der Ware samt Qualitätserfüllung erfolgen kann, aber nicht muss. Die Preise am Kassamarkt verlaufen normalerweise in einem bestimmten, langfristig konstanten Abstand zu den Terminmarktnotierungen. Dieser Preisabstand (=Basis) ergibt sich vereinfacht aus der Verfügbarkeit von Lagerraum, Lagerspesen sowie durch Transportkosten zum jeweiligen im Terminkontrakt festgelegten Lieferort. Abhängig von der Versorgungslage und Qualität werden für den Kassamarktpreis Zu- oder Abschläge zum Terminkontraktpreis berechnet. Langfristig ist der Abstand zwischen regionalem Kassamarktpreis und dem Terminmarktpreis konstant. Terminkontrakte können verkauft oder gekauft werden und werden danach auf einem Börsenhandelskonto gehalten. Bis zum jeweiligen “Liefermonat” des Kontraktes hat der Halter Zeit, seine Position – ohne die Ware liefern zu müssen – aufzulösen. Dazu wird eine entgegengesetzte Position eingekauft bzw. ver-kauft. Nur ein bis zwei Prozent der weltweit gehandelten Getreide- und Ölsaatenkontrakte werden tatsächlich geliefert (erheblicher Aufwand, hohe Distanzen zu Lieferorten). Nach dem Auflösen der Position vor Laufzeitende des Kontrakts (Verkaufs-Position wird durch Rückkauf und Kauf-Position durch Rückverkauf aufgelöst), entsteht ein Gewinn oder Verlust am Terminhandelskonto. Der eigentliche Getreide-Warenfluss ist davon nie beeinflusst. Bei Lieferung der Ware an den eigenen Handelspartner wird das Ergebnis aus dem Terminhandel dem Vermarktungserlös hinzugerechnet bzw. abgezogen. Zusätzlich zur Absicherung von Getreide oder Ölsaaten können auch günstige Einkaufspreisniveaus für Betriebsmittel wie Heizöl oder Diesel einfach über Warenterminkontrakte gesichert werden. Entscheidend ist die Marktbeobachtung, um günstige Ein- bzw. Ausstiegszeitpunkte für die Absicherung zu identifizieren.
Ein Praxisbeispiel: Weizenabsicherung 2015
Bedingt durch die europäische Frühjahrstrockenheit 2015 waren die Weizen-Ernteprognosen extrem unsicher und die Mahlweizen-Notierungen für die neue Ernte 2015 an der MATIF Paris stiegen vor Druschbeginn rasant an – siehe Grafik (Höchststand: 206,50 Euro/Tonne). Produzenten, die im Wissen um einen lukrativen Deckungsbeitrag das entsprechende Preisniveau am Kassamarkt zu Vorverkäufen nutzen wollten, hätten nur sporadisch Handelspartner gefunden. Die neue Ernte war noch nicht im Gang – weder Erträge, noch Qualitäten waren absehbar und somit zog der Kassamarktpreis nicht mit an. An der Warenterminbörse konnte man hingegen die Chance nutzen, das gute Weizen-Preisniveau entkoppelt von Liefer- und Qualitätsverpflichtungen zu fixieren. Der Sommer brachte dann europaweit gesehen sehr passable, teils überraschend positive Weizenerträge und -qualitäten, und die Börsennotierungen brachen ein – siehe Grafik (Tiefststand: 166,50 Euro/Tonne). Hat ein Landwirt seine Terminposition zu diesem Zeitpunkt aufgelöst, brachte ihm dies 40 Euro pro Tonne Absicherungserlös (206,50-166,50 = 40 Euro/Tonne), die er seinen Kassamarkterlösen hinzurechnen konnte. Bei gleichzeitigem Verkauf des geernteten Weizens an den Agrarhandel um beispielsweise 145 Euro/Tonne Netto hätte der Erlös auf 185 Euro/Tonne Netto erhöht werden können. Wären die Terminkontrakt-Kurse durch eine schwache europäische Ernte höher als 206,50 Euro/Tonne gestiegen, hätte die Absicherung zwar einen Verlust produziert, die Kassamarktkurse hätten aber wegen knapperer Warenverfügbarkeit wahrscheinlich ebenfalls zugelegt und die Verluste kompensiert. Auch die Beschaf-fungsseite kann gestützt werden (z.B. Weizeneinkauf für Veredler). Dazu werden Terminkontrakte gekauft, wenn sich Preistiefs andeuten. Wichtig für den Handel mit Terminkontrakten ist ein fundiertes Verständnis für die Instrumente und Mechanismen.