Angesichts der geringen Erträge aufgrund meist ungünstiger Wasserversorgung im abgelaufenen Erntejahr steigt das Interesse an stabilen leistungsfähigen Sorten auch bei Körnerleguminosen und Sonnenblumen. Das in Österreich geprüfte Sortiment erfüllt diese Erwartungen meist zufriedenstellend. Manche Arten, wie z. B. Körnererbse, blieben mit ihren Deckungsbeiträgen trotz Züchtungsfortschritt hinter gewinnbringenderen Marktfrüchten zurück.
In der Folge gab es auch durch das Aufkommen der Sojabohne deutliche Verschiebungen bei den Anbauflächen der Kulturarten. Auch die Ausweitung der Futter- und Nassmaisproduktion, des Ölkürbisanbaus und der Biodiversitätsflächen trug zu Flächenverschiebungen bei (siehe Abb. 4 und 5).
Dieser Trend bewirkte auch einen geringeren Prüfumfang bzw. die Aussetzung der Sortenzulassung bei einigen der oben angesprochenen Kulturen. Bei Erbsen konnte zuletzt für drei Winterformen eine Erweiterung der Österreichischen Sortenliste vorgenommen werden. Die Ende Dezember erfolgte Zulassungsbewertung brachte keine neuen Sonnenblumen-Prüfstämme mit “landeskulturellem Wert”. Mangels Neuzulassungen wird hier in Kurzform auf das bestehende Sortiment hingewiesen.
Sonnenblumen bringen sichere Erträge
Die Durchschnittserträge der Wertprüfung und im heimischen Praxisanbau zeigen, dass die Ertragssicherheit bei Sonnenblumen – abgesehen vom Vorjahr – durchaus gegeben ist. Langjährig geprüfte Hybriden wie Alexandra PR, NK Delfi oder PR64F50 enttäuschen nicht. Früher reifende Sonnenblumen wie P64LL41, die herbizidtolerante NK Neoma oder die im Vorjahr neu zugelassene ES Columbella bleiben ertraglich zurück, erlauben aber frühere Erntetermine. Auch NK Stradi mit hohem Ertragspotenzial und hohem Ölgehalt bei späterer Reife ist seit der letzten Saison neu gelistet (Tab.1).
Bei sonnenreichem, trockenem Vegetationsverlauf wie 2015 muss mit der Ernte aus pflanzenbaulicher Sicht nicht unbedingt bis zu den letzten abgestorbenen Pflanzenteilen abgewartet werden. Auch wenn noch mäßig grüne Blätter ersichtlich waren, war der Reifeprozess bereits Anfang September fortgeschritten und die Sonnenblume mit einem Wassergehalt von 11,8 % weitgehend erntereif (s. Foto unten). Bei späteren Ernteterminen, z. B. Mitte Oktober, waren nach Niederschlagsphasen oft höhere Wasserwerte zu akzeptieren.
Anbaufläche und Prüfumfang werden auch in den nächsten Jahren mit der derzeitigen Intensität durchgeführt werden. Die Möglichkeit, mit Vogelfutter-Sonnenblumen im Vertragsanbau einen höheren Deckungsbeitrag als mit Ölsonnenblumen zu erzielen, sollte ebenfalls in Betracht gezogen werden. Dabei kann ein indirekter Vergleich mit geprüften Sorten desselben Saatgutanbieters hilfreich sein.
Ackerbohnen stehen wieder neu in Prüfung
Prüfergebnisse von Ackerbohnen konnten zuletzt im Jahr 2011 erfasst werden. Alexia und Julia erreichen im Kornertrag sowie mit ihrer Rost- und Virustoleranz die besten Werte.
Im Vergleich zu Körnererbsen zeigen Ackerbohnen bei den Hektarerträgen und im Rohproteingehalt ein höheres Standardmittel. Dies ist mit ein Grund, weshalb sich die Anbaubedeutung der beiden Arten zugunsten der Ackerbohne verschoben hat. Diesem Trend folgend wurde aktuell die Sortenprüfung von Ackerbohnen wieder aufgenommen. So stehen seit dem Herbst 2015 nicht nur österreichweit drei Winterformen in offiziellen Versuchen. In der kommenden Prüfsaison ist mit über zehn neuen Sommerformen zu rechnen.
Körnererbsen und Lupinen mit geringer Bedeutung
Die Anbaubedeutung von Körnererbsen oder Lupinen bleibt unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber auch mangels intensiver Züchtungsprogramme gering. Bei den bis 2012 durchgeführten Erbsenversuchen erbrachten zwar einerseits frühe Sorten wie Alvesta, Angela, Astronaute und KWS Paradiso hohe Ertragsleistungen. Später reifende Sorten wie Eso, Kenzzo, Tiberius und Tip waren meist ertragreicher. Die Sorte Tip weist zusätzlich einen hohen Rohproteingehalt auf. Die Ergebnisse der Anfang der 2000er-Jahre durchgeführten Lupinenprüfung (Blaue Lupine) und jene der Körnerleguminosen sind im Internet abrufbar (www.baes.gv.at/pflanzensorten/). Bei Anbauinteresse sind im Vertragsanbau die zugeteilten, aktuelleren Sorten zu verwenden.
Körnersorghum zeigte ein hohes Ertragsniveau
Obwohl Körnersorghum den Gräsern zugeordnet wird und pflanzenbaulich eher zum Mais tendiert, soll hier im Rahmen der Alternativen über die aktuelle Wertprüfung kurz berichtet werden. Körnersorghum zählt in der Steiermark hinsichtlich Düngungsauflagen zu den “Hackfrüchten”, weiters wird diese Art bei den Fruchtfolgeauflagen für Ackerflächen nicht auf die “Getreide-/Maisfläche” angerechnet. Die positive Fruchtfolgewirkung von Sorghum zur Kontrolle bzw. Reduzierung des Maiswurzelbohrers trug zum Anstieg der Anbaufläche auf ca. 3000 Hektar bei.
Nach der vorläufigen Auswertung von fünf Sortenversuchen des ersten Prüfjahres in Niederösterreich, in der Steiermark und in Kärnten zeigt sich ein hohes Ertragsniveau von 87 bis 121 dt/ha im Versuchsmittel. Der Wassergehalt der Ernteware lag bei den günstigen vorjährigen Abreifebedingungen im Mittel zwischen 18,1 und 26,1 Prozent. Für das abschließende zweite Prüfjahr bieten sich somit etwa fünf bis zehn Kandidaten an.
Alle Sorten und deren Eigenschaften sind in der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste 2016 enthalten. Das Dokument ist im Internet abrufbar unter der Adresse www.baes.gv.at/pflanzensorten/oesterreichische-beschreibende.sortenliste/ bzw. im Sortenfinder unter www.ages.at/service/service-landwirtschaft/agrar-online-tools/sortenfinder
Martin Hendler, Ages Wien