30 Jahre Erosionsforschung in Niederösterreich

Der Boden ist eine der wichtigsten Lebensgrundlagen. Nur drei Prozent der Erdoberfläche sind ackerbaulich nutzbar und davon stehen nur 18 Prozent für den Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung. Boden kann nicht vermehrt werden und doch wird mit dieser Ressource oft sorglos umgegangen. In Mitteleuropa werden viele produktive Flächen unwiederbringlich versiegelt. Die Niederschläge müssen dann über Kanalisationen in Bäche abgeleitet werden und können nicht versickern, dieses Wasser fehlt somit auch bei der ohnehin geringen Grundwasserneubildung. Sich wiederholende Wetterkapriolen mit langanhaltenden Trockenperioden und dann immer mehr streifenförmigen, wenige Kilometer breiten Gewitterfronten mit enormen Starkniederschlägen führen zu verheerenden Erosionsereignissen mit Schäden auf Feldern, aber auch im Kommunalbereich. Das verursacht hohe Kosten in der Beseitigung und führt zur Abnahme der fruchtbaren Krume. Bodenneubildung ist in Mitteleuropa minimal bis gar nicht gegeben, eine nachhaltige Landbewirtschaftung kann Bodenerosion nicht tolerieren.

Trockenheit und Hitze sind in Ostösterreich und mittlerweile in ganz Mitteleuropa, wenn nicht sogar weltweit der begrenzende Faktor in der Pflanzenproduktion. Umso sorgfältiger soll und muss man mit diesen Produktionsbedingungen umgehen. Jeder Eingriff in den Boden baut nicht nur Kohlenstoff ab, und damit Humus, sondern auch Wasser wird verbraucht, indem feuchter Boden auf die Bodenoberfläche gebracht wird und dann austrocknet. Diese Aspekte und jene der Bodenerosion in Hanglagen haben weltweit zur Entwicklung von Mulch- und Direktsaatsystemen geführt, um die Erträge zu stabilisieren und auch zu steigern. Bodenerosion ist global eine der größten Gefahren für eine nachhaltige Bewirtschaftung, allein in Österreich sind rund 400.000 ha – also ein Drittel der Ackerfläche – potenziell erosionsgefährdet.

In Niederösterreich werden Mulch- und Direktsaatsysteme seit nunmehr drei Jahrzehnten entwickelt und getestet und seit 30 Jahren in Kooperation mit der Wiener Universität für Bodenkultur – Institut für Bodenphysik und Landeskulturelle Wasserwirtschaft (Univ. Prof. Dr. A. Klik) Erosionsmessstellen an zwei Standorten betrieben. Diese sind auf Flächen der an die Landwirtschaftlichen Fachschulen angegliederten Lehr- und Versuchsbetriebe angelegt. Verschiedene Bodenbearbeitungssysteme werden geprüft und die Ergebnisse aufgearbeitet und in der Lehre und Beratung weitergegeben. Im Schnitt der 30 Messjahre konnte durch Mulch- und Direktsaat der Bodenabtrag durch Bodenerosion deutlich reduziert werden und somit ein wichtiger Beitrag zum Bodenschutz gewährleistet werden.

An der Landwirtschaftlichen Fachschule Mistelbach findet nun anlässlich 30 Jahre Erosionsforschung in Niederösterreich ein Symposium zum Thema Bodenerosion und Bodenschutz statt. Die Vortragenden geben einen Rückblick zu den Anfängen der Erosionsforschung und die umfangreichen, wissenschaftlichen Ergebnisse dieser langjährigen Versuchsreihen werden präsentiert. Ebenso werden die praktischen Erfahrungen aus dem In- und Ausland zum Thema Erosionsschutz durch Mulch – und Direktsaat weitergegeben und mit den Teilnehmern diskutiert. Der Fachtag findet am  Freitag, dem 14. Juni, um 13 Uhr in der Landwirtschaftlichen Fachschule Mistelbach statt.

Landwirtschaftliche Fachschule Mistelbach

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  • LFS Mistelbach: LFS Mistelbach
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AUTORRed. JS
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