Schon im November war es klar, dass es wieder einen neuen traurigen Rekord geben wird. Nun liegen die Zahlen für das ganze Jahr 2024 vor. Mindestens 43 tödliche Forstunfälle bedeuten gegenüber 2023 ein Plus von 19 Prozent.
Das zeigen Medienbeobachtungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), ebenso wie einen schon länger bestehenden Trend zu mehr tödlichen Forstunfällen, von 27 im Jahr 2019 bis zum bisherigen Höchststand von 36 im Jahr 2023. 2024 ist auch dieser mit 43 Toten deutlich übertroffen worden.
Regionale Brennpunkte
Die regionale Verteilung der mindestens 43 tödlichen Forstunfälle zeigt deutliche Unterschiede:
• Steiermark: 14 Fälle
• Niederösterreich: 10 Fälle
• Tirol: 5 Fälle
• Oberösterreich: 5 Fälle
• Kärnten: 4 Fälle
• Salzburg: 2 Fälle
• Vorarlberg: 2 Fälle
• Wien: 1 Fall
Auffällige sind die hohen Zahlen in der Steiermark und in Niederösterreich und damit in jenen Bundesländern, die sich durch große Waldflächen auszeichnen.
Hohe Gefährdung älterer Menschen
Tödliche Forstunfälle betreffen Menschen aller Altersgruppen. Ein erheblicher Anteil der Opfer – etwa 45 Prozent – war allerdings älter als 60 Jahre. Diese Altersgruppe ist laut KFV oft bei Forstarbeiten im Alleingang unterwegs, was das Risiko für Unfälle deutlich erhöhe. „Viele der verunglückten Personen unterschätzen die körperlichen Anforderungen und die Gefahren, die von schwerem Gerät oder unerwartet stürzenden Bäumen ausgehen. Zudem erschwert das Arbeiten allein in abgelegenen Gebieten oft eine schnelle Rettung im Notfall“, weiß man beim Kuratorium. Die Unfallberichte würden zeigen, „dass ein Großteil dieser Fälle vermeidbar gewesen wäre, wenn präventive Maßnahmen wie Partnerarbeit und Sicherheitsüberprüfungen vor Beginn der Arbeiten durchgeführt worden wären“.
Hauptgefahren und saisonale Risiken
Gemäß KFV-Auswertung der Unfallberichte führen folgende Szenarien besonders häufig zu tragischen Ereignissen:
- Baumfällarbeiten: 24 Fälle, oft durch unkontrolliert umstürzende oder verkeilte Bäume.
- Einsatz von Traktoren: 7 Fälle, meist durch Kippen in steilem Gelände.
- Stürze in unwegsamem oder vereistem Gelände: 12 Fälle.
Mehr als ein Viertel der Unfälle ereignete sich in den Wintermonaten (Dezember, Jänner, Februar). Vereiste Flächen, schlechte Sichtbedingungen und die Witterung allgemein sollen in dieser Zeit erheblich zur Unfallhäufigkeit beitragen.
Nachholbedarf bei Prävention
“Die immer weiter steigenden Zahlen vor allem im Bereich der privaten Waldarbeit verdeutlichen, dass hier mehr Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen“, so Unfallspezialistin Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Forschungsbereiches Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. “Neben technischen Lösungen und besserer Schutzausrüstung wie z.B. spezielle Schnittschutzhosen und Helme sind Schulungen wie sie im gewerblichen Bereich gut genutzt werden wichtig, um die Zahl der Unfälle nachhaltig zu senken“. Ans Herz gelegt werden daher:
• Saisonale Schulungen: Insbesondere vor der Wintersaison sollten spezifische Trainings angeboten werden, die auf die besonderen Herausforderungen dieser Jahreszeit eingehen.
• Koordination von Arbeiten: Gerade die Arbeit allein birgt hohe Risiken, da im Ernstfall schnelle Hilfe oft nicht möglich ist. Maßnahmen wie Partnerarbeit und klare Kommunikationswege sorgen dafür, dass im Notfall rasch und zuverlässig Hilfe geleistet werden kann.
• Verstärkter Einsatz von Sicherheitsausrüstung.
DIE WICHTIGSTEN REGELN FÜR SICHERE WALDARBEIT
Auch die AUVA rät zur strikten Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen und hat Tipps zusammengestellt. Hier die wichtigsten auf eine Blick.
Nie alleine arbeiten – Waldarbeit bedeutet Teamarbeit. Hilfreich ist es zudem, sich bei jemandem ab- und wieder zurückzumelden, denn oft werden diese Arbeiten an abgelegenen Orten durchgeführt.
Stress vermeiden. Es sollte ausreichend Zeit für die Arbeiten im Wald eingeplant und Zeitdruck vermieden werden.
Gewusst wie – Ausbildung macht die Arbeit sicherer. Wer Gefahren nicht kennt, kann ihnen nicht entgegenwirken. Viele gefährliche Situationen können mit einfachen Mitteln entschärft werden. Persönliche Schutzausrüstung und richtige Arbeitstechniken minimieren die Unfallgefahr um ein Vielfaches.
Das passende Werkzeug verwenden. Unpassende oder nicht richtig instand gehaltene Ausrüstung vermindert nicht nur die Leistung und belastet den menschlichen Körper, sondern erhöht auch das Unfallrisiko.
Gefahrenbereiche freihalten. Ein Sicherheitsbereich von mindestens zwei Metern rund um die Motorsägen führende Person, eineinhalb Baumlängen bei der Fällung plus ein talseitiger Bereich bei Arbeiten am Hang sollten unbedingt freigehalten werden.
Gefahrenbereiche für unbeteiligte Personen kennzeichnen. „Befristetes forstliches Sperrgebiet – Gefahr durch Waldarbeit, von … bis …“. Mit dieser Hinweistafel müssen Forststraßen und Wanderwege gekennzeichnet werden, wenn sie sich im Gefährdungsbereich der Holzernte befinden.
Persönliche Schutzausrüstung (PSA) verwenden. Sie schützt vor Risiken, die nicht auf andere Weise ausgeschlossen werden können: Waldarbeiterschutzhelm mit Gesichts- und Gehörschutz, anliegende Oberbekleidung in Signalfarbe, Handschuhe, Schnittschutzhose, Forst- oder Waldarbeiterstiefel. Bei der Arbeit auf Bäumen (z. B. Stützenbau bei forstlichen Seilbringungsanlagen, Zapfenernte etc.) ist zusätzlich auf jeden Fall die geeignete PSA gegen Absturz nötig.
Erste-Hilfe-Ausrüstung griffbereit halten. Passiert dennoch ein Unfall, ist es ratsam, die notwendige Erste-Hilfe-Ausrüstung griffbereit zu haben. Diese sollte auch regelmäßig überprüft und erneuert werden.
Profis zurate ziehen. Im Zweifelsfall sollte man eine Expertin oder einen Experten zurate ziehen. Moderne und leistungsfähige Maschinen erleichtern die Arbeit und müssen fachgerecht verwendet werden (können).
Praxisorientierte Weiterbildung
Forstlichen Ausbildungsstätten bieten eine Reihe an praxisorientierten Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Weitere Infos etwa unter:
https://fastossiach.at/ausbildung-kurse/
https://fasttraunkirchen.at/ausbildung-kurse/
https://auva.at/blog/infoseite-forstarbeit/
Tipp: Von der SVS gibt es gleich mehrere Broschüren und Infoblätter zur Arbeit im Wald. Klicken Sie hierfür auf svs.at/info auf den grünen Button “Sicherheitsberatung”.
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- Notfall: Chalabala – stock.adobe.com