Im Rahmen des von Bundesministerin Elisabeth Köstinger initiierten “Pakts für mehr Tierwohl” wurde gestern ein Maßnahmenpaket verabschiedet, das auch höhere Investitionsförderungen für tierfreundlich gestaltete Putenstallungen vorsieht. “Die Sonderförderung kommt zur rechten Zeit, liegt doch die Selbstversorgung bei heimischem Putenfleisch bei nur 43%. Das Sonderprogramm soll ein Anreiz für interessierte Landwirte sein, in die Putenhaltung einzusteigen. Die österreichische Geflügelwirtschaft will ihre proaktive und marktorientierte Arbeitshaltung in der Legehennenhaltung und der Mastgeflügelhaltung fortsetzen und ausbauen. Wir begrüßen auch einen bundesweiten Tiergesundheitsdienst und fordern einen solidarischen Lebensmitteleinkauf in öffentlichen Einrichtungen.” Dies betonte heute der Obmann der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), Franz Karlhuber.
Erfolgreiche Projekte weiter ausbauen
Gerade in der Geflügelwirtschaft zeigt sich, dass durch eine klare Differenzierung der Haltungsformen und einer entsprechend klaren Produktkennzeichnung die Konsumentinnen und Konsumenten erst in die Lage versetzt werden, sich für das bessere Produkt zu entscheiden. In den meisten Fällen tun sie das auch, nicht umsonst steigt der Absatz der Produkte aus tierfreundlichen Haltungsformen kontinuierlich an. So konnte die österreichische Geflügelwirtschaft den Selbstversorgunggrad bei Eiern von 70% vor 15 Jahren auf heute knapp 90% erhöhen. Diese Erfolgsgeschichte ist besonders den Tierhaltern geschuldet, die nach dem Verbot der Käfighaltung den Umstieg auf tierfreundliche Haltungsformen gewagt haben. Eine ähnlich positive Entwicklung zeichnet sich in der Mastgeflügelhaltung ab, wo immer mehr Tierwohl-Stallungen gebaut werden, die den Tieren Zugang zu einem geschützten Außenklimabereich ermöglichen und im Stallinnenraum erhöhte Sitzebenen und Spielmaterial angeboten werden.
ZAG begrüßt bundesweiten Tiergesundheitsdienst
Sehr erfreut zeigt sich Karlhuber auch über das Vorhaben, in guter Abstimmung zwischen dem Gesundheits- und dem Landwirtschaftsministerium, einen bundesweiten Tiergesundheitsdienst einrichten zu wollen. “Wir haben in der österreichischen Geflügelwirtschaft sehr gute Erfahrungen mit der bundesweiten Bündelung von Veterinärangelegenheiten gemacht. Das erfolgreiche Modell der QGV kann hier als Vorbild dienen. Schließlich gelang es in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Tierhaltern und Geflügeltierärzten, die Tiergesundheit deutlich zu steigern und gleichzeitig den Antibiotikaeinsatz seit 2011 um 53% zu reduzieren”, freut sich der ZAG-Obmann. Die zentrale Datenverfügbarkeit von bundesweit verteilten Betrieben hilft nachweislich bei der Erstellung von Maßnahmen zur Verbesserung der Geflügelgesundheit, was in weiterer Folge zumeist auch eine höhere Lebensmittelsicherheit für die österreichischen Konsumenten gewährleistet.
Fairness-Pakt auch beim Einkauf in öffentlichen Einrichtungen
Für die Vertreter der österreichischen Geflügelwirtschaft ist es sachlich schlüssig, dass sich die öffentliche Hand beim Einkauf von Lebensmitteln an dieselben Regeln hält, die sie selbst im Rahmen von gesetzlichen Bestimmungen oder anderen Qualitätsinitiativen auf Bundesebene vorgibt. “Zurzeit kommt ein Großteil des Geflügels, das in öffentlichen Einrichtungen angeboten wird, aus einer Tierhaltung, die nicht den Erwartungen der Österreicherinnen und Österreicher entspricht”, stellt ZAG-Obmann-Stellvertreter Markus Lukas fest. Er fordert, dass die Mindestbestimmungen beim Einkauf in öffentlichen Einrichtungen zumindest den im österreichischen Bundestierschutzgesetz festgelegten Haltungsbestimmungen entsprechen. Die Bemühungen der heimischen Geflügelwirtschaft, die Tiere gesünder und tiergerechter zu halten, müssten sich auch am Markt durch verantwortungsvollen Einkauf von heimischen Eiern und heimischem Geflügel deutlich bemerkbar machen. “Die öffentliche Hand muss hier mit gutem Beispiel vorangehen”, so Lukas.