Leonhard Gmeiner aus Weinzierl bei Perg ist seit März neuer Landesobmann der oberösterreichischen Jungbauern. Im Interview mit der BauernZeitung spricht er über seine Ziele, die Arbeit in der Organisation und neue Möglichkeiten auf den Höfen.
Du bist seit Anfang März neuer Landesobmann der Jungbauern. Wie geht es dir in deiner neuen Rolle?
Leonhard Gmeiner: Es war natürlich eine turbulente Zeit seit Anfang des Jahres. Wir hatten jetzt die erste Präsidiumssitzung mit dem neuen Team und da bin ich sehr positiv gestimmt. Die Qualität in der Gruppe ist sehr gut – wir haben Persönlichkeiten aus verschiedenen Sparten mit unterschiedlichen Zugängen und vielen innovativen Ideen. Diese Ideen müssen wir jetzt mit Inhalt füllen.
Was wollt ihr erreichen?
Gmeiner: Unser oberstes Ziel ist, die Diversifizierung voranzutreiben, Hemmnisse abzubauen und junge Landwirte vor den Vorhang zu holen, die es mit innovativen Ideen geschafft haben, den Massenmärkten mit qualitativ hochwertigen und regionalen Produkten positiv entgegen zu gehen.
Wie gehst du die Arbeit an?
Gmeiner: Mir ist es wichtig, dass wir Themen nicht von oben herab durchsetzen, sondern dass man Dinge auch aus der Basis aufgreift. Diese Anliegen wollen wir bei Jungbauernsprechtagen, die wir in allen Bezirken durchführen werden, sammeln. Ich möchte auch die Bezirksobleute verstärkt in die Arbeit einbinden. Einige Projekte haben wir bereits besprochen und dafür Projektleiter definiert.
Welche Projekte sind das konkret?
Gmeiner: Wir werden ein Jungbauern-Grillpaket entwerfen. Damit soll Fleisch aus Oberösterreich qualitativ hochwertig vermarktet und somit die Landwirtschaft unterstützt werden. Dann haben wir uns vorgenommen, gemeinsam mit den Imkern etwas zu machen. In der Vergangenheit ist vielfach das Bild entstanden, dass die Bauern gegen die Imker arbeiten und das stimmt nicht.
Es geht also auch viel um Image?
Gmeiner: Ja, sicher. Wir müssen ein positives Bild zeichnen. Zur Landwirtschaft in Österreich kann man nur sagen: Wenn es sie nicht gäbe – man müsste sie erfinden. Da geht es nicht um Romantik, sondern darum zu erklären, dass wir eine gute Landwirtschaft mit guten Produkten haben. Und das müssen wir den Leuten sagen.
Und wie?
Gmeiner: Zum Beispiel mit dem Projekt des “Open Bauernhof”, den es am 5. Juni in ganz Europa gibt. Wir müssen Wissen vermitteln und unsere Ställe herzeigen, damit sich die Leute anschauen können, wie Landwirtschaft funktioniert. Wir haben nichts zu verheimlichen. Wichtig ist auch, in die Schulen zu gehen. In Landwirtschaftsschulen gab es von den Jungbauern schon Projekttage. Das sollte auch in anderen Schulen möglich sein.
Die Menschen in der Landwirtschaft werden weniger, d.h. auch die potenziellen Jungbauern oder Bauernbundmitglieder. Was heißt das für die Organisation?
Gmeiner: Viele junge Landwirte gehen auswärts arbeiten, bevor sie später vielleicht den Betrieb von den Eltern übernehmen. Die sind dann in ihrem Hauptberuf gut verankert und verdienen auch gut. Die Rückkehr zur Landwirtschaft wird damit immer schwieriger und viele Betriebe werden vielleicht nur mehr im Nebenerwerb geführt. Das heißt, die Verbundenheit mit der Landwirtschaft und auch mit ihrer Vertretung wird weniger.
Was ist also zu tun?
Gmeiner: Wir brauchen Erlöse auf unseren Höfen! Was meine ich damit: Wir haben Arbeitsraum, Wohnraum und wir sind flexibel. Daraus müssen wir Dinge entwickeln, die am Hof Zusatznutzen schaffen, um so die Menschen wieder näher an ihre Höfe zu binden. In Bad Zell wurde zum Beispiel in einem traditionellen Vierkant-Bauernhof ein Dienstleistungszentrum geschaffen. Warum nicht auch ein Agrartechnologiezentrum auf einem Bauernhof schaffen? Oder: Stellen wir uns der Realität und gehen die Flüchtlingsfrage positiv an. Vielleicht gibt es einige, die Unterbringungsmöglichkeiten schaffen wollen? Hier müssen wir kreativ sein.
Wie sehen sich die Jungbauern innerhalb des Bauernbundes?
Gmeiner: Wir Jungbauern wollen, dass Themen und Projekte “mit uns” und nicht “wegen uns” umgesetzt werden. Wichtig ist, dass die junge Landwirtschaft, die jungen Übernehmer im Entscheidungsprozess dabei sind. Für viele komplexe Problemfelder gibt es keine einfachen Lösungen und viele Anliegen der Jungbauernschaft decken sich mit denen der gesamten Bauernschaft. Ich kann nicht sagen, ich arbeite nur für die Jungbauernschaft oder nur für die Bäuerinnen oder die Altbauernschaft. Im Endeffekt geht es um das große Ganze. Am Ende des Tages zählt das Ergebnis und dazu kann jeder etwas beitragen.
Die momentane Zeit in der Landwirtschaft ist von vielen Herausforderungen geprägt, Stichwort Marktkrise. Wie sehen denn die Jungen das?
Gmeiner: Unser Credo ist: Wir müssen uns darauf einstellen. Wir müssen zusammenarbeiten und auch Neues entwickeln, damit wir etwas verkaufen können. Kaufen tut der Konsument. Wir müssen wissen, was der Konsument will und ihm verständlich erklären, dass wir eine gute Qualität haben. Ich sage aber auch, dass wir in punkto Kommunikation in den letzten Jahren viel aus der Hand gegeben haben und von Genossenschaften gut behütet waren. Wir sind jetzt am freien Markt. Da können wir nicht mit der Menge mithalten, sondern nur mit der Qualität differenzieren. Daran geht kein Weg vorbei. Da müssen wir die Füße selber in die Hand nehmen.
Am Sonntag ist die Bundespräsidentenwahl. Schon eine Wahl getroffen?
Gmeiner: Ich wähle Andreas Khol, weil man nach längerer Überlegung erkennt, dass er der beste der antretenden Kandidaten ist.