Der Wiener Weinpreis gilt als Höhepunkt für jedes Weingut und krönender Abschluss eines Weinjahres. Von 431 Einreichungen aus insgesamt 62 Weingütern konnten sich heuer 12 Betriebe in 16 Kategorien in die Siegerliste eintragen.

Insgesamt 12 Wiener Landessieger wurden im Arkadenhof im Wiener Rathaus gekürt

Im festlichen Rahmen überreichte der Bürgermeister Michael Ludwig gemeinsam mit der Wiener Weinkönigin Iris-Maria die Auszeichnungen an die Landessieger. Der Weinpreis ist eine Referenz für die Wiener Weinbaubetriebe und zieht national und international Aufmerksamkeit auf sich und Norbert Walter räumte ein:

„Statistiken kann man zwar nicht trinken, aber dafür lügen sie auch nicht“

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Wien und des Wiener Weinbauverbandes, Norbert Walter betonte: „Die Leistungsdichte ist extrem hoch und es gibt, obwohl wir mit knapp 600 Hektar Rebfläche eines der kleinsten Weinbaugebiete des Landes sind, mehr als nur eine Handvoll Winzerinnen und Winzer, die das Zeug dazu haben, einen Landessieger zu machen.“ 

Frischer Schwung im Wiener Weinbau

Waren es in den vergangenen Jahren zumeist die arrivierten und bekannten Betriebe, die das Rennen um Gold unter sich ausgemacht haben, so gibt es heuer neben den Favoritensiegen auch etliche Weingüter, die seit langem erstmals wieder ganz oben auf dem Stockerl stehen. Dabei sind es oft junge Winzerinnen und Winzer, die frischen Schwung in traditionsreiche Familienbetriebe bringen und mit diesen Auszeichnungen eine tolle Bestätigung für ihre Arbeit bekommen. Doppelsiege gelangen heuer nur dem Weingut Katharina Klager und dem Winzerhof Leopold – ein starkes Lebenszeichen aus Stammersdorf –, dem Weingut Fuhrgassl-Huber aus Neustift, sowie Michael Edlmoser aus Mauer, der die Bewertung im vergangenen Jahr dominiert hatte. Besonders hart umkämpft war die Entscheidung in den drei Kategorien des Wiener Gemischten Satzes, wo es mit insgesamt 107 Weinen die meisten Einreichungen gab. Hier triumphierten in der Kategorie WGS DAC der Winzerhof Leopold, beim WGS DAC Ortswein das Weingut Wien Cobenzl mit dem „Nußberg“ und beim WGS DAC Riedenweine das Weingut Fuhrgassl-Huber mit dem Ried Neuberg.

Die Qual der Wahl

Für die professionelle Verkostungsjury, die in zwei Tagen die 207 Goldmedaillengewinner, die 80 Finalisten und die Landessieger ermittelten, war das heuer keine einfache Aufgabe. In vielen Kategorien war die Qualitätsdichte so hoch, dass man als Juror tatsächlich die Qual der Wahl hatte. Dabei zeigten sich die klassischen Weine etwa in den Kategorien Grüner Veltliner, Riesling und Wiener Gemischter Satz DAC vom Jahrgang 2022 saftig, fruchtig und frisch, aber zugleich vielschichtig und anspruchsvoll-trinkvergnüglich. Die weißen Top-Riedenweine sind vom Terroir geprägt, kraftvoll und komplex aber nicht überbordend, sondern straff, geradlinig und immer gut zu trinken. Auch bei den Rotweinen wurde inzwischen ein Niveau erreicht, wie man es Wien noch vor wenigen Jahren nicht zugetraut hätte. Insbesondere die Pinot Noirs und St. Laurents zeigten erneut, dass Wien hier besonders finessenreiche und hochelegante Weine hervorbringt. Doch auch in den Kategorien Zweigelt und Rote Cuvées standen in den Finali ausschließlich Weine, die das Herz jedes Rotwein-Fans höherschlagen lassen.

Wiener Wein ist wichtig

Im wunderschönen Festsaal des Wiener Rathauses nahmen die zwölf Preisträger im Rahmen eines Festaktes ihre Auszeichnungen von Bürgermeister Michael Ludwig persönlich entgegen. „Mir ist es wichtig, zu unterstreichen, dass der Wiener Wein für mich eine Herzensangelegenheit ist“, so der Bürgermeister und Gastgeber der Veranstaltung, der auch die vielfältige Bedeutung des Weinbaus für die Stadt hervorhebt: „Der Wein hat hier nicht nur Tradition, er ist auch ein Teil der Lebensart und Genusskultur der Wienerinnen und Wiener. Darüber hinaus sind die Wiener Weingärten ein Naherholungsgebiet für die Wiener und ein beliebtes Ausflugsziel für unsere Gäste womit der Wiener Wein auch einen wichtigen Beitrag zur touristischen Wertschöpfung der Stadt leistet.“

Die Wiener Landessieger 2023

Weinbeschreibung Finalisten Weinpreis 2023

  1. Kategorie: Grüner Veltliner klassisch
    Grüner Veltliner Ried Braschen 2022, Weingut Katharina Klager
    Breitet sich gleich im Duft aus wie eine Apfelbaumwiese, etwas Schwarzbrot, Tabak, reife, gelbe Äpfel, am Gaumen vollmundig, zart-herb, viel Grip, eng, kompakt und straff angelegt. Ein moderner, schnörkelloser Grüner Veltliner, der im Glas gerne einmal tief durchatmet, ehe er den vollen Trinkgenuss bietet.
  2. Kategorie: Grüner Veltliner kräftig
    Grüner Veltliner Ried Sätzen 2021, Weingut Edlmoser
    Apfel, Birne, Nuss – das und noch viel mehr entsteigt dem am besten etwas größer gewählten Glas, und dann folgt ein echter Edlmoser: Vollmundig aber mit Charakter, fruchtsüß aber auch zartbitter, opulent und stoffig aber trotzdem mit Trinkfluss. Schön, dass man solche großen Weine auch beim Heurigen trinken kann.
  3. Kategorie: Riesling klassisch
    Riesling Ried Rosengartel 2021, Weingut Muth
    Rheinriesling Ried Rosengartel, das klingt schon fast wie ein Gedicht… und das ist dieser Wein auch schon im Duft. Zarte, einladende Steinobst-Frucht mit dezenter Süße, dann am Gaumen stoffig, vollmundig und reif mit voller Frucht und toller Präsenz – ein wunderbares, Instant-Trinkvergnügen ohne Wenn und Aber, Prêt-à-porter in Sachen Wein sozusagen.
  4. Kategorie: Riesling kräftig
    Riesling Nußberg 2022, Weingut Mayer am Pfarrplatz
    Die kühle, rauchige Mineralität dominiert den Wein im Duft, karg und minimalistisch, Minze, etwas Weingartenpfirsich, Zitrustöne, am Gaumen fokussiert aber dennoch mit Fruchtcharme, kühl, mineralisch, straff, viel Druck schöne Länge. Moderner Stil gepaart mit Trinkfreudigkeit von der wohl besten Riesling-Lage der Stadt.
  5. Kategorie: Weißburgunder
    Weißburgunder Ried Himmel 2021, Weingut Edlmoser
    Entfacht in der Nase ein Duft-Feuerwerk, das dem zum Geburtstag des Fürsten von Liechtenstein gleichkommt. Saftig, fruchtsüß, reifes Steinobst, opulent und zugleich delikat und animierend, am Gaumen dann unglaublich stoffig, dicht, vielschichtig und druckvoll. 
  6. Kategorie: Chardonnay
    Chardonnay Ried Neusatz 2022, Winzerhof Leopold
    Reife Frucht im Duft, saftige Obstnoten, gelbe Äpfel, Ananas, Banane, dazu frische Zitrustöne, am Gaumen straff mit kräftiger Struktur und viel Druck, der dichte Fruchtkörper wird vom Gerbstoff ummantelt, noch sehr jugendlich und ungestüm aber mit viel Zukunftspotenzial. Braucht Zeit und Luft im Glas, dann zeigt er sich von seiner besten Seite.
  7. Kategorie: Wiener Gemischter Satz DAC
    Wiener Gemischter Satz DAC 2022, Winzerhof Leopold
    Leicht und spritzig steigt die springlebendige Frucht aus dem Glas, mit einem Duft von weißen Ribiseln bis zu reifen Birnen und dann tänzelt dieser Trinkfloh mit 11,5 Prozent Alkohol quietschvergnügt über den Gaumen und sagt: Schaut her, was ich als Leichtgewicht so alles drauf hab.
  8. Kategorie: Wiener Gemischter Satz DAC Ortswein
    Wiener Gemischter Satz DAC Nußberg 2022, Weingut Wien Cobenzl
    In der Nase noch ein bisschen ein grüner Junge präsentiert sich dieser Wiener Gemischte Satz dann als angehender Modellathlet, mit nussig-würziger Aromatik im Duft und mächtigem Auftritt am Gaumen, wo die saftig-süße Frucht schon in diesem jugendlichen Stadium mit der Mineralität, der reifen Säure und dem feinkörnigen Gerbstoff eine äußerst vielversprechende Beziehung eingeht.
  9. Kategorie: Wiener Gemischter Satz DAC Riedenwein
    Wiener Gemischter Satz DAC Ried Neuberg 2022, Weingut Fuhrgassl-Huber
    Dunkle Würze wie von einem Tannenwald vermischt sich im Duft mit der kühlen Brise von Zitrusfrüchten und läutet einen eindrucksvollen Auftritt am Gaumen ein: Saftig, vollmundig, reif, weiche Textur, viel Schmelz. Toller Stoff, der vom Fleck weg große Trinkfreude bereitet aber auch noch viel vorhat.
  10. Kategorie: Sauvignon Blanc
    Sauvignon Blanc 2022, Weingut Kroiss
    Kräftiger Duft nach Paprika und Stachelbeeren, Gewürze und weißer Pfeffer, am Gaumen dann fruchtsüß und saftig, im Nachklang aber auch mit einem fein eingearbeiteten Gerbstoff, der ihm eine schöne Länge gibt. Eine spannende und charaktervolle Wiener Interpretation dieser Welt-Sorte
  11. Kategorie: „Schmeckerte“
    Gelber Muskateller 2022, Weingut Christ
    Intensiver, traubiger Duft, zarte Kräutertöne, weißer Pfeffer, Akazienblüten, am Gaumen dann sehr harmonisch, mit schönem Trinkfluss und einem langen, vom nachklingenden Süße-Säurespiel geprägten Abgang. Kein parfümiertes „Duftwässerchen“ sondern ein eigenständiger, charaktervoller Wein für anspruchsvolles Trinkvergnügen.
  12. Kategorie: Sortenvielfalt & Cuvée
    Weiße Cuvée „Wiener Duo“ 2022, Weingut Philipp Schmidt
    Frech blitzt hier die kühle, frische Frucht um die Ecke, gleich darauf zischt dieses animierende Fliegengewicht auch schon über den Gaumen und bleibt dort noch einige Zeit haften. Kein Herkules aber ein Wein, der sich auch an heißen Sommertagen absolut vergnüglich trinken lässt.
  13. Kategorie: Weißwein halbtrocken
    Riesling 2022, Weingut Katharina Klager
    Kühle Brise in der Nase mit einem Duft von weißem Weingartenpfirsich, am Gaumen süß, weich und saftig aber auch mit guter Struktur. Ein Wein, den man mit Vergnügen einfach für sich trinken kann aber auch ein schöner Begleiter zu Desserts mit seiner perfekten Balance zwischen Süße und Säure.
  14. Kategorie: Zweigelt
    Zweigelt Selection 2018, Weingut Fuhrgassl-Huber
    Rauchig, mit röstigen Kaffeenoten, noch stark vom Holz geprägt, aber auch mit viel dunkler, saftiger Beerenfrucht, die eine betörende Duftfülle ergibt. Weich, stoffig, warm und vollmundig. Die perfekte Wahl zu einem schönen, saftigen Steak vom Holzkohlengrill.
  15. Kategorie: Pinot Noir & St. Laurent
    Pinot Noir 2019, Bio-Weingut Fuchs-Steinklammer
    Kein Wein für Blindverkostungen. Man riecht hinein und weiß: Das ist absolut typisch Pinot Noir! Soll nichts Schlimmeres passieren… reife Beerennote in der Nase, Waldboden, Fleisch, Leder, etwas Weihrauch, dazu kommt am Gaumen eine süß-herbe Kaffee- und Bitterschokoladen-Note, alles sehr smooth und trinkfreudig, zugleich aber fein, elegant und gut strukturiert.
  16. Kategorie: Rote Cuvées
    Rote Cuvée Red Blend Reserve 2018, Weingut Heuriger Wiltschko
    Rauchig, feine Würze, Waldbeeren, fleischig, leicht ätherisch, schwarze Oliven, stoffig und konzentriert, dicht, saftig, ein Mund voll Wein, dunkel, reif, weich aber im Abgang lässt der gut eingebettete Gerbstoff grüßen und zieht diesen tollen Wein noch einmal so richtig in die Länge.

Nähere Details über den Wiener Wein und aktuelle Termine: www.wienerwein.at

- Bildquellen -

  • Wien ist eine Metropole des guten Geschmacks: AndreasTischler
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AUTORred. AR
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