Kühe sind Klimakiller – eine Mär die sich seit geraumer Zeit hartnäckig hält und eine ganze Branche in Verruf brachte. Doch was ist dran an der Behauptung? Und produzieren Rinder wirklich so viel Methan? Fest steht jedenfalls eines: Methan stellt das sensible Gleichgewicht der Atmosphäre auf eine Belastungsprobe.
Unsichtbare Gefahr – CH4
Methan – CH4 – ist ein farb- und geruchloses Gas, welches immer dann gebildet wird, wenn organisches Material (z.B. Pflanzen) unter Luftausschluss abgebaut wird. Das gefährliche an CH4: es ist 25-mal so klimawirksam wie Kohlendioxid (CO2). Das heißt zehn Teilchen Methan haben in der Atmosphäre dieselbe Wirkung wie 250 CO2-Moleküle.
Die Methan-Konzentration in der Luft ist seit Jahren im Steigen begriffen. Glaubt man diversen Medien und Umweltorganisationen ist das maßgeblich der intensiven Rinderhaltung geschuldet. Tatsache ist jedoch: 60 Prozent der Methan-Emissionen rühren von menschlichen Aktivitäten her. Auch wenn eine Kuh täglich bis zu 300 Liter des Treibhausgases während des Verdauungsprozesses erzeugt, für den Methan-Anstieg ursächlich ist vor allem die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die Erdöl-Förderung (Fracking), undichte Pipelines sowie das Auftauen der Permafrostböden.
Neue, präzisere Erkenntnisse
Stellt sich die Frage: Warum wird den Rindern und ihren Haltern der schwarze Peter zugeschoben? Das hat seinen Ursprung bei einer unrichtigen Darstellung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) aus dem Jahre 2006. Darin wurde behauptet die gesamte Wertschöpfungskette Milch sei für 18 Prozent der Treibhausemissionen verantwortlich. Mittlerweile hat die FAO dies aber relativiert und schreibt der Branche nur mehr vier Prozent des weltweiten Emissionsanteils zu.
Auch andere Institutionen wie der Weltklimarat (IPPC) hinterfragen den angeblich negativen Einfluss der Rinder auf das Klima. Insbesondere weil bekannt wurde, dass weidende Rinder auf den Wiesen eine Bodenschicht mit Bakterien schaffen, die sich von Methan ernähren. Diese wandeln das Treibhausgas in unschädliche Eiweißstoffe um. Einige Schätzungen besagen sogar, dass die Bakterien den gesamten Methanausstoß der Rinder kompensieren.
Anonyme Klimasünder
Wenig beleuchtet ist auch die Rolle des Flugverkehrs und der fortschreitenden Digitalisierung auf das Klima. „Das Internet ist eine CO2-Schleuder“, warnt etwa Ralph Hintemann, Forscher am Berliner Borderstep-Institut für Innovation und Nachhaltigkeit. Grund hierfür: jede Nutzung läuft über Rechenzentren, deren Betrieb und Kühlung immense Mengen an Energie verschlingen. In Deutschland sind mittlerweile vier Kraftwerke nötig, um die Rechenzentren „am Leben zu erhalten“.
Anonym geblieben ist bis dato auch der Klimasünder „Luftverkehr“. Denn bis zum heutigen Zeitpunkt werden EU-weit keine Emissionszahlen für diesen Sektor erhoben. „Hier tut sich eine gewisse Art von Scheinheiligkeit auf. Einerseits spricht man über die schädlichen Emissionen aus der Landwirtschaft, andererseits werden von der EU nicht einmal die Emissionen aus dem internationalen Flugverkehr erhoben. Diese Vorgehensweise ist für mich nicht nachvollziehbar“, erklärt Bauernbund-Landesobmann Max Hiegelsberger.
Landwirtschaft als Lösung
Die Land- und Forstwirtschaft ist der einzige Sektor dem es möglich ist CO2 durch den Humusaufbau im Boden zu speichern. Zugleich ist er als erstes und am schwersten von klimawandelbedingten Veränderungen betroffen.
„Die Landwirtschaft ist dabei ihre Produktionsmethoden anzupassen. Doch nicht nur sie ist von der Klimakrise betroffen, sondern die gesamte Gesellschaft. Wir können nur gemeinsam an einem Strang ziehen und bewusst dagegen steuern“, mahnt
Hiegelsberger.
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- Wakolbinger: Wakolbinger/Land OÖ
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