Insgesamt wurden 818.220 Tonnen in die Gemeinschaft geliefert, berichtet Agra-Europe. Das waren gut 400.000 Tonnen mehr als im Jahr zuvor, was nahezu einer Verdoppelung entspricht. Allerdings wurde auch die eigene Produktion gesteigert. Eine Anfang des Jahres in Zusammenarbeit mit der Weltbank erschienene Studie der Kyiv School of Economics (KSE) bezifferte den Umfang der seit Kriegsbeginn durch Russland abtransportierten oder unbrauchbar gemachten Agrarprodukte auf 2,8 Millionen Tonnen Getreide und 1,2 Millionen Tonnen Ölsaaten. Die umfangreicheren Weizenexporte Russlands seien aber vor allem eine Folge der höheren Inlandserzeugung, heißt es.

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Übervolle Getreidelager in Russland: 2023 wurden mehr als 800.000 Tonnen in die EU exportiert, doppelt so viel wie im Jahr davor.

Während die russische Weizenernte laut Daten des Internationalen Getreiderates (IGC) vor zehn Jahren erst bei knapp 60 Millionen Tonnen gelegen habe, sei diese bis 2023/24 um mehr als die Hälfte (54 %) auf 91 Millionen Tonnen gestiegen. Zurückzuführen sei dies auf eine Ausdehnung des Weizenanbaus von etwas weniger als 24 auf 29 Millionen Hektar, die mit einer Steigerung des mittleren Hektarertrages von 25 auf 31,5 Dezitonnen einhergegangen sei.

Einfuhrzölle zeigen Wirkung

In Brüssel wird daher derzeit über höhere Einfuhrzölle für russisches Getreide in die Union diskutiert. Damit soll eine Destabilisierung des EU-Marktes durch eine künftige erhebliche Umlenkung russischen Getreides auf den EU-Markt verhindert werden. Darüber hinaus würden auch die russischen Exporte von illegal angeeignetem Getreide, das in den umkämpften Gebieten der Ukraine erzeugt worden sei, unterbunden. Und es soll damit verhindert werden, dass Russland die Einnahmen aus den Ausfuhren in die EU (sowohl von eigenem als auch von Kriegsbeute-Getreide) zur weiteren Finanzierung seines Angriffskrieges gegen die Ukraine nutze.

Düngemittellieferungen aus Russland stabil

Nicht verringert haben sich seit Beginn des Ukraine-Krieges übrigens die Mengen an mineralischen und chemischen Düngemitteln, die von der EU aus Russland importiert wurden.

2014 bezogen die EU-Staaten insgesamt 2,3 Millionen Tonnen Handelsdünger, im Jahr 2022 waren es knapp 2,5 Millionen Tonnen. Kräftig nach oben gegangen ist allerdings die Geldsumme, die für diese Lieferungen gezahlt werden mussten. Diese belief sich 2014 auf etwas mehr als 530 Millionen Euro. Acht Jahre später, 2022 und im Jahr des Beginns des Krieges der Russen gegen die benachbarte Ukraine, mussten den russischen Exporteuren für die kaum größere Menge hingegen beinahe 1,5 Milliarden Euro überwiesen werden.

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AUTORBernhard Weber
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