Der Entschluss zum Aufbau einer Dachorganisation namens „Tiergesundheit Österreich“ ist im März 2021 von den Landesagrarreferenten gefällt worden. Für den 15. Dezember ist nun die Gründungsveranstaltung geplant. Die Mitglieder der neuen Organisation werden aus Vertretern der Tiergesundheitsdienste, der Tierhalter, der Tierärzte und der Wirtschaft, nämlich der ersten Verarbeitungsstufe bei Milch und Fleisch – bestehen.
Ab 2023 neue Datenbank für umfangreiche Auswertungen
Ein wichtiges Werkzeug, um die strategische Ausrichtung vorzugeben und dann auch umzusetzen wird die „Tiergesundheitsdatenbank“ (AHDS für „Animal Health Data Service“) sein. Mit den jetzigen Systemen sei man nach 20 Jahren an seine Grenzen gestoßen, etwa was die Digitalisierung oder die länderübergreifende Zusammenarbeit betrifft, betont Gottfried Schoder, der Geschäftsführer des OÖ Tiergesundheitsdienstes.
Die neue Datenbank befindet sich gerade in Umsetzung und wird Anfang des Jahres 2023 ihren Betrieb aufnehmen. In ihr werden Daten aus bestehenden Datenbanken vernetzt, so dass daraus Berichte und Auswertungen für Behörden, Tierhalter und Tierärzte generiert werden können. Das soll Vergleiche, etwa in punkto Antibiotikaeinsatz oder Schlachthofdaten, ermöglichen und einheitliche Vorgaben daraus ableiten lassen. Außerdem finanzieren sich die Tiergesundheitsdienste der Länder momentan ausschließlich aus Landesmitteln. Mit der bundesweiten Dachorganisation werde man auch Bundes- und EU-Mittel beanspruchen können.
Apropos Vergleiche: In einem aktuellen Bericht über den Einsatz von Antibiotika liegt Österreich unter 31 europäischen Staaten an der 12. Stelle bei der verkauften Mengen an antibiotischen Wirkstoffen im Vergleich zum gehaltenen Tierbestand. Hier liegt etwa Dänemark mit einem geringeren Verbrauch besser als Österreich. „Das zeigt, dass es geht. Man muss den Betrieben aber Möglichkeiten zur Hand geben, das zu managen“, sagt Schoder. Vielverbraucher sollen durch verbesserte Vergleichsmöglichkeiten eben zu einer Ursachenanalyse angeregt werden und in der Folge ihren Antibiotikaverbrauch reduzieren können. Der Tiergesundheitsdienst setze schließlich auf einem bewussten Umgang mit dem sensiblen Thema Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung, so Schoder. So wie bisher solle auch weiterhin zuerst auf Freiwilligkeit gesetzt werden.
Oberösterreich ist führend bei den Teilnahmequoten
In Oberösterreich ist der Tiergesundheitsdienst gut etabliert – kein anderes Bundesland kann eine so hohe Teilnehmerquote aufweisen, wie dies hierzulande der Fall ist. 10.175 Betriebe sind aktuell dabei, diese werden von 319 Tierärzten betreut. Damit werden etwa 98 Prozent der in Oberösterreich gehaltenen Schweine und 93 Prozent der Rinder im Tiergesundheitsdienst betreut.
„Der Tiergesundheitsdienst ist ein starker Partner in der Tierhaltung, der letztlich auch den Konsumenten zugute kommt, als Qualitätssicherungparameter für die Lebensmittelproduktion“, sagt Karl Grabmayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Betriebserhebungen – je nach Größe und Tierart ein- bis viermal jährlich – sind das zentrale Element im Tiergesundheitsdienst. Zu den Arbeitsschwerpunkten des Tiergesundheitsdienstes gehört aber auch, den Gesundheitsstatus der Nutztiere laufend zu kontrollieren. Die Diagnostik ist etwa durch Globalisierung, Spezialisierung, steigenden Tierverkehr und Wert der Bestände immer wichtiger geworden. Der OÖ TGD ist auch Partner vieler Projekte auf Landes- und Bundesebene und arbeitet mit der Veterinärmedizinischen Universität sowie der BOKU zusammen. Neben bundesweit abgestimmten Gesundheitsprogrammen gibt es auch solche, die landesspezifisch angeboten werden. „Der Leistungsumfang in Oberösterreich ist beträchtlich“, betont Schoder.
- Bildquellen -
- PK Tiergesundheitsdienst: LKOÖ
- Tiergesundheit im Stall: TGD OÖ