Fleischfressende Strudelwürmer, die zur Familie der Landplanarien gehören, leben hauptsächlich in tropischen und subtropischen Regionen. In den vergangenen Jahren wurden jedoch auch in Österreich verschiedene Arten entdeckt, die dort nicht heimisch sind. Vor Kurzem fand das Haus des Meeres in Wien durch Zufall heraus, dass die Art Caenoplana variegata möglicherweise in ihrer Australien-Anlage vorkommt.
Ein Team mit der Zoologischen Staatssammlung München hat diesen Fund als ersten Nachweis in Österreich bestätigt. Sie kamen wahrscheinlich durch den Pflanzenhandel nach Europa und breiten sich nun weiter aus. Ihr giftiger Schleim schützt sie vor Fressfeinden, während die von ihnen gefressenen Tiere, wie Maden, Schnecken und Regenwürmer ihnen schutzlos ausgeliefert sind.
Kaum natürliche Feinde
Landplanarien sind sehr widerstandsfähig. Sie können sich aus kleinen Körperteilen neu bilden und ihre Beute außerhalb ihres Körpers verdauen. Die Forscher haben festgestellt, dass es inzwischen mindestens 25 nichtheimische und teils invasive Plattwurmarten in Europa gibt. Viele dieser Arten wurden bisher in Gewächshäusern und Gartencentern gefunden, einige aber auch im Freien. Besonders bedenklich ist, dass die Würmer kaum natürliche Feinde haben und aus diesem Grund das ökologische Gleichgewicht stören könnten. In Deutschland und Österreich war bisher wenig über diese fremden Arten bekannt. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Deutschland mit nur drei bekannten Arten, darunter Bipalium kewense und Marionfyfea adventor, weniger betroffen ist. Seitdem sind jedoch weitere Arten wie Obama nungara und Anisorhynchodemus sp. aufgetaucht. Erstere wird mittlerweile regelmäßig gefunden.
Eine interessante Neuentdeckung ist die australische Art Caenoplana variegata, die seit 2008 in England und seit 2014 in den Niederlanden bekannt ist. Jetzt wurde sie erstmals in Deutschland und Österreich nachgewiesen. Obwohl sie bisher nicht sehr häufig vorkommt, wird ihre Ausbreitung wahrscheinlicher, da sie bereits in Nachbarländern wie Frankreich und der Schweiz gesichtet wurde.
Potenzielle Bedrohung der Bodenbiologie
Wie stark die fleischfressenden Strudelwürmer in Österreich bereits verbreitet sind, ist laut den Experten noch unklar. Außerdem sind noch viele der potenziellen Schäden zu wenig erforscht. Eine mögliche Gefahr ist der Beutezug auf Regenwürmer. Dies würde wiederum schwere Folgen auf die Bodenstruktur und dessen Fruchtbarkeit haben. Im Moment ist noch nicht bekannt, wie viele Regenwürmer ein Strudelwurm fressen kann. „Die negativen Auswirkungen auf die Bodenbiologie sind insbesondere durch eine mögliche Beeinträchtigung der Regenwurmpopulation und die damit einhergehenden Veränderungen in Bodenstruktur und -fruchtbarkeit zu erwarten“, erklärt der Direktor vom Haus des Meeres, Jeff Schreiner.
Strategien für die Bekämpfung der invasiven Art sucht man bisher europaweit vergebens. Aktuell gibt keine bekannte Methode, um die Würmer effektiv zu regulieren, ohne dass andere wichtige Tiere im Ökosystem Schaden nehmen. Außer die Würmer per Hand zu sammeln und zu töten, gibt es momentan keine praktischen Lösungen. Man kann die Würmer einfrieren oder in Alkohol legen, aber nicht zerschneiden, da das sie vermehren könnte, heißt es aus dem Haus des Meeres.
Funde melden
“Der Schutz von Arten und Umwelt beginnt bei uns zu Hause. Wir müssen unsere heimischen Pflanzen und Tiere erhalten, denn viele Arten kommen neu hinzu oder verschwinden, ohne dass wir es bemerken”, sagt Schreiner. Um die Ausbreitung der Planarien zu kontrollieren, wurde ein Bürgerprojekt gestartet. Verdächtige Beobachtungen sollen mit Foto und Fundort per E-Mail an jeff.schreiner@haus-des-meeres.at gemeldet werden.
Die gesamte Studie zum Nachlesen: https://pfeil-verlag.de/wp-content/uploads/2024/12/47-1_20_gl.pdf
- Bildquellen -
- Fleischfressender Strudelwurm: Kathrin Glaw/Haus des Meeres
- Caenoplana Variegata: Kathrin Glaw/Haus des Meeres