“Das Thema Pflege geht uns alle an. Denn wir alle wollen alt werden, und das in Würde. Damit wir das auch gewährleisten können, starten wir jetzt den dafür notwendigen Prozess. Weil wir nicht nur an später denken, sondern jetzt handeln”, betonte ÖVP-Klubobmann und Sozialsprecher August Wöginger am Dienstag, 28. Juli. Er kündigte in einer Pressekonferenz an, dass der Startschuss für den Pfad der Pflegereform im September erfolgen werde.
Derzeit beziehen laut Wöginger 460.000 Menschen in Österreich Pflegegeld, 950.000 Personen pflegen ihre Angehörigen. Diese Zahlen würden eine klare Sprache sprechen, so der Klubobmann: “Wir sind diesen Menschen verpflichtet und setzen uns als Volkspartei für die bestmögliche Qualität in der Pflege in unserem Land ein.” Dies sei auch im Regierungsprogramm so vereinbart.
Wöginger hob fünf wesentliche Punkte der Reform hervor:
- Daheim vor stationär – die Pflegeversorgung soll so viel wie möglich daheim oder ambulant erfolgen und nur so viel wie notwendig stationär.
- Unterstützung der pflegenden Angehörigen – Ziel ist die Einführung eines Pflege-Daheim-Bonus. Auch soll und muss das ehrenamtliche Engagement gestärkt werden, damit Angehörigengruppen, Besuchsdienste und die Koordinierung von Freiwilligen stärker gefördert werden. Außerdem soll es monatlich einen pflegefreien Tag für pflegende Angehörige geben, um diese zu unterstützen und prophylaktisch einem Burn-Out-Syndrom entgegenzuwirken. Weiters habe auch die Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie die Ausweitung der Möglichkeit zur Selbst- und Weiterversicherung für pflegende Angehörige hohe Priorität. Ebenso sei ein Anspruch auf Pensionsversicherung auch ohne vorangegangene Erwerbszeiten notwendig.
- Personaloffensive – unter Berücksichtigung eines altersangemessenen Curriculums soll eine Pflegelehre PFA eingeführt werden, bestehende Instrumente wie Implacement-Stiftungen und Fachkräfte-Stipendien sollen verstärkt genutzt werden. Besonders wichtig sei auch das Projekt der “Community Nurses” in 500 Gemeinden, durch das Angehörige professionelle Unterstützung und Beratung erhalten. Auch die Steigerung der Durchlässigkeit zwischen allen Pflege-, Betreuungs- und Sozialberufen stehe auf der Agenda weit oben: So soll es keinen Ausbildungsabschluss ohne beruflichen Anschluss geben und die Anrechenbarkeit von Vorkenntnissen angehoben werden.
- Deregulierung und Digitalisierung – es gilt, Doppelgleisigkeiten zu vermeiden und für eine Rückbesinnung weg von der Bürokratie und wieder hin zu den Patientinnen und Patienten zu sorgen. Im Bereich der Digitalisierung soll geprüft werden, ob das bestehende E-Card-System auch für Pflegeleistungen genutzt werden kann. Ebenso geprüft werden soll die Möglichkeit zur anonymisierten Nutzung von Pflegedaten für wissenschaftliche Zwecke und zur Weiterentwicklung des Pflegesystems unter Berücksichtigung des Datenschutzes.
- Finanzielle Absicherung für die Zukunft – sowohl Palliativpflege als auch Hospiz sollen in die Regelfinanzierung überführt werden. Im Bereich der finanziellen Absicherung sollen bestehende Finanzierungsströme aus dem Bundesbudget ausgebaut und gebündelt werden.
Das Thema Pflege werde in der Herbstarbeit des ÖVP-Parlamentsklubs einen Schwerpunkt bilden, so Wöginger. Dies solle unter Einbindung aller Stakeholder wie Länder, Gemeinden, Organisationen, Mitarbeitern in der Pflege sowie pflegenden Angehörigen geschehen. Wöginger: “Die Pflege ist eine der großen Herausforderungen für uns als Gesellschaft und für uns in der Politik. Denn Pflege geht uns alle an. Gemeinsam und mit zeitgerechtem Handeln schaffen wir jetzt die Voraussetzungen, damit wir diese Herausforderung auch in Zukunft meistern können.”
Mehr dazu: https://bauernzeitung.at/strasser-begruesst-staerkung-der-mobilen-pflege-im-laendlichen-raum/
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- August Wöginger: Parlamentsdirektion/Thomas Topf