Während Branchenorganisationen und Politiker in anderen Ländern eine Lebensmittelknappheit infolge des Ukraine-Krieges zumindest bislang meist ausschließen, ist der schwedische Bauernverband (LRF) längst nicht mehr so optimistisch, was die mittelfristige Versorgungslage angeht.
In einem regelrechten Brandbrief in der Tageszeitung „Svenska Dagbladet“ warnten Verbandspräsident Palle Borgström und Vizepräsidentin Anna Karin Hatt vor humanitären internationalen Katastrophen, aber auch vor Engpässen auf dem schwedischen Markt. Laut den beiden Bauernvertretern sind jetzt schon gestörte Handelsströme und steigende Lebensmittelpreise in Europa offensichtlich. Es bestehe auch kaum ein Zweifel mehr daran, dass die Ukraine als wichtiger Exporteur von Getreide und Sonnenblumensaat im Wirtschaftsjahr 2022/23 zum großen Teil ausfallen werde. Zudem dürfte die Angebotslage bei den Mineraldüngern wegen der wechselseitigen Sanktionen des Westens und Russlands im nächsten Jahr eher noch schlechter aussehen als heuer.
Für Borgström und Hatt ist es völlig nachvollziehbar, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung einer möglichst umfassenden Frühjahrsaussaat für sein Land und die internationale Versorgung betont hat. Ähnliche Signale vermissen Schwedens Bauern jedoch bei der schwedischen Regierung. Zwar habe diese bereits Mitte Februar wegen der seit Monaten verzeichneten Explosion der Betriebsmittelkosten ein Hilfspaket aufgelegt. Dessen Höhe von umgerechnet knapp 100 Mio. Euro werde den Kostensteigerungen im Agrarsektor jedoch in keiner Weise gerecht. Borgström und Hatt bezeichnen es sogar als „Schande“, dass die Regierung in Stockholm in dieser „schwierigsten Phase der schwedischen Landwirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg“ keine geeigneten Maßnahmen zur Sicherung der heimischen Lebensmittelerzeugung ergreife.

Weniger Dünger und Probleme mit Dürre
So seien die Düngerkäufe in dem skandinavischen Land wegen der historisch hohen Preise bereits um rund 15 % zurückgegangen. Damit sei heuer eine kleinere Ernte als in den Vorjahren unabhängig vom Wetter bereits vorprogrammiert. Jetzt müsse alles dafür getan werden, den Agrarsektor auch international zu stabilisieren. Sie pochen deshalb auf zusätzliche Mittel zur Unterstützung der schwedischen Agrarproduktion von mindestens 200 Mio. Euro sowie auf eine temporäre Steuerbefreiung des Agrardiesels. Und die Lebensmittelhersteller müssten ihre Preismodelle so aufbereiten, dass die Kosten der Landwirtschaft Berücksichtigung fänden. Der Anteil der Bauern am Endverbraucherpreis müsse steigen.
In Schweden hatte man bereits im Herbst vergangenen Jahres laut auf die Teuerung von Treibstoff, Dünger und anderen Betriebsmitteln aufmerksam gemacht. Diese hätte allein 2021 jeden Voll-
erwerbsbetrieb im Land mit zusätzlich rund 27.500 € belastet. Die Lage war laut Borgström schon damals für viele Landwirte „kritisch, und für viele nicht mehr lohnenswert“. In den vergangenen Jahren hatte Schwedens Landwirtschaft auch mit ausbleibendem Regen zu kämpfen.

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AUTORRed. SN
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