“Wir können nicht hilflos dabei zusehen, wie der Wolf unser Vieh auf den Almen Stück für Stück reißt“, meint Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler zur aktuellen Situation um den großen Beutegreifer in Tirol. „Als derzeit rechtlich gesehen einzige Möglichkeit zur Prävention von Wolfsangriffen fördern wir den Herdenschutz. Auf dem Großteil der Tiroler Almen ist dieser jedoch unrealistisch und kann aufgrund topographischer und finanzieller Umstände nicht umgesetzt werden. Oberstes Ziel ist die Erhaltung der Almwirtschaft und der Schutz des Almviehs. Deshalb nutzen wir jeden Spielraum und werden trotz aller Herausforderungen versuchen, den Oberländer Problemwolf zu besendern“, bezieht Geisler Stellung in der Wolfsdebatte.
Starke Front in Wolfsdebatte
Der Bauernbund, die Landwirtschaftskammer, die Wirtschaftskammer, die Arbeiterkammer, der Gemeindeverband und viele bäuerliche Organisationen haben sich zum „Verein zum Schutz und Erhalt der Land- und Almwirtschaft in Tirol“ zusammengetan, um auf die tirolweite Wolfspräsenz zu reagieren, und fordern dementsprechende Konsequenzen. LHStv. Geisler begrüßt diese Allianz: „Als Obmann des Bauernbundes bedanke ich mich bei allen Beteiligten für den Zusammenhalt, den sie mit dem Beitritt zum Verein beweisen. Uns allen liegt Tirol, seine Bergwelt, seine Einwohner und vor allem auch seine Land- und Almwirtschaft am Herzen. Gemeinsam wollen wir Tirol als sicheren Lebensraum, geschätzte Tourismusdestination und ertragreichen Wirtschaftsraum erhalten. Ohne funktionierende Almwirtschaft ist das nicht möglich.“
Bauernbunddirektor BR Dr. Peter Raggl schätzt die derzeitige Situation ebenso als nicht zukunftsfähig ein: „Die Land- und Almwirtschaft verträgt sich nicht mit dem Wolf. Jährlich weiden 105.000 Rinder, 67.565 Schafe, 6.468 Ziegen und 3.437 Pferde auf 2.100 Tiroler Almen. Seit Jahren steigt die Zahl der gerissenen Nutztiere. Wölfe sind sehr intelligente Tiere, sie haben gelernt, dass unsere Haus- und Nutztiere leichte Beute für sie sind.“
Wolf betrifft uns alle
Den Obmann des Vereins stellt mit Präsident NR Josef Hechenberger die Tiroler Landwirtschaftskammer, sein Stellvertreter ist Forum-Land-Landesobmann NR Hermann Gahr.
„Das Problem Wolf betrifft nicht nur die Bäuerinnen und Bauern, sondern auch Tourismus- und Freizeitwirtschaft und damit das ganze Land“, so Vereins-obmann Josef Hechenberger. „Tirol muss als wolfsfreie Zone definiert werden. Es muss auch in Zukunft für unsere Bauern gefahrlos möglich sein, Alm- und Weidewirtschaft zu betreiben. Der Schutz der Bevölkerung, die Erhaltung einer gesunden Berglandwirtschaft und die Sicherheit für unsere Gäste setzen einen Lebensraum ohne gefährliche Beutegreifer voraus. Daher muss dringendst eine Senkung des Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene erfolgen.“
Hermann Gahr setzt sich schon seit Jahren für die Senkung des Schutzstatus der großen Beutegreifer ein. Der bekennende Wolfsgegner meint dazu: „Mittlerweile gibt es schätzungsweise rund 30.000 Wölfe in Europa, diese Raubtiere sind keine bedrohte Tierart mehr. Der absolute Schutzstatus ist daher völlig überbewertet. Es ist höchste Zeit, dass Wölfe wie jede andere Tierart auch bejagt werden können. Es braucht ein koordiniertes Wolfsmanagement auf Bundesebene mit Spielraum für die einzelnen Bundesländer.“
Der Verein setzt unter anderem auf Bewusstseinsbildung und klärt über die Zusammenhänge zwischen Wolfspräsenz und Almwirtschaft auf. Weitere Info unter www.almohnewolf.at.
Der Verein zum Schutz und Erhalt der Land- und Almwirtschaft in Tirol fordert:
- umfassenden Schutz und Erhalt der bäuerlichen Weide-, Alm-, Freiland- und Offenstallhaltung mit ihren umfassenden Leistungen für Kulturlandschaft, Artenvielfalt und Tierwohl. Ihr ist im Verhältnis zum Wolf der Vorrang einzuräumen.
- Unterstützung der Bäuerinnen und Bauern in Sachen Herdenschutz. In einer Studie des Landes Tirol wurde festgestellt, dass Herdenschutzmaßnahmen für jede Alm individuell zu bewerten und generell nur bedingt möglich sind. Zäune und Nachtpferche sind aufgrund der Topografie meist nicht möglich. Herdenschutzhunde stellen eine Gefahr für Freizeitnutzer dar. Geeignetes Personal für Behirtung zu finden ist eine Herausforderung. Je nach Situation fallen dafür beispielsweise pro Schaf Kosten von bis zu 80 Euro an. Die anfallenden Kosten dürfen nicht bei den Bäuerinnen und Bauern hängen bleiben!
- wo Prävention nicht möglich ist, muss künftig die Entnahme, also in der Regel der Abschuss des Wolfes, trotz Artenschutz erlaubt und möglich sein. Ebenso soll dies bei verhaltensauffälligen Wölfen, die beispielsweise eine bestehende „Herden- und Weideschutzzone“ überwinden, möglich sein.
- Bildquellen -
- DieFotografen MG 2929: Die Fotografen/LK Tirol