Schnell sein, wenn der Wolf Probleme macht

Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger setzt auf Vorsorge, wenn es um das Thema Wolf geht. Sie hat ein Paket aus vier Maßnahmen geschnürt, mit dem vor allem der Schutz von Weidetieren verbessert werden soll.

Der Wolfsbeauftragte Gottfried Diwold (l.) im Gespräch mit Landesrätin Michaela Langer-Weninger und Robert Türkis von der Abteilung für Ländliche Neuordnung

Wolfssichtungen am helllichten Tag und in der Nähe dicht besiedelter Gebiete: In Oberösterreich wächst die Besorgnis der Bevölkerung, vor allem aber der Bäuerinnen und Bauern. „Diese Besorgnis ist berechtigt und wird von mir sehr ernst genommen. Der Wolf ist kein scheues Kuscheltier, sondern ein schlaues Raubtier. Davor die Augen zu verschließen wäre fahrlässig“, sagt Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Sie wolle daher „Maßnahmen mit Weitsicht“ setzen und schon handeln, bevor der Wolf auch hierzulande zum Problem wird – so wie es in Tirol, Salzburg oder Kärnten der Fall ist. Denn während in Oberösterreich jährlich zwischen zwei und 15 Nutztierrisse zu beklagen sind, liegt diese Anzahl in Tirol bei 400.

50 Prozent Förderung für sichere Zäune und GPS-Tracker

Mit einem „Vier-Maßnahmen-Paket“ will Langer-Weninger gegensteuern. „Es beruht auf Information, Vorsorge, Management und Änderungen auf der europäischen Ebene“, erläutert die Landesrätin. Für Herdenschutzmaßnahmen gibt es ab sofort Förderungen. „Konkret für die Aufrüstung oder den Neubau von wolfssicheren Zäunen, für GPS-Tracker oder auch für Herdenschutztiere“, erläutert Robert Türkis, der Leiter der Abteilung Ländliche Neuordnung, die für die Förderungsabwicklung zuständig ist. Gefördert werden 50 Prozent der Nettomaterialkosten bis 5000 Euro. Wenn eine Herdenschutzberatung in Anspruch genommen wird, wird auch von Kosten bis 10.000 Euro die Hälfte gefördert. Anträge können ab sofort gestellt werden und auch rückwirkend bis zum 1. Jänner 2023 geltend gemacht werden. Wie groß der Andrang sein wird, steht für Türkis quasi in den Sternen. „Wir werden uns jedenfalls bemühen, all das, was notwendig ist, abzudecken“, so Türkis bei der Präsentation der Fördermaßnahmen.

Die Besorgnis ist berechtigt und wird von mir sehr ernst genommen.

Gottfried Diwold – er ist einer von insgesamt fünf „Wolfsbeauftragten“ des Landes OÖ – geht davon aus, dass sich in den nördlichen und östlichen Waldgebieten des Mühlviertels derzeit vier Wolfsrudel aufhalten. Er schätzt das Aufkommen der Tiere auf etwa 25 Exemplare, da derzeit auch einzelne Jungwölfe auf Partnersuche oder auf der Suche nach Lebensraum Oberösterreich queren. Man müsse aber auch den südlichen Landesteil im Auge behalten. „Hier macht die italienische Population Druck“, sagt Diwold, weshalb er in den Gebirgsbezirken mit einem Zuzug aus dem Süden rechnet. Insgesamt könnte sich die Wolfspopulation in Oberösterreich innerhalb von drei Jahren verdoppeln.

Eine neue Wolfsverordnung soll eine schnelle und rechtssichere Handhabe im Umgang mit Problemwölfen bringen. „Wir wissen aus anderen Bundesländern, dass es extrem lange dauern kann, bis ein Bescheid, etwa zum Vergrämen, kommt“, betont Langer-Weninger. Die oberösterreichische Verordnung soll sich an jenen von Kärnten und Niederösterreich orientieren und noch im ersten Halbjahr 2023 erlassen werden.

Nicht zufrieden ist Langer-Weninger mit dem Agieren auf EU-Ebene, wo eine Richtlinie den Schutzstatus des Wolfs seit mehr als 30 Jahren „einzementiert“ hat. Sie fordert schon lange, die Richtlinie anzupassen. „Bei einer Population von etwa 20.000 Wölfen in der EU kann man von keiner gefährdeten Tierart mehr sprechen“, sagt Langer-Weninger. Allmählich stehe der Schutzstatus nun auch auf EU-Ebene in Diskussion, und Wolfsentnahmen würden nicht mehr grundsätzlich abgelehnt. Auch die Landwirtschaftskammer OÖ steht hinter dem neuen Maßnahmenpaket. „Das ist ein wesentlicher und unverzichtbarer Schritt für die oberösterreichische Alm- und Weidewirtschaft“, betont LK-Präsident Franz Waldenberger.

- Bildquellen -

  • Diwold, Langer-Weninger, Türkis: Land OÖ/Haag
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