„Schau nicht weg! Gewalt gegen Frauen geht alle an“

Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger und Frauenministerin Susanne Raab fordern: Die Gesellschaft müsse achtsamer werden, was Belästigungen und Übergriffe gegen Frauen betrifft.

Angesichts von mehr als zwei Dutzend mutmaßlichen Femiziden im heurigen Jahr (bis Anfang November wurden österreichweit 25 tragische Fälle verzeichnet) brauche es mehr Anstrengungen als bisher, einen besseren Opferschutz und mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft, betonte Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger, anlässlich des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen vergangene Woche am 25. November. Denn: “Wir sind noch weit davon entfernt, Frauen und Mädchen in Österreich ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben zu ermöglichen“, erklärte sie. Sexuelle Belästigung und gewalttätige Übergriffe gegenüber Frauen seien sozial stigmatisiert. Das sei ein Problem, zu dessen Bewältigung es „nicht nur Gesetze braucht, sondern uns alle“.

Neumann-Hartberger fordert mehr Sensibilität im Alltag: “Solange ein Viertel der Weltbevölkerung es laut Erhebungen der UNO für gerechtfertigt hält, wenn Frauen Gewalt angetan wird und Opfer zu hören bekommen, sie seien ‚selber schuld‘, braucht es umso mehr eine Gesellschaft, die achtsam ist und den Betroffenen hilft, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen.“ Was vielen Menschen fehle, sei „das Bewusstsein, Gewalt wahrzunehmen, sich der ersten Anzeichen bewusst zu werden, zu erkennen,
dass die Mutter, Schwester, Tochter oder Freundin in Not ist“. Damit man sich nicht irgendwann die Frage stellen müsse: „Warum habe ich nichts bemerkt?“, so die Bundesbäuerin.

Was Außenstehende tun können

Erste Anzeichen dafür, dass sich eine Frau „in einer toxischen Beziehung“ befinde, sei, „wenn sie still wird, nicht mehr über ihre Beziehung spricht, sich bedeckt hält“. Ein weiteres Warnsignal sei, „wenn sich ihr übliches Telefonverhalten ändert, sie keine Zeit für Gespräche hat, weil sie ‘nicht allein‘ ist“, weiß die diplomierte Lebens- und Sozialberaterin Christine Hackl. “Dann ist es Zeit für ihr Umfeld munter zu werden!“ 

Hilfe müsse dann besonders achtsam angeboten werden, damit die Betroffenen sie annehmen können – am besten nach dem „2 W-Prinzip“: indem im Gespräch nur die eigene Wahrnehmung formuliert wird (“Ich habe bemerkt, dass du zu keinem unserer Treffen mehr kommst“) und die Wirkung angesprochen wird („Ich mache mir deshalb große Sorgen um dich und würde mir wünschen, dass du mit mir sprichst“). Damit öffne man die Tür für ein vertrauliches Gespräch. Hackl: “Das zeigt der betroffenen Frau, ihr Umfeld hat wahrgenommen, dass sich etwas geändert hat, und sie findet Wege sich mitzuteilen.“

Neumann-Hartberger: „Vielen fehlt das Bewusstsein zu erkennen, wenn Frauen in Not sind.“

Genauer hinschauen 

“Gewalt an Frauen hat in unserer Gesellschaft absolut keinen Platz. Wir alle müssen hier genau hinschauen“, erklärte auch Frauenministerin Susanne Raab. Ein Großteil des Frauenbudgets werde auch 2024 für den Gewaltschutz eingesetzt: zur Finanzierung von Gewaltschutzzentren, neuer Schutz- und Übergangswohnungen und dem flächendeckenden Ausbau von Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Mit der Justizministerin ist die Umsetzung von Gewaltambulanzen geplant. Aktuell würden aber leider nur die wenigsten Frauen, die Gewalt erfahren, Kontakt zu einer Hilfseinrichtung oder zur Polizei suchen, so die Frauenministerin. 

Quelle: Parlamentsdirektion/Zinner
Frauenministerin Susanne Raab

Raab dankte der ARGE Österreichische Bäuerinnen, dass sie mit ihrer aktuellen Kampagne „Rechte der Frauen in der Landwirtschaft“ samt einer kostenlosen Broschüre ebenfalls auf das Thema Gewalt aufmerksam macht.

www.baeuerinnen.at/rechtederfrau 

- Bildquellen -

  • Raab: Parlamentsdirektion/Zinner
  • Neumann-Hartberger: Parlamentsdirektion/Wieser
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AUTORRed. BW
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