Seit Langem befürchtet, hat die Afrikanische Schweinepest (ASP) vergangene Woche Deutschland erreicht. In Brandenburg wurde wenige Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt ein Wildschweinkadaver gefunden, Untersuchungen im amtlichen Referenzlabor bestätigten prompt: Das Tier ist am ASP-Virus verendet. Um die Weiterverbreitung der Seuche zu verhindern, wurden sofort alle nötigen Veterinärmaßnahmen ergriffen. Die ASP ist eine schwere Viruserkrankung, sie grassiert seit Monaten bereits in Osteurpa, ist für Schweine letal, für Menschen jedoch ungefährlich.
Für den vor allem 2019 florierenden Schweinemarkt in Deutschland und auch in Österreich bedeutet die Seuche aber einen schweren Schlag. In China hat sie die Schweinemast in manchen Regionen fast zum Erliegen gebracht. Davon haben auch Europas Züchter und Mäster zuletzt profitiert. Unmittelbar nach der offiziellen Bestätigung des ASP-Falls verhängten Südkorea, Japan und China Importstopps für deutsches Schweinefleisch. Fatale Folgen für die Schweinepreise werden erwartet.
Wer glaubt, das würde ein deutsches Problem bleiben, der irrt. Es wird den gesamten europäischen Binnenmarkt enorm unter Druck setzten“, erklärte Bauernbund-Präsident Georg Strasser nach einem Online-Krisengespräch am Dienstag mit dem Geschäftsführer der Österreichischen Schweinebörse, Johann Schlederer, und Walter Lederhilger, dem Obmann des Verbandes Österreichischer Schweinebauern (VÖS).
Schlederer betonte nach dem Gespräch gegenüber der BauernZeitung: „Bei uns läuten die Alarmglocken: Wir haben damit gerechnet, dass die Schweinepest eines Tages auch bei uns ein Thema wird, aber nicht damit, dass uns zwei Krisen zur gleichen Zeit treffen werden.“
Nüchtern pessimistisch ist Lederhilgers erste Prognose: „Momentan hat Österreich noch um 15 bis 20 Euro teurere Schweine als Deutschland. Der erste Preisverfall ist aber bereits sichtbar. Der Ferkelpreis fiel diese Woche von 2,35 auf 2,10 Euro pro Kilogramm.“
Die nächste Krise sei ohne Zweifel „im Anrollen“, gab sich auch Strasser überzeugt. Einig ist man sich darin, „dass jetzt der heimische Absatz mit Nachdruck angekurbelt werden muss“, so der Bauernbundchef. „Wenn die Nachfrage nach Schweinefleisch in Österreich steigt, können wir internationale Rückschläge eher verkraften. Das aber geht nur mit einer raschen Umsetzung der Herkunftskennzeichnung und mehr Schweinefleisch aus Österreich in unseren Kantinen und Gasthäusern“, sagt Strasser.
Schlederer plädiert dafür, die bereits bestehenden internationalen Märkte weiter zu nutzen und auch das „China-Protokoll 2“ zu unterzeichnen. Zudem hofft er auf nationale wie auch europäische Unterstützung am Schweinemarkt: „Die EU kann und muss Deutschland und allen europäischen Schweinebauern punktuell helfen“. Die völlige Kompensation der Absatzverluste in Asien hält aber auch er für eine Illusion.
„Jetzt müssen wir an einem Strang ziehen und unsere bisher guten Handelsbeziehungen im Inland wie auch international unbedingt weiter stärken“, lautete die Conclusio des Krisengespräches.
Bernhard Weber
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