BauernZeitung: Ein besonderes Jahr neigt sich dem Ende zu. Corona war 2020 das alles bestimmende Wort. Wie sehr war auch Ihr erstes Jahr als Landesbäuerin davon geprägt?
ENTLEITNER: Schon sehr, weil mir der persönliche Kontakt zu den Bäuerinnen genommen worden ist. Das war schwierig, weil ich gerne mit ihnen zusammengekommen wäre um über ihre Anliegen zu sprechen und Ideen auszutauschen. Corona hat aber natürlich auch den Dialog mit der Bevölkerung erschwert. Vor Ort Inhalte zu transportieren ist momentan nicht möglich. Wir nutzen daher die sozialen Medien um den Kontakt aufrechtzuerhalten und zu kommunizieren – eine Krise erfordert eben manchmal neue Wege zu gehen und neue Ideen zu spinnen. So ist beispielsweise #ichbinregional entstanden. In diesem Kochbuch sind die im ersten Lockdown geposteten Rezepte der Bäuerinnen gesammelt erschienen. Zudem findet man wissenswerte Infos, etwa wie Österreich seinen Fleischbedarf deckt.
Was hat Ihnen in diesem Jahr Kopfschmerzen bereitet und was hat Ihnen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert?
Also Kopfschmerzen macht mir die Gesamtsituation, die Corona mit sich bringt. Etwa wenn ich an die Wirtschaft denke oder Familien, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Auch die Situation der Kinder und Jugendlichen, die nicht in die Schule gehen können und ihre Soziallkontakte einschränken müssen, macht mich nachdenklich.
Ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben mir die neuen Begegnungen und Kontakte, die ich durch mein Amt knüpfen hab dürfen. Und privat freu ich mich natürlich, dass ich im Jänner das vierte Mal Oma werde.
Aktuell versorgen die Salzburger Bäuerinnen ihre Facebook-Abonnenten mit Mentaltipps und ihren persönlichen „Glücksmomenten“. Wieso?
Nach #ichbinregional wollten wir eine Folgegeschichte machen. Unterm Melken habe ich dann so über Glück nachgedacht und dass es dafür nicht nur körperliche, sondern auch geistige Gesundheit sowie Sozialkontakte und Bewegung wichtig sind. Also hab ich Mentaltrainer Manuel Horeth und den österreichischen Sportverband gefragt, ob sie mit uns Bäuerinnen kooperieren. Und ja sie waren sofort bereit. Seither ergänzen wir unsere Glücksmomente um Mental- und Sport-Tipps.
Was ist Ihr Glücksmoment?
Es gibt sehr viele Glücksmomente, man muss sie, denk ich oft nur sehen. Das können auch kleine Dinge sein wie etwa ein Spaziergang in der Natur. Mir persönlich gibt die Familie sehr viel Kraft. Zeit miteinander zu verbringen ist sehr kostbar für mich geworden. Und auch das man bewusst Zeit schenkt. Immer wenn das passiert, habe ich einen Glücksmoment.
Wie stehen Sie generell zu den „sozialen Netzwerke“ als neues Medium?
Das ist eine gute Frage. Ich hadere etwas mit Thema und frage mich oft: Sollst du mit der Zeit gehen und Facebook und Co. mitmachen oder nicht? Ich finde nämlich schon, dass die sozialen Medien die Chance bieten, gewisse Dinge zu transportieren und in die Breite zu gehen. Gleichzeitig kommt mir vor als würde die Gesprächskultur dort vernachlässigt. Nachdenklich stimmt mich auch das Online-Mobbing unter Jugendlichen oder Aktionen wie „Kulikitaka“.
Apropos „Kulikitaka“. Haben Sie nach dieser Aktion bzw. dem „Kuh-Urteil“ überlegt den Zugang zur Bauernbaueralm für Wanderer zu sperren?
Den Gedanken, dass wir den Wanderweg sperren haben wir nie gehabt. Ich verstehe aber auch jene Bauern die das gemacht haben. Das ist eine Art von Hilferuf und schafft Bewusstsein. Für mich geht es überhaupt nicht, dass ich Tiere erschrecke und das noch ins Netz stelle. Ich denke man muss dem Tier gegenüber auch einen gewissen Respekt erweisen und wissen wie man sich auf der Alm zu verhalten hat. Regeln zu befolgen beruht für mich aber auch auf Gegenseitigkeit. Auch als Bauer muss ich natürlich der Verwahrungspflicht nachkommen. So oder so wird es keinen Freibrief geben, weder für den Bauern noch für den Wanderer.
Sie und ihr Mann Paul sind Gesicht der Werbekampagne „Wer uns erdet“. Was oder wer gibt Ihnen Bodenhaftung?
Das ich mit beiden Beinen im Leben stehe, habe ich dem Glauben, der Familie und auch der Arbeit mit der Natur und den Tieren zu verdanken.
Welchen Appell würden Sie zu Weihnachten gerne an die Konsumenten richten und was möchten Sie ihren 120 Ortsbäuerinnen sagen?
Meinen Ortsbäuerinnen und auch jeder einzelnen Bäuerin, die sich im Ort engagiert, möchte ich einfach mal Danke sagen. Sie erhalten in den Gemeinden das Brauchtum und machen die Landwirtschaft für Konsumenten erlebbar. Allein kann ich nicht viel erreichen, gemeinsam aber sind wir stark und erfolgreich. Danken möchte ich auch den Konsumenten, für das Vertrauen, dass sie uns Bäuerinnen und Bauern entgegenbringen. Durch den Einkauf von regionalen Lebensmitteln, unterstützen und wertschätzen sie die Landwirtschaft. Und ja wenn sie an Weihnachten ein gutes regionales Menü kredenzen, ist das ein Gewinn für alle.
Wo möchten Sie 2021 Akzente setzen?
Mir ist wichtig, dass wir wieder in die Schulen gehen können und Wertschätzung für Lebensmittel transportieren können. Für mich sind Kinder enorm wichtige Multiplikatoren.
Link zu den Glücksmomenten und Mentaltipps der Salzburger Bäuerinnen: www.facebook.com/BaeuerinnenorganisationSalzburg
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- Salzburger Bauernbund Fototermin In Maria Plain Foto: Franz Neumayr 4.11.2014: SBG BB/Franz Neumayr