Um eine nachhaltige Versorgung mit regionalen Lebensmitteln – insbesondere auch mit Fleisch – zu sichern, Tiertransporte zu vermeiden und die flächendeckende Bewirtschaftung zu gewährleisten, sind regionale Schlachtmöglichkeiten und Vermarktungsstrategien zentrale Elemente in der Wertschöpfungskette“, weiß Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler. Viele der im Zuge des EU-Beitritts in den 1990er Jahren errichteten dezentralen Schlachtstellen sind in die Jahre gekommen und entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen, etwa im Hinblick auf die strengen Hygienestandards. Jetzt setzt man auf die Bündelung der Kräfte in den Regionen. „Alle drei Projekte im Tiroler Oberland und im Außerfern sind in regionale Vermarktungskonzepte eingebunden und eröffnen so breitere Absatzmöglichkeiten für Fleisch aus der Region in der Region“, erläutert Geisler. Damit sei auch eine bessere Auslastung und wirtschaftliche Tragfähigkeit verbunden.
„Die Gemeinden bzw. Gemeindeguts-agrargemeinschaften sind bei diesen Projekten wichtige Partner und engagieren sich auch finanziell für die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe“, berichtet Landesrat Johannes Tratter. Die drei aktuellen Vorhaben werden deshalb mit Mitteln aus dem Gemeindeausgleichsfonds unterstützt.
Neubau der Schlachtstelle in Wenns im Pitztal
In Wenns im Pitztal soll die bestehende Schlachtstelle neu gebaut werden. 1.000 Tiere mit einem Schlachtgewicht von 75 Tonnen werden derzeit jährlich in Wenns geschlachtet. Mittelfristig will man diese Menge um 25 Prozent auf 100 steigern. Außerdem soll in Zusammenarbeit mit der Landesjagd auch die Wildbretvermarktung ausgebaut werden. Das Wennser Projekt ist zudem eng mit den Aktivitäten der Vermarktungsplattform „Pitztal Regional“ verbunden. Heimisches Fleisch soll vermehrt sowohl in der Gastronomie und Hotellerie als auch in öffentlichen Küchen und Privathaushalten abgesetzt werden. Die Kostenschätzung für den Neubau der Schlachtstelle in Wenns im Pitztal beläuft sich auf 1,6 Millionen Euro netto.
Aufbau einer regionalen Außerferner Fleischmarke
Unter dem Motto „geboren, aufgewachsen, geschlachtet und verarbeitet im Außerfern“ wird im Außerfern eine regionale Markentwicklung im Produktbereich Fleisch angestrebt. Die bestehende Schlachtstelle in Ehenbichl soll zu einer zentralen Drehscheibe ausgebaut werden und eine kontinuierliche Versorgung mit regionalem Qualitätsfleisch gewährleisten. Vermarktungspartner sind neben der bäuerlichen Direktvermarktung sowohl heimische Metzgereien als auch der Gastrogroßhandel. Potenzial sieht man auch im Biobereich. 20 Prozent der bäuerlichen Betriebe im Bezirk Reutte sind Biobetriebe.
Schulterschluss der Gemeinden im Bezirk Landeck
Wie vergangene Woche berichtet, haben über 20 Gemeinden aus dem Bezirk Landeck bereits ihre Absicht bekundet, die anstehende umfassende Sanierung der Schlachtstelle in Fließ mitzufinanzieren. Dort wird bereits jetzt Vieh aus mehr als der Hälfte der Gemeinden im Bezirk geschlachtet. Rund 40 Prozent der Tiere werden allerdings immer noch außerhalb des Bezirks geschlachtet. Dieser Anteil soll sich mit der Sanierung und Modernisierung der Schlachtstelle in der Naturparkgemeinde Fließ weiter verringern. Entwickelt wurde das Projekt von der „Modellregion Landeck“, einer Plattform zur Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte. Die Sanierung und Modernisierung dieser regionalen Schlachtstelle wird voraussichtlich Investitionen in der Höhe von zwei Millionen Euro erfordern.
Zukunftschance für Nebenerwerbsbetriebe
Nebenerwerbsbetriebe dominieren die kleinstrukturierte Landwirtschaft im Tiroler Oberland und im Außerfern. „Die Tierhaltung mit Fokus Fleisch ist für den Nebenerwerb gut geeignet. Die regionalen Schlachtstätten sind somit ein Beitrag zum Erhalt der flächendeckenden bäuerlichen Bewirtschaftung, aber auch zur Stärkung des Tourismus und der regionalen Lebensmittelversorgung“, sieht LHStv. Geisler in der Professionalisierung der Fleischverarbeitung und -vermarktung Zukunftschancen.
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