Zurzeit leben 55 Mutterschafe samt Lämmern, zwei Schafböcke, 13 Legehühner und 300 Masthühner bei Familie Behmann in der Gemeinde St. Gerold im Großen Walsertal. Die beiden Lehrer am Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg in Hohenems konnten nur kurze Zeit nach ihrem Studium ein landwirtschaftliches Anwesen von einem kinderlosen Ehepaar übernehmen.
Als Mutterschafe setzt Jakob Behmann die Rassen Jura und weißes Alpenschaf ein. Diese Schafe haben einen ausgeprägten Mutterinstinkt mit hoher Milchleistung und sind zudem sehr fruchtbar und leichtlammig. Die Vaterrasse Charollais sorgt für den nötigen Fleischansatz bei gutmütigem Charakter. Außerdem sind leichte Geburten und fitte Lämmer auf das Charollaisschaf zurückzuführen. Kreuzungsmastlämmer bringen somit beste Voraussetzungen für eine ausgezeichnete Schlachtkörper- und Fleischqualität und auch Vitalität mit.
Rund ein Drittel der Mutterschafe wird gealpt, die restlichen zwei Drittel sorgen für die passende Nutzung der arrondierten Hutweiden. “Die Lämmer zu alpen, macht keinen Sinn”, so Jakob Behmann. Gealpte Kreuzungsmastlämmer haben aufgrund der schlechteren Futtervorlage geringere Zuwachsleistungen als am Hof gehaltene Tiere. Für die Nachzucht ziehen die Behmanns auch reinrassige Jura- oder Charollaislämmer auf. Die anfallende Schafwolle verkaufen sie über den Vorarlberger Schafzuchtverband in die Schweiz. Mit einem Teil der Wolle möchte das Lehrerduo ein neues Experiment starten – die braune Schafwolle soll in Zukunft nämlich zu Strickwolle verarbeitet werden.
Vom Schaf zum Huhn und zur Gans
“Angefangen hat alles mit Mathilda”, erklärt Martina Behmann lächelnd. Das Rassehuhn von Martinas Schwager aus Reutte hat den Grundstein für die Hühnerhaltung am Betrieb gelegt. Zuerst waren es nur ein paar Legehühner für den Eigenbedarf, aber seit 2013 sind auch Masthühner (Biomastlinie JA57) willkommene Gäste bei den Behmanns. Von Mai bis Oktober werden dreimal jährlich 300 Hühner als Eintagsküken eingestallt. Dazu hat sich der Landwirtschaftslehrer wieder etwas überlegt. Um Aufzuchtverluste möglichst gering zu halten, hat er ein Gartengewächshaus zu einem Aufzuchtstall umfunktioniert. Damit kann er den Küken in den kritischen ersten zwei bis drei Lebenswochen ein warmes Klima im Stall bieten und erreicht eine Verlustrate von nur fünf bis sieben Prozent. Luxuriöse zehn Wochen können die Masthühner am Hof bleiben und hochwertiges Bio-Mastfutter fressen. Aber nicht nur vom Hühnergeflügel ließen sich die engagierten Lehrer begeistern. Auch Gänse haben es ihnen angetan – genauer sind es 70 dänische Landgänse, die von Mitte Juni bis Anfang Oktober ebenfalls auf die Weide dürfen.
Bei Familie Behmann gibt es Bioeier, zartes Lammfleisch in Mischpaketen mit Kotelett, Rücken, Braten, Keulenscheiben oder als Faschiertes, scharfe Feuerteufel-Schafwürste, Landjäger und Kaminwurzen, natürlich aber auch bratfertige Biohühner in Hälften oder als Ganzes. Nicht zu vergessen sind die flauschigen Lammfelle, die auf Wunsch medizinisch gegerbt werden.
Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben
Selbst die Gastronomie ist auf den Geschmack gekommen – so werden Lämmer nicht nur von Privatkunden, sondern auch als Ganzes von Hotels und Gasthäusern bestellt und dort zerlegt. 90 Prozent vermarktet die Familie aber über die Vorarlberger Handelskette Sutter-lüty. “In der regionalen Vermarktung gehört Sutterlüty zu den besten der Welt”, sind sich die Boku-Absolventen einig. Jakob organisiert und koordiniert neben seinem Job als Lehrer und Landwirt gemeinsam mit dem Unternehmen Einkauf und Vertrieb von Lämmern und Biogeflügel.
Insgesamt sind es 35 Betriebe, die neben Lämmern auch Hühner mästen – für Familie Behmann ein guter Beweis dafür, dass Landwirtschaft miteinander besser funktioniert. “Der Konkurrenzkampf sollte nicht über den Preis geschehen”, beteuert der Landwirt.
Die Behmanns haben viele neue Ideen im Kopf. “Uns wird nie langweilig. Wenn die Zeit reif ist, kommt wieder etwas Neues zum Vorschein”, lächeln die motivierten Landwirtschaftlehrer. Im vergangenen Sommer haben die beiden auf 1050 Meter Seehöhe ihr eigenes Getreide angebaut und gedroschen. Am Plan stehen, sofern es sich zeitlich ausgeht, demnächst vielleicht auch Bienen. Zeit ist bei den beiden Vorarlbergern knapp – doch man darf gespannt sein, was sich bei den Behmanns in Zukunft tut.
Familie Behmann: Schleifservice für Schermesser
Martina und Jakob Behmann führen ihren Biobetrieb seit 2012 im Nebenerwerb. Auf 1050 Meter Seehöhe gelegen, umfasst der Biobetrieb 8,5 Hektar Grünlandfläche, davon 15 Ar Ackerfläche, einen Hektar Pachtfläche und 1,5 Hektar Wald. Neben Schaf-, Hühner-, und Gänsefleischprodukten verkaufen sie auch Schafwolle und Lammfelle. Die Schafe scheren die beiden selbst – mit frisch geschliffenen Messern. Jakob Behmann bietet einen Schleifservice für Schaf- und Rinderschermesser an. Viele Vorarlberger und Tiroler Landwirte nehmen diesen Service bereits in Anspruch. Familie Martina und Jakob Behmann, Gaßnerberg 19, 6722 St. Gerold
Julia Siller