Kein falscher Neid

Kommentar von Michael Stockinger,
Redakteur

 

Unter Angestellten sind Einkommen hierzulande in der Regel ein gut gehütetes Geheimnis. Die wenigsten wissen, was das Gegenüber am Arbeitsplatz genau verdient. Diese Intransparenz hat Nachteile, etwa im Hinblick auf gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit – man denke etwa an die deutlich geringeren Einkommen von Frauen, die so besser „versteckbar“ sind. Andererseits kann man nur auf etwas neidisch sein, von dem man weiß.

Während auf Fakten basierendes Wissen das Fundament des Fortschritts ist, führt Halbwissen zu Fehleinschätzungen. Womit wir bei dem um 19,6 Prozent gestiegenen Einkommen heimischer Landwirte angekommen sind. Das klingt auf den ersten Blick unerhört viel, wie man es von agrarfernen Seiten hört. Betrachtet man aber längere Zeiträume, ergibt sich ein anderes Bild. „Das Einkommen in der Landwirtschaft liegt auf dem Niveau der Jahre 2011 oder 2007. Damit waren die vergangenen 15 Jahre von Stagnation geprägt. Die Kaufkraft je Einwohner ist hingegen kontinuierlich gestiegen“, hat es Bauernbund-Präsident Georg Strasser auf den Punkt gebracht. Dazu kommt, dass die weitere Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben ungewiss ist und gerade die Landwirtschaft durch den durch Menschen verursachten Klimawandel zunehmend unter Druck gerät.

Neid ist hier also nicht angebracht. Die Krisen der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie bedeutend es ist, dass sich Österreich mit den wichtigsten Gütern selbst versorgen kann. Dazu gehören zweifellos Lebensmittel. Für sie braucht es wiederum Bauern, die von ihrer Arbeit auch leben und in ihre Betriebe investieren können.

 

stockinger@bauernzeitung.at

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