K.o. für Getreidunkräuter gleich in der ersten Runde

Die Unkrautbekämpfung in Getreide im Herbst ist in vielen Regionen zu einer Standardmaßnahme geworden. Gegenüber Spritzungen im Frühjahr ist die Herbstanwendung vorteilhaft bei Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie vor allem bei der Vorbeugung gegen Resistenzen.

Windhalm in Weizen – so weit muss es nicht kommen! Bei Windhalm hat die Herbstanwendung eine sichere Wirkung.

Ideale Bedingungen statt Zeitdruck und Wetterzittern – der Herbst des Vorjahres hat gezeigt, wie nervenschonend und sicher die Unkrautbekämpfung in Wintergetreide oder in den frühen Wachstumsstadien sein kann. In den meisten Regionen waren die Bedingungen für die Herbstanwendung im Vorjahr geradezu ideal, was den frühen Anwendungszeitpunkten einen weiteren Schub geben dürfte.

Gut verträglich, sehr gut wirksam

In Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale und auch in früh angebautem Winterweizen ist die Herbizidanwendung im Herbst in vielen Gebieten eine Standardmaßnahme geworden. Die Intensität ist zwar regional unterschiedlich, aber in der Regel immer gut verträglich und sehr gut wirksam. Mehrere gute Argumente sprechen für eine Unkrautkontrolle im Herbst:
• Die Verteilung von Arbeitsspitzen,
• die meist gute Befahrbarkeit der Felder,
• ein aktives Resistenzmanagement und
• die gezielt mögliche Bekämpfung von schwer bekämpfbaren Ungräsern.
Schon bevor die Spritze mit passender Applikationstechnik zum Einsatz kommt, sollte die ackerbauliche Praxis auf vorbeugende Maßnahmen setzen. Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Saattermin, Sortenwahl und Applikationstechnik können hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Falsches Saatbeet zeigt gute Effekte

Mechanische Maßnahmen sind oft eine Unterstützung bei der Unkraut- und Ungraskontrolle. Die richtige Stoppelbearbeitung hat eine große Auswirkung auf den Unkrautdruck in den Folgekulturen. Erfahrungen aus dem Biolandbau zeigen, dass ein sogenanntes „Falsches Saatbeet“ gute Effekte zeigt. Im Idealfall wird ein Falsches Saatbeet bereits zwei bis vier Wochen vor der eigentlichen Aussaat angelegt. Hier wird ein Teil des Ackerfuchsschwanzgrases, des Windhalmes und auch der Unkräuter bereits zum Keimen gebracht und vor bzw. beim Anbau mechanisch bekämpft.
Erfahrene Praktiker wissen, dass Trespen besonders unter warmen Bodenbedingungen gut auflaufen – auch hier kann ein Falsches Saatbeet gute Dienste leisten. Samen der Trespen können nämlich nur aus sehr flachen Bodenschichten (2 bis 3 cm) auflaufen. Eine flache Bearbeitung der Stoppelfelder fördert das Auflaufen der Trespe. Nach wie vor gilt in der Praxis aber der Pflug als die nachhaltigste Maßnahme Trespen zu bekämpfen.
Die beschriebenen Maßnahmen werden wahrscheinlich nicht alle Unkrautprobleme lösen, sind aber ein wesentlicher Bestandteil für den ackerbaulichen Erfolg.
Jetzt sind wir beim Thema Herbst-Unkrautbekämpfung in Wintergetreide angelangt – neben der guten Befahrbarkeit der Felder ist die sichere Bekämpfung der Ungräser ein riesiges Argument für die Herbstbehandlung.

Ungräser sicher ausschalten

Das Ackerfuchsschwanzgras wird ein zunehmendes Problemungras, welches aufgrund des hohen Samenpotentials und der langen Keimfähigkeit von bis zu zehn Jahren vielfach unterschätzt wird. Der überbetriebliche Maschineneinsatz fördert die Verbreitung. Der Applikationszeitpunkt hat sich in den zahlreichen Exakt- und Praxisversuchen der vergangenen Jahre als ein wesentliches Kriterium für eine gute Wirksamkeit herausgestellt, nämlich in den Auflauf des Ackerfuchsschwanzgrases. Bei der Bekämpfung gibt es somit zur Herbstbehandlung kaum eine wirkungsvolle Alternative. Bei extremem Druck wird eine Spritzfolge – Herbstbehandlung gefolgt von Frühjahrsbehandlung – notwendig sein.
Da Ackerfuchsschwanzgras sehr viele Samen bildet, sollte die Behandlungen auf einen Wirkungsgrad von nahe 100 % zielen. Um diesen Wirkungsgrad zu erreichen, soll ein optimaler Bodenschluss, d. h. gut rückverfestigtes Saatbeet und ein gezielter Anwendungstermin je nach Produkt und Zulassung beachtet werden.
Der gegen Ackerfuchsschwanzgras empfohlene Gräser-Wirkstoff ist Flufenacet (HRAC Gruppe K3). Neben den vorbeugenden pflanzenbaulichen Maßnahmen geht es vor allem um die richtige Wirkstoffmenge. Für eine gute Wirkung gegen Ackerfuchsschwanzgras sind 240 g/ha Flufenacet notwendig. Produkte wie Pontos (1 l/ha im Vorauflauf), Battle Delta bzw. Nucleus (0,6 l/ha), Cadou SC (0,5 l/ha) oder Sunfire (0,48 l/ha) erfüllen diese Anforderung an die benötigten Wirkstoffmenge. Einige Produkte haben bei leichten bzw. mittleren Böden eine geringere Aufwandmenge oder teilweise gar keine Zulassung. Hier sind die Zulassungsinformationen bzw. Gebrauchsanweisungen zu beachten.
Neben Ackerfuchsschwanz werden zunehmend auch Raygräser bzw. Weidelgräser, regional unterschiedlich, zu großen Problemen im Getreidebau. Raygräser/Weidelgräser werden bei den Herbstbehandlungen mit Flufenacet (240 g/ha) meistens miterfasst. Hier ist ebenfalls ist auf die jeweiligen Zulassungen der verschiedenen Produkte zu achten!
Wenn es um die Kontrolle von Unkräutern und Windhalm (ohne Ackerfuchsschwanzgras) geht, sind Lösungen wie Carmina Perfekt, Kwizda Getreidepack-Herbst, Trinity, Stomp Perfekt oder Viper Compact gut wirksam. Auch Boxer, Battle Delta (0,4 l/ha), Mateno Pack oder Pontos (0,5l/ha), jeweils in Tankmischung mit Flame Duo (40 g/ha) sind eine gute Wahl. Achtung: Mischung nicht auf leichten Böden. Mateno Pack ist auf leichten Böden nur bis ES 09 zugelassen, Flame Duo aber erst ab ES 13 möglich.

Strategien gegen Problemunkräuter

Problemunkräuter wie Ausfallraps, Kamille, Klettenlabkraut, Kornblume, Klatschmohn und Storchschnabel werden von Flame Duo im Nachauflauf sehr gut erfasst.
Flame Duo hat folgende Eigenschaften: breit wirksam, temperaturunabhängig und preisgünstig. Das mit Abstand beste Preis-Leistungsverhältnis hat Flame Duo mit 40 g/ha in der Tankmischung. Hier sind die „Wirkstoffmengen von 20 g/ha Express SX und 83 ml/ha Saracen in einem Produkt“ vereint. Das gibt Sicherheit! Es ist mit vielen Herbstprodukten wie z. B. mit Battle Delta mischbar.
Praxistipp: Battle Delta (0,4 l/ha )+ Flame Duo (40 g/ha) im Stadium BBCH 13 gibt die maximale Sicherheit.
Andere zweikeimblättrige Samenunkräuter (z. B. Taubnessel, Ehrenpreis …) sind im Herbst immer gut bekämpfbar.
Eine neue und breit wirksame Herbizidkombination in der bevorstehenden Saison ist Auros Xpert. Dabei handelt es sich um eine Tankmischung aus Boxer und Flame Duo. Die Aufwandmenge beträgt 2,5 l/ha Boxer und 37,5 g/ha Flame Duo. Der Einsatz von Auros Xpert ist in Winterweichweizen, Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Winterhartweizen und Dinkel möglich. Diese Kombination bietet mit dem bodenaktiven Wirkstoff Prosulfocarb und den blattaktiven Wirkstoffen Tribenuron und Florasulam eine sichere Wirkung über Blatt und Boden. Eine breite Wirksamkeiten gegenüber Windhalm, einjährige Rispe und alle wichtigen Unkräuter ist gegeben. Optimaler Anwendungstermin ist das 3-Blattstadium des Getreides.
Gegen Ackerfuchsschwanz und Raygräser bzw. Weidelgräser wird eine Tankmischung aus Boxer und einem zugelassenen „Flufenacet-Produkt“ im Vorauflauf empfohlen. Das im Pack enthaltene Flame Duo kann dann ab ES 13 gegen Problemunkräuter wie Kornblume, Klatschmohn und Storchschnabel eingesetzt werden.

Im Frühjahr nur noch Korrekturmaßnahmen

Bei starkem Unkraut- und Ungrasdruck kann es immer wieder vorkommen, dass Korrekturmaßnahmen im Frühjahr notwendig sind. Bei Korrekturspritzungen ist darauf zu achten, dass die richtigen Produkte bzw. Wirkstoffe in den verschiedenen Getreidearten zur Anwendung kommen. In Problemfällen empfiehlt sich die Beratung durch Lagerhausfachleute.

Blattläuse wegen Virusgefahr beachten

Der Gelbverzwergungsvirus hat insbesondere in der Wintergerste ein großes Schadpotenzial und kann durch Blattlauskontrolle reduziert werden. Bei der Anwendung von Herbiziden im Nachauflauf können bei Bedarf Insektizide in einer Tankmischung mitausgebracht werden. Virusübertragende Blattläuse werden hier in einem Arbeitsgang miterfasst. Bei lange anhaltender schöner Herbstwitterung müssen die Bestände regelmäßig beobachtet werden. Wenn notwendig, sollten die Insektizidbehandlungen wiederholt werden. Zu beachten sind die Zulassungsauflagen und die max. Anzahl der Anwendungen der verschiedenen Insektizide.

Aufzeichnungen tagesaktuell führen

Allgemeine Hinweise: Aufzeichnungen müssen genau und tagesaktuell geführt werden. Für die Anwendung der Produkte ist die Gebrauchsanweisung und der aktuelle Zulassungsstand für Pflanzenschutzmittel zu beachten.
Auch die Auflagen der einzelnen Mischpartner sind zu beachten. Der aktuelle Stand der Zulassungen ist im amtlichen Pflanzenschutzmittel-Register abrufbar. Unterschiedliche Auflagen bezüglich Einsatzhäufigkeit von flufenacethaltigen Produkten sind ebenfalls zu beachten. Einen guten Überblick dazu gibt der Lagerhaus Herbstspritzplan für Getreide.

psmregister.baes.gv.at

Quelle: agrarfoto.com
Ackerfuchsschwanzgras in Gerste. Bei Befallsdruck sollte im Herbst mit vollen Aufwandmengen behandelt werden.

Resistenzen gezielt verhindern

Ein von Jahr zu Jahr stärkeres Argument für eine Herbstbehandlung ist die Entlastung der Frühjahrsherbizide hinsichtlich der „Resistenzgefahr“. Dem Punkt „aktives Resistenzmanagement“ soll deshalb besondere Aufmerksamkeit gelten. Entscheidend dabei ist der richtige Umgang mit Wirkstoffen bzw. Wirkungsweisen (HRAC-Gruppen).

Ein hohes Resistenzrisiko besteht bei Acetolactat-Synthase-Hemmern (ALS-Hemmer). Dazu gehört vor allem die große Gruppe der Sulfonylharnstoffe. Über die Fruchtfolge hinweg sollten nicht mehr als 50 Prozent der eingesetzten Herbizide ausschließlich auf ALS-Hemmern basieren. Ob ein Herbizid zu den ALS-Hemmern gehört, ist im jeweiligen Produktdatenblatt angeführt und kann u. a. auch aus dem Lagerhaus-Spritzplan ersehen werden. Die ALS-Hemmer sind in der HRAC-Einstufung mit dem Buchstaben „B“ bezeichnet.
Für ein wirksames Resistenzmanagement sollten sich die Wirkstoffgruppen und Wirkmechanismen über die Fruchtfolge hinweg abwechseln. Die Wirkstoffe aus der HRAC-Gruppe B tragen zwar wesentlich für eine erfolgreiche Unkrautbekämpfung in den verschiedenen Kulturen bei, sind aber sehr hoch resistenzgefährdet. Der Einsatz dieser Wirkstoffe ist einfach und komfortabel, man sollte dieser Verlockung aber keinesfalls nachgeben, da man auf diese Weise resistente Unkrautlinien selektiert und Gefahr läuft, die Wirkstoffgruppe gänzlich zu verlieren.
Ein aktives Resistenzmanagement zielt auf den wechselnden Einsatz von Produkten unterschielicher HRAC-Gruppen.
Dazu einige Beispiele:
• Wo Conviso One in der Zuckerrübe angewendet wird, soll in den Folgejahren auf keinen Fall z. B. MaisTer power (solo) im Mais, oder „Husar – Produkte“, Broadway, u. a. im Getreide eingesetzt werden. Diese Aufzählung könnte noch beliebig erweitert werden (siehe Spritzplan).
• Bei Sojabohne birgt der ausschließliche Herbizideinsatz gegen dikotyle Unkräuter im Nachauflauf eines der größten Risiken der Resistenzbildung, da die hier einzig zur Verfügung stehenden Produkte Pulsar 40, Pulsar plus (Art.53) und Harmony SX der HRAC-Gruppe B angehören.
• Auch reine Nachauflaufbehandlungen in Sonnenblume (in Tribenuron- oder Imazamoxtoleranten Sorten) sind kein aktives Resistenzmanagement, es ergibt sich hier die selbe Problematik wie in der Sojabohne.
• In den Kulturen Mais und Getreide ist es einfacher, aktives Resistenzmanagement zu betreiben, es stehen Herbizide aus mehreren HRAC-Gruppen zur Verfügung.

- Bildquellen -

  • 2339 W02 Ackerfuchsschwanz In Gerste: agrarfoto.com
  • 2339 W01 Windhalm In Weizen: agrarfoto.com
- Werbung -
AUTORIng. Franz Weissinger, RWA AG
QuelleH.M.
Vorheriger ArtikelMultifachgroßhändler Kastner ist einer für alles
Nächster ArtikelProbstdorfers Sortenwahl im Mahlweizengebiet