Herbstanbau 2023: Sortenratgeber zu Winterdurum, Dinkel und Winterweizen

Winterweizen, Dinkel und Winterdurum sind verlässliche Ertragsbringer. Das Sortenspektrum ist vielfältig. Bei der Auswahl der regional am besten geeigneten Sorten gibt die AGES mit der Wertprüfung nützliche Hinweise.

Durum ist anfällig für Ährenfusarium. Eine Ährenbehandlung zur Qualitätssicherung ist meist notwendig.

Hitzeperioden, Trockenstress, Starkregenereignisse, steigende Betriebsmittelpreise sowie der volatile Markt führen bei der Anbauplanung und Sortenwahl der Ackerkulturen zu Entscheidungen unter Unsicherheit. Getreide macht auch heuer den größten Prozentsatz der beantragten Ackerfläche aus und hält diesen Anteil aufgrund seiner vielen positiven agronomischen Eigenschaften konstant.
Mit der Wahl einer standortangepassten Sorte kann man sich Vorteile durch die sortentypischen Charakteristika schaffen. Bei der mehrjährigen Sortenwertprüfung der AGES werden die Prüfkandidaten in verschiedenen Umwelten getestet und umfangreiche Daten erhoben, um die gezielte Sortenwahl bestmöglich zu unterstützen.

Deutlich niedrigere Proteingehalte

Die Proteingehalte der Ernteware fielen heuer regional deutlich niedriger aus, weshalb mehr Mahlweizen und deutlich weniger Qualitäts- und Premiumweizen geerntet wurde. Ursache für diese Entwicklung dürften mehrere Faktoren sein, etwa der Zeitpunkt der Düngergabe, die gesetzlichen Düngeobergrenzen und die Niederschlagsverteilung. Zudem könnten die überdurchschnittlichen Erntemengen zu einer Art „Verdünnungseffekt“ beigetragen haben. Die Vermutung, dass bei der Abreife die Stickstoffumlagerung vom Stroh ins Korn unvollständig war, wurde durch die Analyse von zwölf ausgewählten Strohproben widerlegt. Die Proteingehalte im Stroh lagen im Mittel bei 2,1 Prozent und waren somit nicht erhöht. In der Praxis wurde allerdings von überdurchschnittlich hohen Strohmengen berichtet. Es ist also realistisch, dass trotzdem mehr Stickstoff am Feld verblieben ist. Die verbreitet niedrigen Kornproteinwerte wurden durch eine teilweise geringere Aufnahme von Stickstoff und den erhöhten Strohmengen verursacht.

Qualitätsweizen für das Trockengebiet

Activus und Ekonom führen das Sortiment seit mehreren Jahren ertraglich an.
Activus besticht zusätzlich mit seiner frühen Reife und der ausgeprägten Standfestigkeit (Lager 4), für das neue Gelbrost-Rassenspektrum ist er deutlich anfälliger.
Ekonom hingegen ist weitestgehend tolerant gegenüber einer Gelbrostinfektion. Er ist standfest (Lager 3) und verfügt über eine sehr hohe N-Effizienz (gemessen als Korn-Proteinertrag), das Hektolitergewicht ist jedoch etwas begrenzt.
Axaro (Lager 5) bildet Körner mit ansprechendem Hektolitergewicht, der Proteingehalt fällt etwas knapper aus. Er ist gegen Weizensteinbrand toleranter und deshalb auch für Bio-Betriebe interessant. Die Blattgesundheit ist ausgewogen, auf Ährenfusarium sollte jedoch geachtet werden.
Artimus reift früh und zeigt sich bei günstig ausgeprägten Stroheigenschaften (Lager 3) ertragsstark. Der Proteingehalt liegt im Sortenmittel.
Der ebenfalls ertragsstarke Arameus (Lager 4) liefert gut ausgebildete Körner mit hohem Proteingehalt. Den angebotenen Stickstoff verwertet er sehr effizient und für Gelbrost ist er wenig anfällig. Andere Blattkrankheiten können mittel bis stark schädigen.
Monaco ist standfest (Lager 3) und hat ein hohes Ertragspotenzial, der Proteingehalt entspricht dem Durchschnitt. Er ist auch bei verspätetem Erntezeitpunkt auswuchssicher und zeigt höchste Fallzahlstabilität.
Midas (Lager 5) ist ebenso auswuchssicher und hat sich langjährig bewährt. Er ist wenig anfällig für Ährenfusarium, gegen Gelbrost sollte jedoch eine fungizide Unterstützung erfolgen.
Im Gegensatz dazu ist der standfeste (Lager 3) Aurelius auch gegen die neuen Gelbrostrassen weitestgehend tolerant. Bei Anbau nach Mais sollte wegen der Anfälligkeit für Ährenfusariosen der Pflug eingesetzt werden. Er neigt kaum zu Auswuchs und erreicht ein sehr hohes Hektolitergewicht.
Mandarin (Lager 5) reift besonders früh und kombiniert ein sehr hohes Hektolitergewicht mit überdurchschnittlichem Proteingehalt sowie guten Backeigenschaften. Er besitzt ausgeprägte Resistenzen gegen Mehltau, Braun-, Gelbrost und Ährenfusarium.
Christoph (Lager 3) ist stand- und auswuchsfest. Er wird von Gelbrost kaum geschädigt, auf einen Befall mit Septoria tritici-Blattdürre sollten die Bestände frühzeitig kontrolliert werden. Der Proteingehalt entspricht dem Sortenmittel.
Energo (Lager 5) reift früh und liefert seit vielen Jahren im Trockengebiet und in den Übergangslagen verlässliche Erträge und Qualitäten. Der Anbau ist wegen der ausgeprägten Toleranz gegenüber Mehltau auch in Staulagen möglich.
Bernstein kann in allen Gebieten angebaut werden und reift spät. Trotz seines langen Wuchses überzeugt er mit einer ausgeprägten Standfestigkeit (Lager 3). Die Backeigenschaften sind positiv ausgeprägt und die Toleranz gegenüber Gelbrost ist hoch. Auf Braunrost sollte ein Augenmerk gelegt werden.
Capo (Lager 7) ist schon seit 1989 im Sortiment und zeigt stabile Ergebnisse. Wegen seiner Fähigkeit, gut zu bestocken und Unkraut zu unterdrücken, eignet er sich besonders für den Biolandbau. Mit dem neuen Rassenspektrum ist seine Widerstandsfähigkeit gegen Gelbrost jedoch merklich gesunken.
Der frühreife Arnold (Lager 5) glänzt mit dem höchsten Proteingehalt und Hektolitergewicht. Aufgrund der sehr guten Unkrautunterdrückung eignet er sich auch für den Bio-Anbau.

Mahlweizen für das Trockengebiet

Die Mahlweizen SU Habanero (Lager 3) und Siegfried (Lager 4) sind standfest und haben das Potenzial, auf allen Standorten beste Erträge zu bringen.
SU Habanero punktet mit seinem hohen Resistenzniveau gegenüber Blattkrankheiten und einem mittelhohen Hektolitergewicht. Der Proteingehalt ist jedoch schwach ausgeprägt.
Siegfried ist spätreifend und aufgrund seiner Krankheitsresistenzen unkompliziert zu führen. Für Septoria sp. und DTR-Blattdürre gehört er zu den am wenigsten anfälligen Sorten. Auf einen Befall mit Braunrost sollte der Bestand jedoch kontrolliert werden. Qualitativ liegt Siegfried etwas unter SU Habanero.

Qualitätsweizen im Feuchtgebiet

Aufgrund der diesjährigen Niederschlagsdefizite in den Feucht- und Übergangslagen unterlagen die Qualitätsweizen ertraglich nur gering den Mahlweizen. Die Widerstandsfähigkeit gegen Septoria tritici, DTR-Blattdürre und Ährenfusarium sowie der Infektionsdruck dieser Krankheiten ist in den meisten Jahren entscheidend für den Erfolg der Qualitätsweizenproduktion.
Monaco reift mittelfrüh, besitzt eine gute Standfestigkeit (Lager 3) und wird nur wenig von Ährenfusarium befallen. Bei den Blattkrankheiten sollte auf Infektionen mit Braunrost und DTR-Blattdürre geachtet werden.
Der meist blattgesunde Aurelius (Lager 3) kann von Septoria tritici-Blattdürre stärker geschädigt werden. Bei mittlerem Proteingehalt punktet er auch im Feuchtgebiet mit guter Stickstoffeffizienz, gemessen als Korn-Proteinertrag.
Der spätreife Bernstein ist trotz seiner Wuchshöhe standfest (Lager 3). Um sein Ertragspotenzial ausschöpfen zu können, braucht er gute Böden mit Wasserspeicherkapazität. Seine Gelb­rostresistenz ist ausgeprägt, eine Fungizidbehandlung ist wegen der hohen Anfälligkeit für Braunrost und Septoria tritici-Blattdürre dennoch notwendig.
Monaco, Aurelius und Bernstein bringen sowohl in den Feucht- und Übergangslagen als auch im Trockengebiet zufriedenstellende Erträge.

Mahl- und Futterweizen für das Feuchtgebiet

Der neu zugelassene Ernestus (Lager 3) hat das Potenzial, im Alpenvorland, in der Steiermark und im Südburgenland höchste Erträge zu erzielen. Außerdem besticht er mit seiner durchwegs hohen Widerstandsfähigkeit gegen Blattkrankheiten und Ährenfusarium. Bei verspäteter Ernte neigt er zu Auswuchs.
Der später reifende SU Habanero (Lager 3) befindet sich ertraglich auf einem ähnlichen Niveau. Seine ausgeprägten Krankheitsresistenzen überzeugen, bei verzögerter Ernte neigt er mittel zu Auswuchs.
Thalamus reift spät und ist standfest (Lager 2). Er hat ein hohes Ertragspotenzial und zeigte dieses besonders im Mühl- und Waldviertel. Durch die ausgeprägte Widerstandsfähigkeit gegen Rostkrankheiten und Mehltau ist der Anbau auch in Befallslagen möglich.
Der 2022 zugelassene California ist standfest (Lager 3) und liegt ertraglich ebenfalls im Spitzenfeld des Sortiments. Proteingehalt und Hektolitergewicht fallen niedriger aus. Die Anfälligkeit für die neuen Gelb­rostrassen ist mittel ausgeprägt. Zum Herbstanbau 2023 sind nur kleine Mengen Saatgut verfügbar.
Apostel ist kurz im Wuchs und punktet mit einer ausgewogenen Blattgesundheit, auch die Resistenz gegen Gelb­rost ist unverändert hoch. Aufgrund seiner mittel ausgeprägten Standfestigkeit (Lager 5) kann bei zu dichten Beständen ein Wachstumsreglereinsatz notwendig sein.
Tiberius (Lager 4) produziert Körner mit hohem Hektolitergewicht, die Ernte sollte jedoch aufgrund der Neigung zum Auswuchs rasch erfolgen. Die Widerstandsfähigkeit gegen Blattkrankheiten ist ansprechend ausgeprägt, lediglich Braunrost kann stärker schädigen.
Der standfeste WPB Calgary (Lager 2) reift spät ab und verfügt über eine ausgewogene Blattgesundheit. Zur Blütezeit ist wegen der hohen Anfälligkeit für Ährenfusarium – besonders nach Mais als Vorfrucht – der Einsatz eines leistungsstarken Fungizids empfehlenswert.
Exakt (Lager 4) ist auch bei verzögerter Ernte auswuchssicher und punktet mit hohem Hektolitergewicht bei geringem bis mittlerem Proteingehalt. Die Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau, Braunrost und Gelbrost ist hoch ausgeprägt.
Die spätreife EU-Sorte RGT Reform wird ebenfalls in Österreich vermarktet. Die Aussaat soll mit etwa zehn Prozent höherer Saatstärke als ortsüblich erfolgen.
Der standfeste Spontan (Lager 2) bildet Körner mit ansprechendem Rohproteingehalt und hohem Hektolitergewicht. Er besitzt eine ausgewogene Blattgesundheit, eine Fungizidbehandlung gegen Braunrost sollte jedoch zeitgerecht erfolgen.
Für den spätreifen Siegfried (Lager 4) ist eine ähnliche Pflanzenschutzstrategie empfehlenswert. Er erreicht vor allem im Mühl- und Waldviertel hohe Erträge.
Der Futterweizen Ethan ist standfest (Lager 3) und eignet sich für den Anbau in allen Lagen des Feuchtgebiets. Von Gelbrost wird er kaum geschädigt, die Kontrolle auf Braunrostbefall ist aber notwendig.

Qualitätsweizen für Biobetriebe

Um auf Bio-Standorten die notwendigen Qualitäten zu erreichen, sollten Sorten mit hohen Proteingehalten gewählt werden. Alternativ oder ergänzend sollte als Stickstoffquelle eine Wirtschaftsdüngergabe oder eine Leguminosenvorfrucht eingeplant werden.
Während die Standfestigkeit der Sorten vernachlässigbar ist, sind neben dem Ertrag und dem Proteingehalt zusätzlich auch andere agronomische Merkmale wichtig. Dazu zählen vor allem Resistenzeigenschaften und das Unkrautunterdrückungsvermögen. Die Sorten Adamus, Arminius, Edelmann, Tilliko, Tobias und Tillsano wurden ausschließlich unter Bio-Bedingungen getestet.
Adamus (Lager 5) reift früh und eignet sich für alle Anbaulagen. Er zeichnet sich durch sehr hohe Proteingehalte und Hektolitergewichte aus.
Der langwüchsige Arminius (Lager 6) ist für alle Standorte geeignet und bildet sehr ansprechende Körner mit sehr hohen Proteingehalten. Zusätzlich verfügt er über eine hohe Fähigkeit zur Unkrautunterdrückung.
Edelmann (Lager 7) ist auswuchssicher und liefert Erntegut mit hohem Proteingehalt gepaart mit sehr hohem Hektolitergewicht. Von Gelbrost wird er kaum geschädigt.
Der mittelspätreife Tilliko (Lager 7) punktet mit guter Steinbrandtoleranz, das Hektolitergewicht liegt allerdings auf mittlerem Niveau.
Tobias (Lager 5) reift etwas früher und hat das höchste Resistenzniveau gegen Ährenfusarium. Das gut ausgebildete Korn hat den höchsten Proteingehalt.
Der Mahlweizen Tillsano (Lager 5) reift früh und kann sowohl im Trockengebiet als auch im Feuchtgebiet angebaut werden. Er besticht mit guter Steinbrandtoleranz und ausgewogener Blattgesundheit.
Zusätzlich zu den ausschließlich unter biologischen Bedingungen geprüften Sorten zeigten auch Arnold, Aurelius, Axaro, Bernstein, Capo, Ehogold und Mandarin ihr Potenzial für den Biolandbau. Die aktuelle Verfügbarkeit von Bio-Sorten ist auch online in der
Bio-Saatgutdatenbank abrufbar

Winterdurum

Auch beim Hartweizenanbau dominiert mittlerweile der Anbau im Herbst. Winterdurum hat sich heuer wieder mit zufriedenstellenden Qualitäten bewährt. Aufgrund seiner im Vergleich zur Sommerform besseren Bestockungsfähigkeit wird außerdem weniger Saatgut benötigt. Zu späte Saattermine in den November hinein sollten dennoch vermieden werden. Wegen der erhöhten Anfälligkeit gegen Ährenfusariosen ist bei Hartweizen meistens eine Ährenbehandlung notwendig.
Der 2021 zugelassene Tennodur reift früh und sollte beim Erreichen der Vollreife möglichst schnell geerntet werden, um Auswuchs zu vermeiden. Trotz der geringen Wuchshöhe neigt er zur Lagerung (Note 7). Die Ernteware verfügt über ein sehr hohes Hektolitergewicht, der Rohproteingehalt liegt im Sortenmittel. Ertraglich führt er das Sortiment an.
Auf einem ähnlich hohen Ertragsniveau liegen Sambadur und Amidur.
Der standfeste Sambadur (Lager 4) besitzt zusätzlich einen hohen Rohproteingehalt. Aufgrund der sehr hohen Anfälligkeit für Braunrost sollte der Bestand frühzeitig auf Befall kontrolliert und bei Bedarf mit Fungizid behandelt werden.
Amidur (Lager 7) reift später ab und glänzt mit seiner ausgewogenen Blattgesundheit, lediglich DTR-Blattdürre und Mehltau können stärker schädigen.
Auf Mehltau und Braunrost ist auch beim Anbau von Diadur (Lager 4) zu achten. Er produziert Körner mit hohem Rohproteingehalt und ansprechender Grießausbeute.
Der bereits 2004 zugelassene Auradur (Lager 5) ist kurzwüchsig, reift früh und erreicht die höchsten Proteingehalte. Eine Ährenbehandlung ist unbedingt durchzuführen.

Winterdinkel

Die Preissituation für den Dinkelanbau war im Vorjahr – aufgrund der begrenzten Nachfrage kombiniert mit der Ausweitung der Anbaufläche – wenig ansprechend. Dies führte dazu, dass die Dinkelfläche stark verringert wurde – von 25.111 ha im Jahr 2022 um über 60 Prozent auf 9.302 ha in 2023. Entscheidet man sich dazu, seine Fruchtfolge um den Anbau von Winterdinkel zu erweitern, ist es daher ratsam, mit kleinen Flächen einzusteigen. Das Sortiment wurde neben den altbewährten Sorten um einige vielversprechende Neuzulassungen erweitert.
Der neu zugelassene Asturin (Lager 7) erreicht als Erster im Sortiment die Gelbreife und hat das Potenzial, sowohl hohe Vesen­erträge als auch ansprechende Kernerträge zu erzielen. Die Resistenz gegen Gelb­rost ist hoch, andere Blattkrankheiten können stärker bis sehr stark schädigen. Eine rasche Ernte ist aufgrund der Auswuchsneigung anzustreben.
Der später reifende Attergauer Dinkel reagiert weniger empfindlich auf eine verzögerte Ernte. Er bildet dem Dinkel entsprechende Körner mit dem höchsten Rohproteingehalt aus. Aufgrund des langen Wuchses ist die Standfestigkeit (Lager 8) jedoch begrenzt.
Cascada wurde 2022 neu zugelassen und ist ebenfalls anfällig für Lagerung (Note 8). Die ausgewogene Blattgesundheit wird mit erhöhter Widerstandsfähigkeit gegenüber Gelbrost und Braunrost abgerundet. Die Sorte erreicht das höchste Hektolitergewicht im Sortiment.
Der bewährte Ebners Rotkorn (Lager 8) kombiniert dinkeltypische Körner mit ansprechendem Hektolitergewicht und höchstem Rohproteingehalt. Ertraglich liegt er unter dem Sortenmittel, die Auswuchssicherheit ist bei späterer Reife durchschnittlich.
Filderweiss (Lager 7) überzeugt mit dem höchsten Kernertrag und einem überdurchschnittlich ausgeprägten Vesenertag. Diese Sorte wird allerdings nicht mehr weiter vermarktet.
Die sehr spätreife Neuzulassung Loreley ist widerstandsfähiger gegen Braunrost, ertraglich liegt die Sorte hinter Filderweiss. Trotz der Wuchshöhe ist die Standfestigkeit (Lager 6) verbessert.
Noch weniger anfällig für Lager (Note 5) ist der ebenfalls neue Noricum bei gleichzeitig höchstem Ertragspotenzial. Die Ernte hat aufgrund der sehr hohen Auswuchsneigung möglichst schnell zu erfolgen.
Ostro ist bereits seit 1986 im Sortiment und bildet dinkeltypische Körner mit höchsten Proteingehalten und ansprechendem Hektolitergewicht. Die Resistenzen gegen Blattseptoria und DTR-Blattdürre liegen im Durchschnitt, andere Krankheiten können die Ertragsbildung stärker beeinflussen. Entsprechend des langen Wuchses ist er wenig standfest (Lager 8).
Paracelsus wurde neu zugelassen und überzeugt mit seiner verbesserten Standfestigkeit (Lager 6) und der geringeren Anfälligkeit für Gelbrost. Der Vesenertrag fällt hoch aus, der Kernertrag liegt leicht unter dem Sortimentsmittel.
Der auswuchsfeste Steiners Roter Tiroler liegt ertraglich hinter Paracelsus. Die Widerstandsfähigkeit gegen DTR-Blattdürre und der hohe Proteinanteil überzeugen. Auf die sehr hohe Lageranfälligkeit (Note 9) ist bei der Bestandesführung zu achten.

Hat man auf seinem Betrieb die ÖPUL 2023-Maßnahmen UBB oder Biologische Wirtschaftsweise beantragt, kann im Mehrfachantrag die Maßnahme „Seltene Landwirtschaftliche Kulturpflanzen (SLK)“ codiert werden. Förderfähig ist der Anbau der Sorten Attergauer Dinkel, Ebners Rotkorn, Ostro und Steiners Roter Tiroler.
Zum Anbau 2023 ist von den neuen Sorten, mit Ausnahme von Paracelsus und Noricum, noch kein Saatgut verfügbar.

Erläuterungen:

Die Notenskala bei „Ausgewählte Sorten und Eigenschaften”:
• 1 = sehr gering ausgeprägt, d. h.: sehr frühreif, sehr kurzhalmig, sehr geringe Lagerneigung (sehr gute Standfestigkeit), sehr geringe Auswuchsneigung, sehr geringe Krankheitsanfälligkeit, sehr niedriges Hektolitergewicht, sehr niedriger Rohproteingehalt, sehr geringe Backqualität.
• 9 = sehr stark ausgeprägt, d. h.: sehr spätreif, sehr langhalmig, sehr starke Lagerneigung (sehr geringe Standfestigkeit), sehr hohe Auswuchsneigung, sehr hohe Krankheitsanfälligkeit, sehr hohes Hektolitergewicht, sehr hoher Rohproteingehalt, sehr hohe Backqualität.
Online nachlesen: Alle Sorten und Eigenschaften finden Sie in der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste 2023 und im Online-Tool Sortenfinder. Dieses interaktive Tool schlägt nach Auswahl der Kulturart und der gewünschten Sorteneigenschaften die geeignetste Sorte vor. https://bsl.baes.gv.at/
Erläuterungen zu den Ertragsgrafiken: Versuchserträge liegen etwa aufgrund der Parzellenrandwirkung 12 bis 20 Prozent über denen der entsprechenden Großfläche, entscheidend sind die Relationen zueinander. Die hier vorgestellten Ergebnisse wurden unter Mitarbeit des Landes Niederösterreich erhoben.

Autoren: DI Marlene Gepp, Ing. Thomas Massinger (beide AGES Wien) und
DI Wolfgang Deix (Land Niederösterreich)

- Bildquellen -

  • 2336 W01 Durum: AGES / Clemens Flamm
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AUTORDI Marlene Gepp, Ing. Thomas Massinger (beide AGES Wien) und DI Wolfgang Deix, Land Niederösterreich.
QuelleH.M.
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