Großraubtier-Problem in Brüssel verdeutlicht

Im Schulterschluss machten sich vergangene Woche die Almwirtschaftsvertreter aus Österreich und speziell Tirol, Bayern und Südtirol auf den Weg nach Brüssel, um mit Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius über die FFH-Richtlinie und die Dringlichkeit ihrer Abänderung zu sprechen.

Die Almbewirtschaftung müsse Vorrang haben, so Josef Lanzinger.

In diesem Zuge übergaben sie ein Forderungspapier. Tirols Almwirtschaftsobmann Josef Lanzinger erklärt die dringlichsten Punkte:

  • Almbewirtschafter im gesamten Alpenraum haben große Sorgen und Ängste aufgrund des massiven Anstieges der Wolfspopulationen und der Nutztierverluste.
  • Die Almbewirtschaftung wird oftmals bereits gegenwärtig aufgrund von Wolfsangriffen auf die Almweidetiere aufgegeben – mit dem Resultat, dass die gesamte Artenvielfalt zurückgeht. Almweiden und Bergmähder gehören zu den artenreichsten Standorten.
  • Die Alm- und Berglandwirtschaft im Alpenraum, insbesondere in Österreich, Südtirol und Bayern ist sehr kleinstrukturiert – in Österreich werden auf mehr als der Hälfte aller Almen unter 20 GVE aufgetrieben,  wobei die Schafherden auf den Almen zum überwiegenden Teil weniger als 50 Tiere beinhalten – oft sind es auch noch deutlich weniger. Die Tiere stammen häufig darüber hinaus noch von vielen unterschiedlichen Betrieben. Die meisten Bergbauernbetriebe sind Nebenerwerbsbetriebe.
  • Oft sehr steiles Gelände und schwierige Topografie.
  • Die Nutztierverluste durch Wölfe nehmen explosionsartig zu.
  • Aufgrund der Kleinstrukturiertheit und dem schwierigen Gelände auf den Almen ist Herdenschutz weder praktikabel noch finanzierbar.
  • Wölfe haben die Scheu verloren und dringen immer öfter auch in Siedlungen ein. Das erzeugt Sorgen und Ängste bei der gesamten ländlichen Bevölkerung.
  • Es braucht eine Änderung des Schutzstatus in der FFH-Richtlinie (von Anhang IV in Anhang V) und mehr nationalen Spielraum. 

Nächster Schritt muss auf EU-Ebene erfolgen

Quelle: Privat
Josef Lanzinger, Obmann Tiroler Almwirtschaftsverein

„Der Umweltkommissar gab uns zu verstehen, dass er nicht möchte, dass Bauern die Bewirtschaftung aufgrund von Wölfen aufgeben. Er sei außerdem offen für weitere Gespräche und möchte sich auch vor Ort auf einer österreichischen Alm über das Problem informieren“, erzählte Lanzinger. Diese Offenheit brauche es auch, „denn auf EU-Ebene liegt noch ein weiter Weg vor uns. Während auf Landesebene nun auf Initiative von Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler gesetzlich viel erreicht wurde, herrscht in Brüssel noch Handlungsbedarf.“ Den EU-Abgeordneten Simone Schmiedtbauer, Alexander Bernhuber und Barbara Thaler komme die schwierige Aufgabe zu, den Ernst der Lage klar zu machen. „Unser gemeinsames Auftreten hat aber sicher klar gestellt, dass das Problem akut ist und dringend einer umsetzbaren Lösungsmöglichkeit bedarf“, schließt der Tiroler Almwirtschaftsobmann.

- Bildquellen -

  • Sepp Lanzinger: Privat
  • Schafalm: agrarfoto.com
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AUTORred. HP
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