7,3 Mrd. Euro an Schäden hat die ukrainische Agrarbranche seit Kriegsbeginn erlitten.

Rund 24 Mio. Tonnen Getreide in mehr als 1.600 Schiffsladungen wurden laut UN-Angaben seit Einführung des Getreideabkommens über die Schwarzmeerhäfen verschifft. Die im Juli 2022 unter Federführung der Vereinten Nationen (UN) und der Türkei etablierten Abkommen bedürfen nun einer erneuten Verlängerung. Bereits im November hatte dies zu politischen Reibereien geführt. So auch diesmal. Am 18. März laufen die Vereinbarungen für den Getreideexport aus. Der Kreml hat bereits signalisiert, für eine Verlängerung zur Verfügung zu stehen. Allerdings nur um 60 Tage, die Hälfte der bisherigen Vertragslaufzeit. Eine weitergehende Verlängerung macht Moskau nach Angaben von Vize-Außenminister Sergej Werschinin „von den tatsächlichen Fortschritten bei der Normalisierung der russischen Landwirtschaft“ abhängig. Ausschlaggebend sei „die Situation bei den russischen Agrarexporten, einschließlich Bankzahlungen, Logistik und der Lieferung von Ammoniak“, so Werschinin nach Gesprächen zwischen Vertretern Russlands und der UN.

Zustimmung mit Zähneknirschen

In Kiew sorgt diese Vorgehensweise indes für Kopfschütteln. Man benötige eine unbefristete Verlängerung, auch weil „die ukrainische Landwirtschaft Garant für die Ernährungssicherung von 400 Millionen Menschen weltweit“ sei, zitiert Agra-Europe eine Beraterin des ukrainischen Präsidialbüros. Auch die Vereinten Nationen übten sich nach der russischen Ankündigung zunächst in Zurückhaltung. Man nehme diese „zur Kenntnis“, hieß es. Ein Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres beteuerte jedenfalls, dass die Vereinten Nationen mit allen am Istanbuler Getreideabkommen beteiligten Parteien zusammenarbeiten und alles daran setzen werden, den Fortbestand abzusichern: „Wir werden alles tun, um die Integrität des Vertrages zu wahren und seine Kontinuität sicherzustellen.“

36 Mrd. Euro Verlust

Unterdessen wurden Zahlen der Kiewer Wirtschaftshochschule (KSE) publik, welche die direkten und indirekten Verluste des ukrainischen Agrarsektors beziffern. Umgerechnet fast 36 Mrd. Euro soll der Angriffskrieg Russlands die Landwirtschaft der Schwarzmeernation bereits gekostet haben. Die Kalkulationen basieren laut Nachrichtenagentur Reuters auf Daten des ukrainischen Statistikdienstes, des Landwirtschaftsministeriums, der Weltbank sowie auf Satellitenbildern und diversen Unternehmensangaben. Demnach belaufen sich die direkten Verluste der Branche bis zum 1. Jänner dieses Jahres auf 7,3 Mrd. Euro. Darin sind sowohl zerstörte Maschinen im Wert von 3,6 Mrd. Euro, beschädigte Silos im Wert von gut 1 Mrd. Euro als auch zerstörte Agrargüter im Wert von knapp 2 Mrd. Euro enthalten. Auf ein Vielfaches schätzt man an der KSE jedoch die indirekten Verluste der Agrarwirtschaft, welche kurzfristig durch geringere Exporte und Produktionsausfälle, aber auch langfristig durch die Zerstörung und Degradation von Ackerböden entstanden sind. Die Wissenschaftler beziffern diese mit gut 28,2 Mrd. Euro.

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AUTORClemens Wieltsch
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