“Gewessler gefährdet mit ihrem rechtswidrigen Vorstoß die Lebensmittelversorgung”

Am Montag vergange­ner Woche stimmte Umweltministerin Leonore Gewessler im EU-Ministerrat der EU-Renaturierungsverordnung zu – ent­gegen der Zustimmung von sieben österreichischen Bun­desländern, darunter auch Tirol.

Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl zeigt sich verärgert: „Damit hat Gewessler gegen den ausdrücklichen Willen der Länder und ein rechtswidriges Stimmverhalten an den Tag gelegt. Ja, auch in Tirol wurden gerade im Inntal und in den Seitentälern in den vergangenen Jahrzehnten vernässte oder gar versumpfte Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung arrondiert und dabei auch entwässert und damit eine zeitgemäße landwirtschaftliche Bewirtschaftung ermöglicht. Wollen wir wirklich, dass diese Flächen wieder in ihren Ursprungszustand zurückgeführt werden? Das wäre wohl das sichere Ende einer flächendeckenden Landwirtschaft in Tirol, auf die wir im Sinne der Absicherung der Ernährungssouveränität angewiesen sind. Auch würde sich das von den Einheimischen aber insbesondere von unseren Gästen so geschätzte gepflegte Landschaftsbild massiv verändern. Tirol würde damit sein diesbezügliches Alleinstellungsmerkmal im Tourismus zweifellos verlieren. In jeder Gästeumfrage steht das Motiv der gepflegten Landschaft ganz oben bei der Begründung für einen Aufenthalt in Tirol.“

Anstatt ganze Landstriche wieder in Sümpfe und Moore zu verwandeln, und eine Bewirtschaftung im Berggebiet zu verunmöglichen, müsse die regionale Lebensmittelproduktion und Versorgung aber auch die Pflege der Landschaft abgesichert werden, meint Raggl. Er verweist in diesem Zusammenhang auf vier unabhängige Studien, die allesamt gravierende Folgen im Falle einer Umsetzung der Renaturierungsverordnung –die oft als eine der wichtigsten Maßnahmen des Green Deal angepreisen wird– aufzeigen. Nämlich ein dramatischer Einbruch der landwirtschaftlichen Produktion und erhebliche Erhöhungen der Lebensmittelpreise.

Studienergebnisse im Detail

– US-Landwirtschaftsministerium (USDA) warnt, dass der Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion die Lebensmittelversorgung in der EU verknappen wird und dadurch die Lebensmittelpreise steigen. Zusammengefasst rechnet die US-Behörde mit folgenden Ergebnissen: Die landwirtschaftliche Produktion geht um 12 % zurück, während die Preise um 17 % steigen. Link zur Studie: https://www.ers.usda.gov/amber-waves/2021/march/farm-to-fork-initiative-to-restrict-european-union-agricultural-inputs-may-increase-food-prices-further-global-food-insecurity/

– Auch die Universität Kiel bestätigt diese besorgniserregenden Trends. Ihre Forschung zeigt, dass es zu signifikanten Produktionsrückgängen und entsprechenden Preissteigerungen in der EU kommen wird. Konkret erwarten die Wissenschaftler einen Rückgang der Produktion um 20 % bei Rindfleisch und um 6,3 % bei Milch. Bei Getreide und Ölsaaten wird ein Rückgang um 21,4 % beziehungsweise 20 % prognostiziert. Diese drastischen Produktionsrückgänge implizieren bedeutende Preissteigerungen: Rindfleisch könnte um 58 % teurer werden, Schweinefleisch um knapp 48 % und Rohmilch um rund 36 %. Für pflanzliche Produkte liegen die Preissteigerungen zwischen 15 % für Obst und Gemüse (einschließlich Dauerkulturen und Wein), 18% für Ölsaaten und 12,5 % für Getreide. Link zur Studie: https://grain-club.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Farm_to_fork_Studie_Executive_Summary_DE.pdf

– Eine Studie der Universität Wageningen untersucht ausgewählte Produkte und prognostiziert Produktionsminderungen von etwa 20 % sowie eine Preissteigerung von rund 10 %. Link zur Studie: https://edepot.wur.nl/558517

– Auch die Europäische Kommission bestätigt in ihrer Folgeabschätzung, dass die Maßnahmen einen Rückgang der Lebensmittelproduktion zur Folge haben werde.

„Leider wurde beim Alleingang der Grünen Ideologie und verfrühtes Wahlkampfgetöse vor Hausverstand gesetzt und sie lässt die Bevölkerung auf den höheren Kosten sitzen! Es ist verantwortungslos, dass man so kurz nach der Coronapandemie die Versorgungssicherheit wissentlich aufs Spiel setzt“, so der Tiroler Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl. „Der Tiroler Bauernbund unterstützt die Nichtigkeitsklage, die vom Österreichischen Bauernbund und der ÖVP eingebracht wurde, voll inhaltlich. Mit der Umsetzung droht für Österreich und alle EU-Mitgliedsstaaten ein wahres Bürokratiemonster ohne Mehrwert und zum erheblichen Schaden der Versorgungssicherheit. Die Lebensmittelproduktion kommt in Bedrängnis und die Lebensmittelpreise werden in die Höhe schnellen. Auch ist eine nachhaltige und klimafreundliche Bewirtschaftung unserer Wälder, samt der damit verbundenen Arbeitsplätze ernsthaft gefährdet. Und abschließend ist mir wichtig festzuhalten, dass dieses Gesetz auch Regionen, Städte und Gemeinden trifft und mit zahlreichen Einschränkungen für die gesamte Bevölkerung zu rechnen ist.“ Zusammenfassend hält Raggl fest: „Wir wollen weiterhin Natur- und Umweltschutz mit Hausverstand, den wir in der kleinstrukturierten Tiroler Berglandwirtschaft schon lange betreiben. Dafür brauchen wir keine sinnlosen Gesetze aus Brüssel.“

- Bildquellen -

  • Peter Raggl: Tanja Cammerlander
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AUTORRed. HP
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