Auf die Idee kam der Bauer und frühere Kfz-Mechaniker aus Neuhofen an der Ybbs schon vor vielen Jahren. Den Hof der Familie führt er seit 2006. Seither hat er den Betrieb von 15 auf insgesamt 100 Hektar Nutzfläche, davon 90 Hektar Ackerland und zehn Hektar Wiesen, vergrößert. 2000 hängte Erich Stöger seinen Job in der Maschinenbaubranche an den Nagel und wechselte als Landwirt vom Neben- in den Vollerwerb. Denn auch die seit 1975 betriebene Hühnermast wurde kräftig erweitert: von anfangs 8.000, später 16.000 auf heute knapp 50.000 Mastplätze. Die Felder werden mit Gerste, Weizen, Mais und Sojabohnen bestellt.
Geflügelmast Stöger auf einen Blick: Knapp 50.000 Mastplätze, 100 Hektar Nutzfläche,
Getreide, Mais, Sojabohne; Pelletierung von 100 Tonnen Geflügelmist als Düngermittel.
In ihren beiden Mastställen für 10.000 und einem für genau 39.990 Tiere legen die Halter großen Wert auf das Tierwohl: mit Sitzstangen, Strohballen und Futterkörben sowie Grünschnitt oder Heu und Grit für den Knochenaufbau als Futterzugabe. Zudem gibt es überall Staubbäder und Scharraum. Pro Quadratmeter werden maximal sieben Tiere gehalten, also laut Vorgabe nicht mehr als 21 Kilogramm Lebendgewicht.
F. Stöger: „Wir machen aus einem wertvollen Rohstoff durch die Pelletierung eine nachhaltige Ware.“
Gefüttert wird das Federvieh, sowohl weibliche als auch männliche Tiere, mit zugekauftem Fertigfutter. Die Mastzeit dauert insgesamt zehn Wochen, davon drei Wochen Vormast. Pro Jahr gibt es zwölf Durchgänge, alle vier Wochen ist Schlachttermin mit Endgewichten zwischen 2,5 und 3,2 Kilogramm je Huhn. Zur Schlachtung geht das Geflügel zu einem Schlachthof nach Kärnten. Die Abnahme garantiert ein Vertrag, der sich bei jeder Mastperiode automatisch verlängert. Das Einstreu-Stroh wird mit dem Lader in den Stall gefahren und per Hand breitgestreut. Für Stöger geht nichts über eine trockene Einstreu: „Nur wenn ihre Fußballen trocken sind, sind meine Hühner gesund und fühlen sich wohl.“ Schon in seinen ersten Stall hat er 2008 eine Fußbodenheizung eingebaut, um ihnen ein optimales Umfeld zu bieten.
Marketingkonzept bei FH-Ausbildung erarbeitet
Allerdings, erinnert sich der Landwirt: „Der Mist war von da an so trocken, dass er bei der Ausbringung auf die Felder Probleme bereitete.“ Auch die enorme Staubentwicklung, die Abtrift und der Geruch führten zu Missstimmung mit den Anrainern. „Bis mein Vater die Möglichkeit der Pelletierung des wertvollen Rohstoffes ins Auge gefasst hat“, erzählt Sohn Florian. Der hat an der FH Wieselburg studiert und dazu ein Marketingkonzept erarbeitet. 2020 gründeten beide die STH GmbH. Seither werden in Rampersdorf „Pressgold“-Pellets aus Hühnermist gepresst. Auf die Technik dazu stieß der 27-Jährige via Internet. Die Pelletieranlage stammt aus Bayern von der Firma Ecokraft. Mit ihrem Hühnermist wurde bei dieser eine erfolgreiche Test- Pelletierung durchgeführt. Als großen Pluspunkt empfand der Jungunternehmer, dass seine Anlage extra für den Hühnermist ausgelegt und auf dessen besondere Bedürfnisse zugeschnitten wurde.
Gestemmt wurde der Kauf auch mit Kapital von Investoren aus der Branche. Als Standort hat sich ein stillgelegter Bauernhof einen Kilometer vom Hof der Stögers entfernt angeboten. Eine dort leer stehende Halle wurde gepachtet und die Infrastruktur rundum erneuert. Nach Anlieferung der Pelletieranlage gab es bis zu deren automatischen Betrieb noch eine Reihe von Herausforderungen zu meistern. „Der Mist weist unterschiedliche Strukturen auf, mittlerweile läuft sie optimal“, berichtet Florian Stöger.
Hühnermist auch von anderen Betrieben
Mittlerweile stammt der Hühnermist von fünf Landwirten, darunter zwei Biobauern, aus einem Umkreis von 30 Kilometern. „Zehn bis 100 Tonnen pro Betrieb. Wobei unsere Lieferanten gewisse Qualitätsvorgaben, etwa den Trocknungsgrad betreffend, einhalten müssen.“ Weitere Anlieferer werden gesucht. Die Anlage ist an Werktagen zwölf bis 14 Stunden in Betrieb und pelletiert je Stunde 700 bis 800 Kilogramm Hühnermist. „Aus einer Tonne Rohware entstehen 900 Kilogramm Pellets“, rechnet der Jungunternehmer vor. Hergestellt werden ein Bio- Universaldünger für alle Pflanzenarten, inklusive Gemüse, Kräuter und Blumen mit sechs Millimeter Pelletsdurchmesser und ein Bio-Rasendünger mit vier Millimeter, der eine bessere Streuung verspricht. Das meist im Frühjahr und Herbst nachgefragte Saisonprodukt wird auf Lager produziert und abgefüllt in 3-kg-Packungen, 20-kg- Säcken oder 1.000 kg-Big-Bags.
Zur vollen Auslastung der Anlage entschloss sich Stöger, zusätzlich Holzpellets mit einem Durchmesser von sechs Millimeter zu produzieren. Und von Beginn an bietet er Lohnpelletierung an. Das wird für Heu und Stroh von Landwirtschaftsbetrieben im Radius von 100 Kilometern in Anspruch genommen. Ebenfalls pelletiert hat Stöger schon Rinde und Apfeltrester. Das Pressgold im Großgebinde ordern vor allem Gemüse-, Wein- oder Grünlandbetriebe, konventionelle wie Biobauern, auch aus Deutschland. Kleingebinde gehen an Gärtnereien, und online an Privathaushalte. Florian Stöger ortet jedenfalls weiterhin gute Geschäfte: „Der Trend weg von chemischen Düngern hin zu nachhaltigen Produkten ist groß. Wir machen aus einem wertvollen Rohstoff durch die Pelletierung eine nachhaltige Ware.“ Der Ausbau der Anlage wäre relativ einfach umzusetzen. Der Junior-Firmenchef: „Möglich wären bis zu vier Pressen.“
Zur Autorin: Helga Gebendorfer ist Agrarjournalistin und lebt in Bayern.
- Bildquellen -
- Vater und Sohn: Gebendorfer
- Ganze Anlage: Gebendorfer
- Anlieferungshalle: Gebendorfer
- Düngepellets: Gebendorfer
- Stöger mit Dünger Produkte n: Gebendorfer