Futterertrag: Gefühl ist gut, genau messen ist besser

Wer Mähwiesen und Weiden wirklich „managen“ will, braucht dazu eine verlässliche Ertragsermittlung. Nur damit lassen sich die Ergebnisse von Einsaat und Düngung messen und letztlich auch der Milchertrag je Hektar optimieren.

Die Probemahd zur Ermittlung des Trockenmasseertrages ist vergleichsweise genau, erfordert aber drei bis vier Probepunkte je Hektar und das Trockenen des händisch geernteten Aufwuchses.

Der exakte Ertrag des Grünlands ist die große Unbekannte. Unter dem Zeitdruck der Ernte bleibt meist zuwenig Spielraum für Schätzung oder Messung der Erntemengen. In der Praxis heißt es dann betreffend Futterlager oder Silo nur: „super-voll“ oder „halb-leer“.
Dabei ist eine möglichst genaue Ertragschätzung am Grünland die Grundlage zur Bewertung von Düngemaßnahmen und des Erfolges einer Nachsaat sowie auch zur Bewertung der Futterqualität. Durch Rückrechnung auf die Trockenmasse-Erträge (TM) lässt sich die Ertragskraft einzelner Flächen einschätzen und damit die jeweils passende Düngergabe ermitteln. Letztlich ermöglichen genaue Ertragsergebnisse auch die Kalkulation des Milchertrags je Hektar sowie den Vergleich über mehrere Jahre oder mit anderen Betrieben der Region. Auch zur Absicherung der Futterbasis beispielsweisein Trockenjahren und zur rechtzeitigen Beschaffung alternativer Futtermengen ist eine Etragsprognose sehr wichtig.

NIR-Sensoren auf Feldhäckslern

Für feldtaugliche Schätzungen sind vielfältige Methoden in Erprobung und Entwicklung. Sie reichen von Durchflusssensoren in Mähwerken über Drohnenbilder bis hin zu satellitengestützten bildverarbeitenden Verfahren (siehe Kasten „SatGrass“). Der breitere Einzug in die Praxis ist bisher nur an Feldhäckslern gelungen, bei denen mittels Volumenstromsensor die Grünmasse und mittels Nahinfrarot (NIR-Sensor) die Trockenmasse und weitere Inhaltsstoffe ermittelt werden. Um mit solchen Daten weiterarbeiten zu können, ist zur Auswertung zudem ein Farmmanagement-Informationssystem erforderlich. Damit die Ergebnisse genau sind, bedarf es zudem einer regelmäßigen Kalibrierung und Referenzwägungen.Im Optimalfall lässt sich mit den gewonnenen Daten für jeden Schnitt eine teilflächenspezifische Ertragskarte erstellen, aus der in der Folge auch eine angepasste Düngekarte sowie eine auf die Teilfläche abgestimmte Schnittnutzung ableitbar ist.
Solange die hochtechnisierten Methoden noch nicht breit zur Verfügung stehen, bleibt in der Praxis nur die Anwendung traditionell bewährter Schätzmethoden, von denen drei hier in Erinnerung gerufen seien:
• Probemahd,
• Messung der Aufwuchshöhe,
• Verwiegung bzw. Schätzung der Ernte.

Bei der Probemahd wird vor jeder Nutzung an typischen Stellen des Schlages eine Fläche von einem oder zwei Quadratmetern von Hand geerntet (siehe Aufmacherfoto). Erforderlich sind drei bis vier Proben je Hektar. Die Schnitthöhe wird so wie beim Mähwerk gewählt. Aus der Verwiegung nach Trocknung ergibt sich die Trockenmasse. Ist kein Trockenschrank (Mikrowelle, Dörrofen) vorhanden, dann kann der TM-Gehalt näherungsweise mit 18 % der Grünmasse angenommen werden (Silage, Eingrasen, Weidefutter) bzw. mit 20 % bei Heunutzung.
Die Ertragsermittlung mittels Messung der Aufwuchshöhe kommt für vitale, gut geschlossene Grünlandnarben infrage. Schwächere Standorte sind für diese Methode weniger geeignet. Die Bestandeshöhe reicht dabei vom Boden bis zur Höhe der Hauptmasse des Bestandes. Zur Ertragsschätzung gilt näherungsweise, dass ein Zentimeter umlaufende Bestandeshöhe einem Ertrag von einer Dezitonne TM pro Hektar entspricht. Somit ergibt sich der TM-Ertrag (dt/ha) einfach aus der gemessenen Bestandeshöhe (cm) abzüglich der nach der Nutzung verbleibenden Reststoppelhöhe (cm). Beipielsweise ergibt sich bei 20 cm Bestandeshöhe und 6 cm Reststoppelhöhe ein TM-Ertrag von 14 dt/ha. Neben dem Zentimtermaß sind auch Messplattengeräte aus der Weidehaltung in Gebrauch (z. B. der irischen Fa. GrassTec). Um mit solchen Geräten den Ertrag auf 10 bis 20 % genau messen zu können, braucht es bei einem Ertragsniveau von 30 dt TM/ha etwa 30 bis 120 Messpunkte. Bei 20 dt TM/ha braucht es für dieselbe Genauigkeit doppelt so viele Messungen.
Bei der Verwiegung des geernteten Futters (Wägung, Schätzung, Zahl der Fuhren) wird wie bei der Probemahd von der Grünmasse der Fläche auf die TM zurückgerechnet und durch das Flächenausmaß dividiert.

- Bildquellen -

  • 2421 W GrassTec Cut And Weigh: GrassTec
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QuelleH.M.
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