Wie sehr das wirtschaftlich Sinn macht, lasse sich zwar nicht allgemein gültig beantworten. „Das hängt, wie vieles, von der Situation auf dem jeweiligen Betrieb ab“, meint Josef Penzinger, Agrarconsulter und Co-Geschäftsführer der Austro LBK-Gruppe (Deutz-Fahr, JCB). Er hat 2022 den Markt für Gebrauchte genauer unter die Lupe genommen. Und wurde bei der Suche nach Zahlen und Fakten wie viele Bauern auf Landwirt.com fündig. Denn neben speziellen Ausstellungen und Märkten ist die vor etwa zwei Jahrzehnten eingeführte Online-Plattform zu einer der wichtigsten Absatzdrehscheiben nicht nur für Landtechnikhändler geworden – für gebrauchte, aber auch neue Traktoren.
Angebot hat sich halbiert
Landwirt.com analysiert regelmäßig das Angebot aus zweiter Hand von Traktoren ausgewählter Marken von 50 und 300 PS, einem Alter ab einem bis zwölf Jahren oder 100 bis 12.000 Betriebsstunden, und das nicht nur aus Österreich, sondern auch Deutschland. Denn üblicherweise seien Traktoren in beiden Ländern etwa gleich hochwertig ausgestattet und somit die Suche nach solchen Zugmaschinen zwischen Rosenheim und Flensburg auch für Bauern hierzulande interessant, so Penzinger. Dabei hat sich laut Landwirt.com die Anzahl der angebotenen Maschinen in den vergangenen zwei Jahren halbiert: in Deutschland von gut 3.000 auf knapp 1.400, in Österreich von beinahe 1.000 auf etwa 500. „Der Rückgang betrifft fast alle Marken“, so Penzinger. Deutlich zurückgegangen sei auch die Datenqualität am Online-Markt. „Auf fehlende oder offensichtlich falsche Angaben stößt man heute wesentlich öfter als früher.“
In beiden Ländern seit 2020 gestiegen ist das durchschnittliche Alter der Maschinen und damit meist auch die durchschnittlichen Betriebsstunden: in Österreich auf 9,1 Jahre mit 4.100 Stunden; in Deutschland auf 8,1 Jahre mit 4.700 Stunden, ebenso wie die durchschnittliche Leistung in Österreich um 10 auf 138 PS (D: 170 PS). Daher liege auch der durchschnittliche Angebotspreis für einen typischen Gebrauchttraktor in Österreich mittlerweile bei rund 66.000 Euro, so Penzinger (D: 68.500 Euro). Nur die Durchschnittspreise zu vergleichen, greife allerdings zu kurz. „Rund drei Viertel des Preises werden vom Alter, den gefahrenen Betriebsstunden und der PS-Leistung bestimmt.“ Dank statistischer Parameter und anhand verschiedener Faktoren könne auf Basis der auf Landwirt.com angebotenen Traktoren errechnet werden, wie stark ein Jahr Nutzung (oder Standzeit) und jede Betriebsstunde einen Traktor abwerten und wie stark jede PS-Leistung diesen aufwertet. So lasse sich ein Vergleichspreis für alle Traktoren erheben.
Preise steigen deutlich
„Anhand solcher Vergleiche wird sichtbar, dass die Preise bei fast allen Marken deutlich gestiegen sind“, weiß Ludwig Schwarzmayr von Landwirt.com. Und das bedeute, dass selbst bei den Gebrauchten die Investitionskosten deutlich steigen. Es zeige aber auch, dass sich die stark gestiegenen Preise für neue auch auf die Preise von gebrauchten Traktoren auswirken. Der Rat der beiden Marktprofis: „Wer gebraucht kaufen will, muss ständig beobachten und schnell sein.“
- Bildquellen -
- Kaufvertrag Für NeuenTraktor: Foto: Gina Sanders - stock.adobe.com