Quehenberger zieht sein Resümee zu 2020.

BauernZeitung: Ein unglaubliches Jahr liegt hinter uns. Geprägt wurde es maßgeblich von der Pandemie und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die wirtschaftlichen Folgen der Lockdowns haben auch die Landwirtschaft hart getroffen.

QUEHENBERGER: Ja, die Auswirkun­gen waren und sind noch immer stark zu spüren. Vor allem die fehlenden Ab­nehmer aus Gastronomie und Hotelle­rie und der damit einhergehende Preisabfall beim Fleisch haben die Landwirt­schaft nachhaltig getroffen. Und ge­rade bei uns in Salzburg, darf man nicht auf die vielen „Urlaub am Bau­ern­hof“-Betreiber vergessen, die in diesem Jahr viel weniger Gäste beherbergen konnten. In beiden Fällen haben die Unterstützungspakte von Bund und Land ge­holfen. Die Salzburger Bäuerinnen und Bauern können jedenfalls sehr stolz auf ihre Leistungen im heurigen Jahr sein.

Können Sie Corona auch Gutes abgewinnen?

Corona selber nicht. Aber unsere Bäuerinnen und Bauern haben deutlich gezeigt, dass auf sie Verlass ist und dass sie die Lebensmittelsicherheit für die Bevölkerung gewährleisten können. Nicht umsonst wurden sie von der Bundesregierung als systemerhaltend eingestuft. Gleichzeitig hat auch die Bevölkerung gesehen, welche Leistung wir erbringen und die Wertschätzung uns gegenüber ist deutlich gestiegen. Das zeigt sich auch an der hohen Nachfrage an regionalen Produkten und beim guten Absatz der Direktvermarkter.

Das heißt, den Menschen konnten die Leistungen der Landwirtschaft und die bäuerliche Arbeit nähergebracht werden?

Ja, dennoch ist in diesem Bereich noch sehr viel zu tun. Gerade während der Lockdowns waren viele Menschen froh, hinaus in die Natur gehen zu kön­nen. Das hat leider auch vermehrt zu Nutzungskonflikten geführt. Denn das, was viele Leute einfach „nur“ als Natur sehen, sind das Eigentum und die Wirtschaftsflächen der Bäuerinnen und Bau­ern, in die Tag ein Tag aus viel harte Arbeit fließt. Das ist und war vielen nicht bewusst und hat zu Konflikten geführt. Hier braucht es noch viel Aufklärungsarbeit und gegenseitiges Verständnis. Aber klar ist auch, dass wir Bäuerinnen und Bauern nicht für das zum Teil unverantwortliche Handeln der Menschen verantwortlich gemacht werden dürfen. Ich denke hier an das vielzitierte Kuhurteil. Die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen muss wieder in den Vordergrund gestellt und der Hausverstand benutzt werden.

Die Salzburger Landwirtschaft ist traditionell sehr von Milchbetrieben geprägt. Gerade in diesem Bereich gab es 2020 eine erfreuliche Entwicklung.

Die Krise hat gezeigt, dass es eine gute und verlässliche Partnerschaft gibt. Durch ihre Innovationskraft und ihr breites Produktportfolio haben die Molkereien Milchpreiserhöhungen möglich gemacht. Gleichzeitig haben die Landwirte in einer ungewissen Zeit die Liefermengen zurückgefahren und so einen wichtigen Beitrag geliefert. So sind die Milchverarbeiter in Summe gut durch die Krise gekommen, auch wenn das Auf- und Ab am Markt sie stark gefordert hat. Ebenso erfeulich ist die Fusion der drei bestehenden Genossenschaften im heurigen Jahr zur Salzburger Alpenmilchgenossenschaft. Die daraus resultierenden schlanken Strukturen sind für die Bauern ein klarer Vorteil, denn durch sie gibt es nur noch einen Ansprechpartner, was noch schnellere Entscheidungen ermöglicht.

Bei den Landwirtschaftskammerwahlen im Februar haben Sie und Ihr Team vom Bauernbund ein sehr gutes Ergebnis erzielen können. Was wurde in dem Jahr bewegt?

Besonders stolz macht mich, dass wir trotz der Krise das SalzburgerLand Herkunftszertifikat weiter stärken konnten. Mittlerweile wurden schon mehr als 150 Salzburger Betriebe ausgezeichnet und das Zertifikat auf die Gastronomie ausgeweitet. Das ist ein großer Erfolg, denn indem deutlich zu erkennen ist, woher ein Produkt stammt, wird der Konsument bei seiner Kaufentscheidung unterstützt. Gleichzeitig konnten wir mit der Fleischerei Ablinger das Salzburger Kälberprojekt ins Leben rufen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die Wertschöpfung in der Region zu halten aber auch zum Tierwohl und zum Umweltschutz. Denn es ist ein Irrsinn, wenn heimische Kälber exportiert werden und stattdessen das holländische Kalbfleisch importiert wird.

red.EH

- Bildquellen -

  • RQ-c-Bauernbund-Horner: BB/Horn
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