Eigenmarken verdrängen heimische Qualität

Der am 1. Juni stattfindende Weltmilchtag soll die Konsumenten animieren, beim Einkauf auf die regionale Herkunft der Milcherzeugnisse zu achten. Gerade bei Eigenmarkenprodukten von Lebensmitteleinzelhandelsketten und Diskontern ist das besonders wichtig. Das hat ein vor Kurzem veröffentlichter Regionalitäts-Check bestätigt.

Heimische Milch und Milcherzeugnisse mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel garantieren eine ausschließlich gentechnikfreie Fütterung von den bäuerlichen Betrieben.

Hohe Umwelt- und Haltungsstandards – das zeichnet die österreichischen bäuerlichen Familienbetriebe aus. Doch obwohl die heimischen Bäuerinnen und Bauern zu den weltweit höchsten Standards Lebensmittel erzeugen, scheint das teilweise beim Lebensmitteleinzelhandel und auch bei Teilen der Konsumenten nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Wolfgang Wallner: „Der Ausbau des billigeren Eigenmarkensortimentes führt zu einem stärkeren Preisdruck und heimische wird durch ausländische Milch ersetzt.“

Eigenmarken ersetzen die Regionalität bei Lebensmitteln

Ein kürzlich durchgeführter Regionalitäts-Check des Vereines „Wirtschaften am Land“ unter Mithilfe von Jungbauern aus Oberösterreich, Tirol und Kärnten untersuchte 963 Eigenmarken-Produkte bei Butter und Käse. Das ernüchternde Ergebnis: 40 Prozent der überprüften Produkte sind nicht nachweislich mit österreichischer Milch hergestellt. Und bei 27 Prozent der Produkte ist nicht ersichtlich, woher der Rohstoff Milch bzw. aus Milch verarbeitete Produkte bezogen wurden. Elf Prozent der verwendeten Rohstoffe stammen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten und sogar zwei Prozent aus Übersee. Im Jahr 2022 machten die Handelseigenmarken rund 63 Prozent des Lebensmittelverkaufes aus. Bei Käse betrug dieser 58 Prozent. Zuletzt gab es Kritik, dass in Österreich für Lebensmittel im Durchschnitt gegenüber Deutschland um 14 Prozent mehr bezahlt werden muss (Studie Europäische Zentralbank April 2023).

Ein wesentlicher Grund dafür ist laut Hagelversicherung die Supermarktdichte. Vergleicht man die Supermarktdichte gibt es pro 100.000 Einwohner in Österreich 60 Geschäfte und in Deutschland 40. „Energie für die Kühlung, Baumaterialien, Sanierungen, Personal kosten den Lebensmittelketten viel Geld. Bezahlen müssen diese Marktkonzentration sowohl die bäuerlichen Familienbetriebe, als auch die Konsumenten“, betont Bauernbund-Landesobfrau Michaela Langer-Weninger. Die österreichischen Haushaltsausgaben für Lebensmittel liegen europaweit mit zwölf Prozent im untersten Bereich (Statistik Austria). Trotz dieses Faktums wird täglich über die gestiegenen Lebensmittelpreise berichtet.

Kein kostendeckender Preis für Urproduzenten

„Die bäuerlichen Familienbetriebe befinden sich in einem Dilemma. Als Urproduzenten sind sie einem starken Wettbewerbsdruck ausgeliefert. Die Landwirtschaft könne ihre gestiegenen Kosten bereits seit Jahren nicht mehr durch die Produkterlöse erwirtschaften. Das Einkommen in der Landwirtschaft stagniert auf dem Niveau der Jahre 2011 oder 2007“, so Langer-Weninger.

Michaela Langer-Weninger: „Bezahlen müssen die Marktkonzentration sowohl die bäuerlichen Familienbetriebe, als auch die Konsumenten.“

Faktencheck bei Speiseeis und veganen Lebensmitteln

2021 und 2022 führte der OÖ Bauernbund Faktenchecks bei industriell hergestelltem Speiseeis und veganen Lebensmitteln durch. In mehr als der Hälfte der Testeinkäufe wurde Kokosfett und Palmöl gefunden. Ähnliches ergab der Faktencheck bei veganen Lebensmitteln. Beispielsweise wurde als Hauptbestandteil eines untersuchten Käse-Imitates Kokosöl festgestellt. Dabei wird Milch durch billiges Fett ersetzt, dass eine weite Reise hinter sich hat. 

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AUTORred. SR
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